WHKT-REPORT – AUSGABE 12/2021

Vorwort


Liebe Leserinnen und Leser,

erneut neigt sich ein außergewöhnliches Jahr dem Ende. Im ersten Jahr der Pandemie haben wir bereits erlebt, dass das Handwerk gerade auch in Nordrhein-Westfalen der Stabilitätsanker für Arbeits- und Ausbildungsplätze war. In diesem zweiten Corona-Jahr haben wir nicht nur erlebt, wie verlässlich das Handwerk als Wirtschaftsmacht von nebenan ist. In 2021 ist zudem mehr denn je deutlich geworden, dass Zukunft ohne das Handwerk nicht zu machen ist.

In zweierlei Hinsicht konnte das Handwerk seine entscheidende Rolle in diesem Jahr untermauern. Der Klimaschutz ist zu einer noch größeren politischen Priorität geworden. Alle Zielvorstellungen sind ohne das Handwerk nicht umsetzbar. Wir werden die Klimaschutzziele, zum Beispiel im Bereich der Gebäudesanierung, nicht erreichen, wenn das Handwerk den Klimaschutz nicht installiert.

Der Rückschluss aus den Entscheidungen dieses Jahres muss deswegen sein: Das Handwerk braucht gut ausgebildete Fachkräfte. Gemeinsam mit der Politik müssen wir die berufliche Bildung entscheidend stärken, ansonsten droht, dass aus dem Fachkräfteengpass eine Fachkräftemisere zulasten auch des Klimaschutzes wird. NRW ist in den vergangenen Jahren mit Milliarden-Investitionen zum herausragenden Wissenschafts- und Hochschulstandort geworden. Das ist ein großer Erfolg für unser Land. Ab jetzt muss aber die berufliche Bildung die gleiche Wertschätzung erfahren, wenn die Transformation unserer Industriegesellschaft hin zu Klimaneutralität gelingen soll.

Der zweite Punkt, der das Handwerk unverzichtbar macht und der ebenso in diesem Jahr deutlich wurde, ist der Beitrag der allein in NRW über 190.000 Handwerksbetriebe mit ihren 1,2 Millionen Beschäftigen für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Dass aus dem Handwerk insgesamt entscheidende Impulse für bürgerschaftliches Engagement – für eben diesen Zusammenhalt – kommen, konnte man in diesem besonderen Jahr besonders oft beobachten.

In der Folge der Flutkatastrophe waren es wie selbstverständlich Handwerkerinnen und Handwerker, die ohne viel Tamtam einfach zur Stelle waren. Das ehrenamtliche Engagement, das auch und gerade aus dem Handwerk heraus entsteht, ist nach solchen Katastrophen und auch in der Pandemie unverzichtbar.  Es sind die vielen kleinen Mosaiksteinchen des persönlichen und selbstlosen Einsatzes, die unsere Gesellschaft letztlich lebenswert machen.

Wenn wir uns der Bedeutung des Handwerks für die Transformation auf der einen und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf der anderen Seite bewusst sind, dann muss uns um die Zukunft nicht Bange sein.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein friedliches Weihnachtsfest und einen guten Übergang in ein gesundes Jahr 2022.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Matthias Heidmeier
Hauptgeschäftsführer
 

Weichen gestellt:

Zukunftsweisende Entscheidungen für die Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld

Hans Hund, Matthias Heidmeier, Martin Tesing, Berthold Schröder, Dr. Ursula Baumeister, Hans-Joachim Hering (v.l.n.r.) | Foto: Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld

Mit dem Verkauf des Hauptschlosses an die Gemeinde Raesfeld und den Wahlen zum Vorstand des »Schloss Raesfeld – Bildungsstätte des Handwerks e.V.« sind bedeutende Weichen für die Schlossgemeinde und das NRW-Handwerk gestellt.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz haben die Vertreter der Vertragsparteien, Bürgermeister Martin Tesing für die Gemeinde Raesfeld, sowie Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster und Matthias Heidmeier, Hauptgeschäftsführer des Westdeutschen Handwerkskammertages, den Verkauf des Schlosses bekannt gegeben. Die Gemeinde Raesfeld hat, nach einstimmigem Ratsbeschluss in einer nichtöffentlichen Sitzung, das Hauptgebäude des Wasserschlosses von den Handwerkskammern des Landes Nordrhein-Westfalen erworben. Neben der Hauptburg veräußert das NRW-Handwerk eine Fläche von rund 7,4 Hektar, zu der neben einem Waldgebiet der Weinbergteich und die angrenzenden Parkplätze gehören.

Noch vor der Pressekonferenz wurde ein neuer Vorstand für den Verein »Schloss Raesfeld – Bildungsstätte des Handwerks e.V.« gewählt. Neuer Vorsitzender ist Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund. Als Stellvertreter fungiert Dipl.-Ing. Hans-Joachim Hering, Präsident des Unternehmerverbands Handwerk NRW e.V. Geschäftsführendes Vorstandsmitglied ist Matthias Heidmeier. Weitere Vorstandsmitglieder sind die Vertreter der sieben Handwerkskammern des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie werden die Weiterentwicklung der Akademie des Handwerks mitgestalten.

Mittelfristig wird die Akademie des Handwerks in die Vorburg ziehen, deren Nutzung per Erbbaurecht durch die Handwerkskammern für weitere 65 Jahre gesichert ist. Die Raesfelder Bildungseinrichtung will sich zukünftig noch stärker auf Alleinstellungsmerkmale fokussierenMarkenkern bleibt die Fortbildung »Geprüfte/r Restaurator/in im Handwerk« als Aushängeschild. Das unterstreicht Matthias Heidmeier: »Wir müssen auch weiterhin etwas tun, dass die Akademie ein Aushängeschild bleibt. Raesfeld wird ein zentraler Treffpunkt des Handwerks bleiben und das Schloss bleibt in der Hand der Gemeinde.« Wichtige Säule der Bildungsarbeit bleibt auch die Weiterbildung der Sachverständigen. Als neue Standbeine werden die jüngst initiierte Ehrenamtsakademie, deren Gestaltung und Umsetzung Akademieleiterin Dr. Ursula Baumeister mit vorantreibt, und die Exzellenz-Initiative hinzukommen.

Kooperationsvereinbarung unterzeichnet:

WHKT ist Partner im Netzwerk bürgerschaftliches Engagement NRW

Mit Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung hat der WHKT seine Partnerschaft im Netzwerk bürgerschaftliches Engagement NRW (NBE NRW) bekräftigt. Ziel ist, gemeinsam mit den Netzwerkpartnern die am 2. Februar 2021 verabschiedete Engagementstrategie für das Land Nordrhein-Westfalen umzusetzen und weiterzuentwickeln. Das Netzwerk ist ein unabhängiger und freiwilliger Zusammenschluss von Institutionen und Organisationen aus Zivilgesellschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft.

Um Ehrenamt im Handwerk transparenter und für den Nachwuchs interessant zu machen, nachhaltig zu fördern und Engagement auch für die Zukunft sicherzustellen, hat der WHKT in diesem Jahr mit Förderung des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIDE) die »Ehrenamtsakademie des NRW-Handwerks (EAH)« entwickelt. Durch die Partnerschaft im NBE NRW vernetzt sich der WHKT jetzt mit Akteuren der Engagementlandschaft auf lokaler, regionaler und Landesebene und bringt mit dem nordrhein-westfälischen Handwerk einen starken Partner in das Netzwerk ein.

Die Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen ist dem NBE NRW als Gründungsmitglied beigetreten. In der digitalen Gründungsveranstaltung am 4. Dezember 2021 erklärte Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt Andrea Milz: »Ich bin begeistert, wie die zahlreichen Akteure mit großem Engagement in einem partizipativen Prozess die Rahmenbedingungen für das Netzwerk bürgerschaftliches Engagement NRW geschaffen haben. Das Netzwerk wird dazu beitragen, die Engagementstrategie für das Land Nordrhein-Westfalen gemeinsam umzusetzen und weiterzuentwickeln.«

Die Landesregierung hat den Gründungsprozess des NBE NRW aktiv begleitet und beabsichtigt die weitere Arbeit des Netzwerks mit bis zu 200.000 Euro pro Jahr zu unterstützen.

Weitere Informationen unter www.engagiert-in-nrw.de

Handwerk im Hafthaus:

WHKT initiiert enge Kooperation mit dem Strafvollzug

WHKT-Hauptgeschäftsführer Matthias Heidmeier (4.v.r.) und WHKT-Vizepräsident Felix Kendziora (5.v.l.) erhielten beim Besuch der JVA Heinsberg spannende Einblicke in den Alltag einer Haftanstalt

»Haftentlassene als Arbeitnehmer sind problematisch«, ist eines von zahlreichen gängigen Vorurteilen, denen sich entlassene Straftäterinnen und Straftäter ausgesetzt sehen, wenn sie ihre Strafe verbüßt haben und den Weg zurück in die Gesellschaft suchen. Ein Teufelskreis, denn die Ablehnung aus der Gesellschaft führt in vielen Fällen dazu, dass ehemalige Inhaftierte rückfällig werden und sich erneut hinter Gittern wiederfinden. Deshalb stehen Inhaftierten während ihrer Haftzeit umfassende Angebote im Bereich der schulischen und beruflichen Bildung zur Verfügung, die von einer Vielzahl unterschiedlicher Trainings und Qualifizierungen begleitet werden, beispielsweise aus den Bereichen Anti-Gewalt, Suchtprävention oder Sprachförderung. Obwohl sich dadurch häufig positive Persönlichkeitsentwicklungen ergeben, fehlt den Gefangenen nach ihrer Entlassung der Zugang zu Betrieben.

Vor diesem Hintergrund hat der WHKT gemeinsam mit dem Ministerium der Justiz NRW die Initiative »Handwerk im Hafthaus« ins Leben gerufen, deren Ziel darin besteht, den Zugang von Haftentlassenen in den ersten Arbeitsmarkt zu verbessern. Zum Auftakt des Vorhabens konnten sich Vertreter des WHKT, darunter WHKT-Vizepräsident Felix Kendziora und WHKT-Hauptgeschäftsführer Matthias Heidmeier, der Handwerkskammer Dortmund und der Handwerkskammer Aachen zusammen mit Vertretern des Ministeriums der Justiz NRW einen persönlichen Eindruck von den Haftbedingungen sowie von den schulischen und beruflichen Angeboten in zwei nordrhein-westfälischen Vollzugsanstalten verschaffen.

Die JVA Bochum-Langendreer ist eine Anstalt für den offenen Vollzug und ausschließlich für die berufliche Qualifizierung von solchen Gefangenen zuständig, die bereits Teile ihrer Haftzeit in anderen Anstalten des Landes verbüßt haben und sich nun auf die Freilassung vorbereiten. »Ein Beschäftigungsverhältnis ist eine wichtige Grundlage bei der Resozialisierung Haftentlassener«, bringt Christina Hagemann, Leiterin der JVA, die enorme Bedeutung beruflicher Qualifizierung auf den Punkt. Zu den Qualifizierungsangeboten in der JVA Bochum-Langendreer zählen u. a. die Berufsausbildung zum/zur Maurer/in, Hochbaufacharbeiter/in, Maler/in und Lackierer/in, Elektroniker/in für Betriebstechnik, Industriemechaniker/in und Fachkraft für Metalltechnik.

Weiterer Kooperationspartner im Rahmen des Vorhabens ist die JVA Heinsberg, die als Vollzugsanstalt für ausschließlich männliche, jugendliche Straftäter im Alter von 14 bis 24 Jahren derzeit rund 260 Gefangene verwahrt. Wie die JVA Bochum-Langendreer verfügt auch die JVA Heinsberg über Ausbildungswerkstätten und Unterrichtsräume, die mit modernsten Maschinen und Werkzeugen ausgestatteten sind. Gut qualifizierte Vollzugsbeamte, die neben ihrer Vollzugsausbildung häufig auch einen Meisterbrief erworben haben, ermöglichen den Gefangenen praxisnahe Schul- und Berufsabschlüsse, unter anderem als Hochbaufacharbeiter mit der Möglichkeit zur Weiterqualifizierung als Maurer, Fachkraft für Metalltechnik mit Weiterqualifizierung zum Industriemechaniker oder auch Schweißer. Teilqualifizierungen werden beispielsweise in den Berufen Bodenleger/in, Dachdecker/in, Gebäudereiniger/in, Tischler/in oder Straßenbauer/in angeboten.

Nach diesem ersten Eindruck werden die kooperierenden Einrichtungen unter der Koordination von WHKT und Justizministerium verschiedene Ansätze modellhaft erproben, um Haftentlassenen einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Weitere Informationen unter 0211/3007707 oder peter.dohmen[ ät ]whkt.de.

Designtalente fördern:

Start der Vorbereitungen für DesignTalente Handwerk NRW

Mit finanzieller Unterstützung durch das Wirtschaftsministerium NRW findet im Wechsel mit der Vergabe des Staatspreises manufactum alle zwei Jahre der Wettbewerb »DesignTalente Handwerk NRW« statt. Im Jahr 2022 ist es wieder soweit und Handwerkerinnen und Handwerker, die nicht älter als 30 Jahre sind, können mit ihren gestalteten Arbeiten am DesignTalente-Wettbewerb teilnehmen. Hierfür werden diese aufgerufen, sich online im Zeitraum von Mitte Januar bis Mitte Mai 2022 über die Plattform www.designtalente-handwerk-nrw.de zu bewerben.

Ob Gesellinnen oder Gesellen, Meisterinnen oder Meister, Gestalterinnen oder Gestalter im Handwerk – alle, die ein Handwerk erlernt haben, sind angesprochen, können mitmachen und sich mit ihren Arbeiten beteiligen. Dabei müssen die eingereichten Wettbewerbsobjekte nicht gesondert für den Wettbewerb angefertigt worden sein – es kann sich um Aufträge, Meister- oder Gesellenstücke oder sonstige Arbeiten handeln. Wichtig ist, dass die Objekte für die Ausstellung, die für zwei Wochen im September/Oktober 2022 in Köln stattfindet, zur Verfügung gestellt werden.

In folgenden Themenbereichen können Fotos der Objekte online eingereicht werden: Möbel, Skulpturen, Schmuck, Kleidung, Medien und Wohnen. Eine unabhängige Jury tritt im Juni zusammen und wählt aus, welche Arbeiten nominiert sind und zur Ausstellung zugelassen werden. Zusätzlich identifiziert die Jury in jedem der sechs Kategorien eine Siegerin bzw. einen Sieger sowie einen Sonderpreis.

Die Preisträgerinnen und Preisträger aus dem Kreis der Nominierten werden im Rahmen der Ausstellungseröffnung durch NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart bekanntgegeben. Ihnen winkt zusätzlich eine Prämie in Höhe von jeweils 3.000 Euro. Alle von der Jury zur Ausstellung zugelassenen Wettbewerbsstücke werden in einem Katalog vorgestellt.

Berthold Schröder, Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertags (WHKT), ist überzeugt: »Der Wettbewerb zeigt, wie viel Handwerk in Gestaltung und wie viel Gestaltung im Handwerk steckt. Er ist eine Leistungsschau handwerklichen Designs, die gerade jungen Handwerkerinnen und Handwerkern beste Chance bietet, auf sich und ihr gestalterisches Talent öffentlichkeitswirksam aufmerksam zu machen.«

Matthias Heidmeier, Hauptgeschäftsführer des WHKT zum Wettbewerb und seiner Bedeutung: »Gestaltung und Design sind Querschnittsaufgaben in den allermeisten Berufsfeldern des Handwerks. Im Wettbewerb DesignTalente Handwerk NRW machen junge Handwerkerinnen und Handwerker sehr deutlich, welche Qualität in ihrer Ausbildung steckt, mit welcher Leidenschaft sie ihren Beruf ausüben und mit wie viel Ideenreichtum und fachlicher Kompetenz sie Lösungen in der Praxis gestalten. Wir freuen uns sehr auf die vielen guten Wettbewerbsarbeiten, die wir in der Ausstellung in Köln im September sicherlich bewundern dürfen.«

Ein Eindruck davon, wie der Wettbewerb abläuft und wer bislang bereits alles dabei war: www.designtalente-handwerk-nrw.de.

Vorankündigung:

3. Integrationspreis der Handwerkskammern 2022

Die Einwanderung und Integration internationaler Fachkräfte spielt vor dem Hintergrund eines immens wachsenden Fachkräftebedarfs im Handwerk eine maßgebende Rolle. Dabei verfügen die allermeisten Betriebe bereits über interkulturelle Erfahrungen und bringen eine hohe Bereitschaft mit, die Integrationsprozesse in den Betrieben und Netzwerken gemeinsam zu meistern. Dieses Miteinander steht beim Integrationspreis der Handwerkskammern im Mittelpunkt, der im kommenden Jahr ausgeschrieben und vergeben wird. Jede Handwerkskammer in NRW ehrt dafür einen Betrieb aus ihrem Kammerbezirk, der sich durch besondere Integrationsleistungen auszeichnet und über eine hohe kulturelle Diversität verfügt, mit dem Integrationspreis 2022.

Mit dem Integrationspreis setzen die Handwerkskammern ein deutliches Zeichen für Vielfalt und unterstützen den Diversity-Tag 2022, der am 31. Mai 2022 stattfindet und bundesweit für Diversity in der Arbeitswelt steht.

Der WHKT unterstützt die Vergabe des Integrationspreises der Handwerkskammern in NRW koordinierend.

WHKT-Arbeitskreis »Europa«:

Im Gespräch mit dem Europaabgeordneten Dr. Peter Liese

Der Europaabgeordnete Dr. Peter Liese ist Berichterstatter des Europäischen Parlaments für die Reform des europäischen Emissionshandelssystems (ETS). Der ETS betraf bisher im Wesentlichen die Industrie, sein Anwendungsbereich soll künftig aber erweitert werden auf Gebäude und Straßenverkehr, so dass es für das Handwerk erheblich an Bedeutung gewinnt.

Herr Dr. Liese warb für den erweiterten ETS als marktbasiertes Instrument und erläuterte seine Verknüpfung mit anderen Vorhaben des so genannten »Fit für 55-Pakets«, die auf stärkere Regulierung setzen. Ziel des Pakets ist es, die Treibhausgasemissionen der EU bis 2030 um mindestens 55 % zu reduzieren, um den Weg zur Klimaneutralität bis 2050 zu ebnen. Das bedingt vielfältige Änderungen klima-, energie- und verkehrsbezogener Rechtsvorschriften.

Am 15.12.2021 hat die Europäische Kommission einen Vorschlag zur Änderung der Gebäudeenergieeffizienz-Richtlinie vorgelegt. Der Vorschlag hat es in sich. Unter anderem verschärft er die Mindestanforderungen für Neu- und Bestandsgebäude und sieht Änderungen hinsichtlich der Gebäudeenergieausweise vor, auch betreffend der zur Ausstellung Berechtigten. Erwartungsgemäß gewinnt das Thema Fachkräfte erheblich an Dynamik. Für das Handwerk wichtig ist vor allem auch das erneute Aufflammen der Konkurrenz von Qualifizierung und Zertifizierung.

Der Vorschlag zur Gebäudeenergieeffizienz-Richtlinie ist in englischer Sprache verfügbar unter https://ec.europa.eu/energy/topics/energy-efficiency/energy-efficient-buildings/energy-performance-buildings-directive_en.

Weitere Informationen zur neuen Richtlinie auch unter www.zdh.de/themen-und-positionen/zdh-positionen/zdh-kompakt/neue-richtlinie-zur-energieeffizienz-in-gebaeuden/.

Neu erschienen:

Kurzvideo zum 10. Meistertag NRW ist online

In diesem Jahr fand der Meistertag NRW – inzwischen zum zehnten Mal – unter Teilnahme u.a. von NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart im HWK Bildungszentrum Hansemann in Dortmund statt. Zum Abschluss des Meistertages NRW ist in diesem Jahr der »Handwerkspreis der Bürgschaftsbank NRW« an drei Handwerksbetriebe verliehen worden.

Einen guten Eindruck von der Veranstaltung bietet das aktuell erschienene Video, welches unter https://www.meistertag-nrw.de/content/10-meistertag-nrw-2021 abrufbar ist.

Der vom Westdeutschen Handwerkskammertag veranstaltete zehnte »Meistertag NRW« wurde gefördert durch das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIDE NRW).

Die Pressemeldung vom 11.10.2021 zur Veranstaltung finden Sie unter www.whkt.de/presse-aktuelles.

Hand.Werk.Frau. Zukunft mit Fachfrauen:

Frauenfreundliche Handwerksbetriebe aus Emscher-Lippe ausgezeichnet

Fünfzehn Handwerksbetriebe aus der Emscher-Lippe-Region sind am 7. Dezember 2021 für ihr frauenfreundliches Engagement mit der Auszeichnung »Hand.Werk.Frau. Zukunft mit Fachfrauen« in einer Online-Feierstunde geehrt worden. Sie bilden Frauen in überwiegend männerdominierten Berufen aus und haben gute Rahmenbedingungen für weibliche Fachkräfte in ihren Betrieben geschaffen.

»Wir müssen noch mehr Frauen für die Handwerksberufe begeistern«, sagte Matthias Heidmeier, Hauptgeschäftsführer des Westdeutschen Handwerkskammertages (WHKT) und der Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks (LGH), in seinem Grußwort an die Preisträgerinnen und Preisträger. »Die ausgezeichneten Handwerksbetriebe sind im Hinblick auf die Fachkräftesicherung besonders mutig, flexibel und kreativ und bieten Frauen beste Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen.«

Die Auszeichnung »Hand.Werk.Frau. Zukunft mit Fachfrauen« soll die Vorbildfunktion dieser Handwerksbetriebe hervorheben und eine Unterstützung für ihr Employer Branding und die zukünftige Fachkräftegewinnung sein.

Ausgezeichnete Unternehmen 2021 in Emscher-Lippe sind:
Autohaus Bellendorf GmbH (Bottrop), Bäckerei Kleinespel & Imping GmbH (Dorsten), Bedachungen Axel Kardell GmbH & Co.KG (Gelsenkirchen), Daniela Terbrack / Handwerk und Gestaltung im Raum (Gelsenkirchen), Der Ganzmacher e.K. (Gladbeck), Designtechnik Lehmann (Castrop-Rauxel), die meister maler (Gelsenkirchen) Elektro Kusserow GmbH (Waltrop), HOHOFFS Augenlust & Tafelfreuden (Waltrop), Hörakustik Andrea Schiemenz GmbH (Gelsenkirchen), KFZ Service Badners Carsten Bieler (Marl), Lehmundo (Recklinghausen), Malerbetrieb Griese (Dorsten), Sanitätshaus Alfred Frick e.K. (Castrop-Rauxel) und Tenbusch GmbH (Gladbeck).

Die Betriebe wurden zusammen mit Fachleuten aus dem Handwerk sowie der Arbeitspolitik nominiert und ausgewählt. Sie erfüllen mindestens zwei von fünf definierten Kriterien: Personalstruktur, Personalgewinnung, -bindung und -entwicklung, Arbeitszeit und Arbeitsorganisation, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie frauenfreundliche Unternehmenskultur.

»Hand.Werk.Frau. Zukunft mit Fachfrauen« wurde vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf Emscher-Lippe zusammen mit der Agentur für Arbeit Recklinghausen, den drei Kreishandwerkerschaften Emscher-Lippe-West, Herne und Castrop-Rauxel sowie Recklinghausen, der Handwerkskammer Münster, der Regionalagentur Emscher-Lippe-Region, Tischler NRW und der Vestischen Innung des Kfz-Gewerbes entwickelt.

Die Auszeichnung wurde zum siebten Mal an Handwerksbetriebe der Emscher-Lippe-Region verliehen. Da die sechste Auszeichnung 2020 coronabedingt abgesagt werden musste, wurden die nominierten Unternehmen 2020 und 2021 am 7. Dezember 2021 gemeinsam geehrt.

www.competentia.nrw.de

VALIKOM TRANSFER:

Validierungsverfahren – ein wichtiger Baustein zur Fachkräftesicherung

Seit knapp fünf Jahren bieten die am Projekt »ValiKom« beteiligten Kammern Validierungsverfahren an, mit denen berufliche Kompetenzen bewertet und zertifiziert werden können. Um die Bedeutung und den Nutzen des noch recht neuen Verfahrens für den Arbeitsmarkt aufzuzeigen, hat der WHKT die Broschüre »Berufsabschlussbezogene Validierung – Berufskompetenzen sichtbar machen« erstellt.

Durch Aussagen von führenden Arbeitgeber- und Verbandsvertreter/-innen wird deutlich, dass durch die Validierung nicht nur die Fähigkeiten von Beschäftigten ohne Berufsabschluss sichtbar gemacht werden. Vielmehr wird das Validierungsverfahren als Möglichkeit für Arbeitgeber gesehen, Mitarbeitende wertzuschätzen, sie weiterzuentwickeln und an das Unternehmen zu binden. Dadurch trägt das Verfahren zur Fachkräftesicherung bei.

Diese Chancen sieht der DGB ebenso, weil viele Branchen in Deutschland angelernte Kräfte beschäftigen, die nach vielen Jahren Berufserfahrung als Fachkräfte eingesetzt werden. Der DGB betont die Bedeutung, die Fähigkeiten dieser Zielgruppe anzuerkennen, weiterzuentwickeln und betrieblich wertzuschätzen.

Weitere bildungspolitische Akteure, die das Projekt von Anfang an begleiten, kommen in der Broschüre ebenfalls zu Wort und erläutern die Vorteile des Verfahrens aus ihrer Sicht. Zudem werden die erzielten Effekte durch Beispiele aus der Praxis illustriert.

Die Broschüre steht unter www.validierungsverfahren.de unter der Rubrik »Aktuelles – Downloadbereich« als PDF bereit.

An dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekt »ValiKom Transfer« sind 13 Handwerkskammern, 17 Industrie- und Handelskammern, 2 Landwirtschaftskammern, das Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk (FBH) sowie der WHKT beteiligt.

Anerkennungsverfahren ausländischer Berufsqualifikationen:

Drei Jahre Verbund-Projekt »NetQA – Netzwerk Qualifikationsanalyse«

Seit dem 1. Januar 2019 unterstützt das BMBF-geförderte Projekt »NetQA« zuständige Stellen bei der Vernetzung zur Anerkennung mit Qualifikationsanalysen. Fast zwei Jahre gab die Pandemie die Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Projektziele vor. Um mit dem Fazit zu starten: Fast 10 Jahre nach Verabschiedung des Berufsqualifikationsfeststellungsgesetzes besteht nach wie vor ein gewisser Bedarf an Unterstützung bei den zuständigen Stellen zur Durchführung der sonstigen Verfahren bei fehlenden schriftlichen Belegen. Das zeigt die positive Resonanz auf Projektangebote wie Schulungen und Austauschformate.

Zu den Fakten: Seit Sommer 2020 hat NetQA 23 Online-Seminare zu Qualifikationsanalysen mit 150 Mitarbeitenden von Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern sowie landwirtschaftlichen zuständigen Stellen durchgeführt. Ebenso viele Anerkennungsberatende und BQFG-Sachbearbeitende nutzen mittlerweile den projekteigenen Expertise- und Wissenspool Qualifikationsanalysen auf Anerkennung in Deutschland und im BQ-Portal. In der Online-Bibliothek sind alle neuen NetQA-Veröffentlichungen zu finden: FAQ zur Qualifikationsanalyse für zuständige Stellen, eigene FAQ für Antragstellende, ein Abgrenzungspapier zur Sachverhaltsaufklärung im Anerkennungsverfahren sowie eine Fallsammlung mit realen Beispielen zuständiger Stellen für die sechs Anwendungsfälle des § 14 BQFG. Der zentrale Wissenspool wird kontinuierlich auch um neue Formulare und Arbeitshilfen erweitert beziehungsweise Arbeitshilfen in beschreibbare PDF umgewandelt. Ergänzt wurde das Angebot zur Vernetzung durch regelmäßig stattfindende bundesweite oder regionale Austauschtreffen für zuständige Stellen.

Die Zahlen des Sonderfonds Qualifikationsanalysen spiegeln einen Rückgang an durchgeführten sonstigen Verfahren nach § 14 BQFG wider: Insgesamt haben Handwerkskammern sowie die IHK FOSA seit Anfang 2019 für 82 Qualifikationsanalysen eine Kostenübernahme beim Sonderfonds beantragt (80 Anträge von HWKn). Betrachtet man die Anzahl der Förderanzeigen pro Jahr, zeigt sich, dass es 2019 38 Förderanfragen, 2020 25 und in 2021 18 Anfragen waren. Die Fördermittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sind für Antragstellende in prekären finanziellen Situationen gedacht. Den Rückgang belegen auch die Zahlen der amtlichen Statistik: Wurden von allen zuständigen Stellen nach BQFG Bund für die Jahre 2018 und 2019 noch 264 beziehungsweise 252 Qualifikationsanalysen gemeldet, so waren es für das vergangene Jahr 159 sonstige Verfahren bei fehlenden schriftlichen Belegen.

Das Verbund-Projekt wird den Schwerpunkt seiner Arbeit mit der Projektverlängerung im kommenden Jahr 2022 darauf legen, weiterhin Expertise zu den sonstigen Verfahren als Ausnahmeregelung des BQFG zu vermitteln. Dies betrifft nicht nur die zuständigen Stellen, bei denen das Thema Berufsanerkennung in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen hat, die bislang aber noch in der amtlichen Statistik unterrepräsentiert sind. Ein regelmäßiger Schulungsbedarf besteht – durch personelle Veränderungen – auch dort, wo schon viel Know-how vorhanden ist. Hier gilt es den Status Quo zu erhalten. Neben den zuständigen Stellen betrifft dies auch die weiteren Akteure im Feld der beruflichen Anerkennung. Das »Netzwerk Qualifikationsanalyse« ist im engen Austausch mit der Arbeitsverwaltung, Migrantenorganisationen, dem IQ-Netzwerk und weiteren Beratungsstellen, um die Möglichkeiten der Berufsanerkennung bei fehlenden schriftlichen Dokumenten aufzuzeigen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.whkt.de/netqa.

WHKT Mitunterzeichner:

»Düsseldorfer Erklärung« – Für die Stärkung und Transformation des Industriestandorts NRW

Foto: MWIDE NRW/Susanne Kurz

Mit der »Düsseldorfer Erklärung«, zu deren Unterzeichner auch der Westdeutsche Handwerkskammertag zählt, haben sich die Spitzenorganisationen der nordrhein-westfälischen Wirtschaft sowie das Wirtschaftsministerium im Rahmen der NRW-Industriekonferenz 2021 am 1. Dezember 2021 für die Stärkung und Transformation des Industriestandorts Nordrhein-Westfalen ausgesprochen.

Der Westdeutsche Handwerkskammertag begrüßt die Einbindung der Handwerksorganisationen in den Prozess. Belastbare Wertschöpfungsverbünde und das Zusammenspiel von kleinen und mittleren Unternehmen mit großen Unternehmen sind mitentscheidend für eine erfolgreiche Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Nordrhein-Westfalen. Gut ausgebildete Fachkräfte sind für das Handwerk der Schlüssel zur Bewältigung der Transformation. Diese in ausreichender Zahl zu gewinnen, ist eine große Herausforderung. Schätzungen zufolge sind allein für die energetische Sanierung des Gebäudebestands rund 120.000 Handwerkerinnen und Handwerker zusätzlich erforderlich.

In der Erklärung heißt es, die Industrie stehe bei ihrer Transformation mit Blick auf Digitalisierung und Klimaschutz vor großen Herausforderungen. Sie stehe vor einer Jahrhundertaufgabe, deren Erfolg über die Zukunft wettbewerbsfähiger Unternehmen und sicherer Arbeitsplätze und so über die Zukunftschancen des Landes Nordrhein-Westfalen entscheide. Ökologisch und technologisch sinnvolle und gleichzeitig ökonomisch machbare sowie sozial tragbare Lösungen seien dafür wichtig.

Weitere Informationen zum Thema sind in der Pressemeldung des Wirtschaftsministeriums unter https://www.wirtschaft.nrw/pressemitteilung/duesseldorfer-erklaerung zu finden.

Außenwirtschaft:

Märkte, Fachkräfte, Standort – Handwerk wächst. International

Am 20. Januar 2022 findet von 10:00 bis 12:00 Uhr die Auftaktveranstaltung »Märkte, Fachkräfte, Standort – Handwerk wächst. International« der Koordinierungsstelle Außenwirtschaft in hybrider Form statt. Begleitet wird die Veranstaltung neben dem Netzwerk NRW Handwerk International von Referenten und Teilnehmern aus der Handwerksorganisation, NRW.Global Business sowie dem MWIDE.

Im Rahmen von Vorträgen und Talkrunden wird über die Aktivitäten von Handwerksunternehmen auf internationalen Märkten berichtet, die Rolle des Handwerks in der internationalen Fachkräftesicherung thematisiert und über Förderangebote für das Handwerk informiert. Good Practice-Kurzfilme bieten anschauliche Einblicke in die Erfolgsgeschichten nordrhein-westfälischer Handwerksbetriebe im Ausland.

Die Veranstaltung richtet sich an alle Interessierten, die mehr über die Bedeutung der internationalen Vernetzung des Handwerks in den Dimensionen Märkte, Fachkräfte (einschließlich Auszubildende) und Standortfaktor Handwerk erfahren und sich über Unterstützungsmöglichkeiten für ihre Auslandstätigkeit informieren möchten.

Das vollständige Programm sowie die Möglichkeit zur kostenlosen Anmeldung für die Teilnahme finden Sie hier: www.handwerk-international.net