WHKT-REPORT – AUSGABE 06-07/2025
Liebe Leserinnen und Leser,
die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit ist aktuell das Leitmotiv der EU. Auf der Metaebene geht es darum, die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit und politische Bedeutung Europas – insbesondere im Verhältnis zu den USA und China – zu sichern. Dieses übergeordnete Ziel beeinflusst die EU-Politik inhaltlich und fiskalisch und das könnte in den kommenden Jahren erhebliche Auswirkungen für Nordrhein-Westfalen und für das Handwerk haben.
Am 16. Juli 2025 will die Europäische Kommission ihren Vorschlag für den nächsten Mehrjährigen Finanzrahmen, also die Haushaltsplanung für den Zeitraum 2028 bis 2034, vorlegen. Die Kommission hat angekündigt, den Finanzrahmen zu modernisieren, ihn schlanker und flexibler zu gestalten und den europäischen Mehrwert der Investitionen weiter in den Vordergrund zu rücken.
Ein Haushaltsbaustein, um den intensiv gerungen wird, sind die Förderprogramme. Derer gibt es viele; aus Sicht der Kommission zu viele. Sie sollen schlagkräftiger, effizienter werden. Das betrifft Inhalte und Strukturen. Zwei Bereiche sind dabei für NRW und für das Handwerk von besonderer Bedeutung: die Zukunft der Kohäsionsförderung und die geplante Schaffung eines Fonds für Wettbewerbsfähigkeit.
Der neu zu schaffende Fonds für Wettbewerbsfähigkeit soll Mittel bündeln, um strategische Sektoren und Technologien zu unterstützen. Es geht mutmaßlich um große Vorhaben, um Projekte von gesamteuropäischer Bedeutung und inhärent auch um eine stärker zentralisierte Förderung. Eine solche Förderkulisse wird Innovationspotenziale im Handwerk nicht heben, die typischerweise endogen und kleinteilig sind. Aber auch das Land könnte verlieren, wenn die Innovationsförderung aus der EFRE-Förderung herausgelöst wird.
Die Kohäsionsförderung meint im Kern EFRE und ESF, Programme, die in den Regionen wirken und die in NRW aktuell beispielsweise zur Finanzierung der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung im Handwerk beitragen. Die Kohäsionspolitik macht aktuell ca. ein Drittel des EU-Haushalts aus. Das weckt Begehrlichkeiten, zumal die von den Regionen verwalteten EU-Programme immer wieder in der Kritik mangelnder Effizienz stehen. Für das Handwerk ist wichtig, dass EFRE und ESF weiterhin »Bottom-up« organisiert werden. Nur so können die Akteure vor Ort zum großen Ziel der Wettbewerbsfähigkeit beitragen.
Wir wünschen Ihnen eine gute Lektüre mit unserem WHKT-Report.
Hauptgeschäftsführer Dr. iur. Florian Hartmann, Dr. Jeanine Bucherer
MANUFACTUM:
Verleihung des Staatspreises NRW für angewandte Kunst und Design im Handwerk
Zohair Zouirech, Dr. Florian Hartmann, WHKT-Hauptgeschäftsführer, Uta K. Becker, Gabi Mett, Thomas Westphal, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, Anke Wolf, Paul Vietz, Julian Braun (unten v. l. n. r.); Andreas Ehlert, Präsident Handwerk.NRW, Berthold Schröder, Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertages (WHKT), Dr. Christian Walda, stellv. Direktor MKK und Mitglied der Preisjury (oben v. l. n. r.)
Diese sehr besondere Auszeichnung des Landes Nordrhein-Westfalen hat Mona Neubaur, stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, gemeinsam mit WHKT-Präsident Berthold Schröder am Samstag, den 21. Juni, im Rathaus der Stadt Dortmund an insgesamt sechs herausragende gestalterische Handwerksleistungen verliehen.
Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger des Staatspreises MANUFACTUM NRW 2025 sind:
- Julian Braun aus Köln in der Kategorie Bild- & Druckmedien
- Gabi Mett aus Essen in der Kategorie Kleidung & Textil
- Paul Vietz aus Aachen in der Kategorie Möbel
- Anke Wolf aus Stolberg in der Kategorie Objekt & Skulptur
- Uta K. Becker aus Hoffnungsthal in der Kategorie Wohnen & Außenbereich
- Zohair Zouirech aus Düsseldorf in der Kategorie Objekt & Skulptur (Sonderpreis)
Bis zum 21. September ist die Ausstellung mit 122 Exponaten im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) in Dortmund zu sehen. Zusätzlich laden zahlreiche Führungen und Workshops im Rahmen der Ausstellung zum Mitmachen und Entdecken ein. Weitere Informationen finden Sie unter www.dortmund.de/mkk und www.staatspreis-manufactum.de.
Sämtliche Fotos und Hintergrundinformationen zum Wettbewerb, zur Preisverleihung und zur Ausstellung stehen Ihnen unter https://cloud.whkt.de/index.php/s/xi2jt6Y2Ln7kojx frei zum Download zur Verfügung – gerne auch zur Nutzung für Ihre Öffentlichkeitsarbeit und Social-Media-Kanäle.
Der Ausstellungskatalog ist digital abrufbar unter: www.staatspreis-manufactum.de
Aktuelle Einblicke und Neuigkeiten finden Sie auch auf unseren Social-Media-Kanälen:
Instagram: staatspreis.manufactum
Facebook: Manufactum Staatspreis NRW
Allgemeinbildende Schulen:
WHKT findet Unterstützer für mehr Anwendungsorientierung an allen Schulformen
Die Schule in NRW muss sich dringend verändern. Nicht nur die Grundkompetenzen müssen deutlich gestärkt, sondern auch die Lernmotivation muss verbessert werden.
Der WHKT sucht weitere Unterstützer für eine schul- und bildungspolitische Diskussion in NRW rund um mehr praktische Erfahrungsräume und anwendungsbezogene Lernmöglichkeiten in allen allgemeinbildenden Schulen.
Verschiedene Verbände haben ideelle Unterstützung bereits klar zum Ausdruck gebracht, so u. a. unternehmer nrw, Deutscher Gewerkschaftsbund NRW, SCHULEWIRTSCHAFT, Verband der Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und die Deutsche Gesellschaft für Technikbildung.
WHKT begrüßt Vorhaben:
Skilling-Initiative für Künstliche Intelligenz
Der WHKT begrüßt die Ankündigung der Staatskanzlei des Landes NRW, eine Skilling-Initiative zu starten, um wichtige Multiplikatoren im Bildungssystem für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu qualifizieren. Diese Initiative wurde zwischen Ministerpräsident Hendrik Wüst und Brad Smith, Vice Chair and President von Microsoft, vereinbart.
Aus Sicht des WHKT ist es von zentraler Bedeutung, Lehrkräfte als Multiplikatoren im Bildungssystem zu unterstützen, indem man ihnen Sorgen und Ängste nimmt und ihnen praktische Erfahrungen mit KI-Technologien ermöglicht. Dabei sollen sie die spezifischen Stärken und Schwächen verschiedener KI-Anwendungen kennenlernen. Ziel ist es, sie anbieter- und plattformunabhängig zu befähigen, KI als neues Instrument sowohl für ihre eigene Arbeit als auch für die Qualifizierung der ihnen anvertrauten Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einzusetzen.
Die souveräne und kompetente Nutzung von KI als Werkzeug in Schule und Arbeitsleben stellt ein besonders wichtiges Ziel dieser Initiative dar. Deshalb begrüßt der WHKT ausdrücklich, dass auch 100.000 Auszubildende als Zielgruppe der Skilling-Initiative definiert wurden. Auf diese Weise profitieren indirekt auch kleine und mittelständische Unternehmen von diesem Know-how, die bisher noch keine Erfahrungen mit KI-Technologien haben.
Berufliche Bildung auf DQR-Stufe 8:
Umfrage und digitale Formate im Projekt DQR-8-BB-Exzellenz
Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts »DQR-8-BB-Exzellenz« lädt der WHKT aktuell alle Handwerkskammern sowie Industrie- und Handelskammern zu einer Online-Befragung ein. Ziel ist es, erste Einschätzungen und Meinungen zur DQR-Stufe 8 in der beruflichen Bildung zu erfassen und zugleich interessierte Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für den weiteren fachlichen Austausch zu identifizieren.
Darüber hinaus wird das Projekt künftig verstärkt auf digitale Veranstaltungsformate setzen. Geplant ist die Organisation und Durchführung themenspezifischer Online-Veranstaltungen, um mit bildungspolitischen Akteuren und Akteurinnen in den Austausch zu treten, Positionen zu diskutieren, Impulse aufzunehmen und das Thema einer beruflichen formalen Qualifikation auf Promotionsniveau breiter sichtbar zu machen.
Eine weitere Ausgabe des DQR-8-BB-Exzellenz-Newsletters wird im August erscheinen. Interessierte können sich gerne über folgenden Link für den Newsletter anmelden: https://lists.whkt.de/mailman3/postorius/lists/newsletter-dqr8.whkt.de/
Weitere Informationen erhalten Sie über: https://dqr8.de/
Fachkräfteagentur International NRW (FAI NRW):
Hilfestellung für KMU bei der Erwerbsmigration
Internationale Arbeits- und Fachkräfte fair und nachhaltig zu beschäftigen, stellt Unternehmen oftmals vor entscheidungsleitende Fragen. Ob im Bereich des Aufenthaltsrechts, beim Familiennachzug oder auch den Planungen, internationale Fachkräfte für das eigene Unternehmen zu gewinnen. FAI NRW steht genau hier als Ansprechpartner zur Verfügung, fördert die Willkommenskultur und stärkt Nordrhein-Westfalen als Vorzeigeregion für internationale Zusammenarbeit im Bereich der Erwerbsmigration. Das gesamte Leistungsspektrum und das vielfältige Veranstaltungsangebot von FAI ist unter www.fai.nrw online abrufbar. Geleitet wird das auf drei Jahre angelegte und vom NRW-Arbeits- und Sozialministerium geförderte Projekt von Almut Schmitz, die mit viel Erfahrung für die wirtschaftliche Selbstverwaltung sowie KMU und Handwerk die neue Verantwortung übernommen hat.
Europa:
Green Claims – Bürokratievermeidung
In der vergangenen Woche meldete die Europäische Kommission in einer Pressekonferenz, sie werde die gerade im Trilog befindliche »Green Claims«-Richtlinie zurücknehmen. Das war überraschend. Nun zeigt sich: Nicht nur Bürokratieabbau, auch Bürokratievermeidung ist politisch aufgeladen und voller Stolperfallen. Aktuell ist wieder unklar, ob die Kommission bei der Rücknahme bleibt.
Das Ziel der Green Claims-Richtlinie ist, Greenwashing zu verhindern. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen Informationen über die Umweltauswirkungen von Produkten vertrauen können, wenn diese als »nachhaltig«, »recyclebar« oder »klimaneutral« beworben werden. Dem ursprünglichen Vorschlag zufolge sollten Umweltaussagen wissenschaftlich belegt und von einer unabhängigen Stelle zertifiziert werden, bevor sie verwendet werden dürfen. Die Probleme damit sind mehrschichtig. Gerade kleinere Unternehmen werden strukturell benachteiligt, weil sie nicht über die personellen oder finanziellen Kapazitäten verfügen, um Lebenszyklusanalysen oder externe Prüfungen vorzunehmen. Hinzu kommen Nachteile, die mit handwerksspezifischen Fertigungsprozessen zusammenhängen: der unverhältnismäßige Aufwand für Unikate und Kleinserien. Und schließlich gilt es zu beachten, dass die Reichweite der Werbung stark variiert.
Das heißt: Wenn das Handwerk die Rücknahme der Richtlinie begrüßt, dann nicht, weil den Betrieben Greenwashing egal ist oder sie den Green Deal rückabwickeln wollen, sondern ganz konkret, weil der Ansatz in der Green Claims-Richtlinie nicht passt – auch wenn es im Gesetzgebungsprozess Anstrengungen gegeben hat, Härten abzufedern.
Tiefeninterviews mit selbständigen Handwerkerinnen:
WHKT-Projekt Machbarkeitsstudie – Wege der Unterstützung für Selbständige im Handwerk während der Schwanger- und Mutterschaft
Das Team des WHKT-Projekts »Machbarkeitsstudie: Wege der Unterstützung für Selbständige im Handwerk während der Schwanger- und Mutterschaft« hat erste Tiefeninterviews mit selbständigen Handwerkerinnen in NRW aus verschiedenen Gewerken geführt.
Die persönlichen Geschichten der Handwerkerinnen, die während ihrer Schwangerschaft selbständig waren oder sich bewusst gegen Kinder oder für eine zeitverzögerte Betriebsübernahme oder -gründung entschieden haben, werden in Kürze auf der Projekt-Website www.machbarmachen-handwerk.de veröffentlicht.
Die Veröffentlichung eines wissenschaftlichen Zwischenberichts durch das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) zu Ergebnissen einer NRW-weiten digitalen Befragung von selbständigen Handwerkerinnen, welche der WHKT zusammen mit dem IfM im ersten Quartal 2025 durchgeführt hat, wird im Juli 2025 erwartet. Über die sieben Handwerkskammern in NRW beteiligten sich über 800 Teilnehmerinnen, von denen 250 während ihrer Selbständigkeit Mutter wurden.
Im Juni wird der WHKT bei der 4. Arbeitsgruppensitzung »Fachkräftepotentiale heben – Erwerbstätigkeit von Frauen in NRW stärken«, die gemeinschaftlich vom MAGS, vom MKJFGFI und von der RD NRW geleitet wird, das Handwerk vertreten. Zusammen mit Teilnehmern des DGB, der IHK NRW, der unternehmer nrw, der LAG Freie Wohlfahrtspflege, der Freien Berufe NRW und der G.I.B. wurde in den ersten Sitzungen ein gemeinsames Selbstverständnis sowie eine Zieldefinition der AG erstellt. Durch diese landesweite Vernetzung sollen unterschiedliche Perspektiven zusammengebracht werden. Im Fokus steht die Identifikation von Hemmnissen und die Verbesserung der Transparenz sowie die Nutzung von Synergien und die Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten. Zum Auftakt wurde bereits eine Übersicht zu 67 aktuell bereits laufenden Maßnahmen, Programmen und Projekten zur Stärkung der Frauenerwerbstätigkeit in NRW gemeinschaftlich zusammengetragen.
MobilityHub Handwerk Nordrhein-Westfalen:
Jetzt anmelden zur Onlineveranstaltung – »Ladeinfrastruktur am Betriebsstandort – so geht´s!«
Der MobilityHub Handwerk Nordrhein-Westfalen lädt am Mittwoch, den 02. Juli 2025, in Kooperation mit der Handwerkskammer zu Köln und dem BEMO I IHK-Netzwerkbüro Betriebliche Mobilität NRW, von 15:00 bis 17:00 Uhr zur Onlineveranstaltung »Ladeinfrastruktur am Betriebsstandort – so geht´s!« ein.
Im Fokus der Onlineveranstaltung stehen folgende Themen:
- Sektorenkopplung, intelligentes Last- & Energiemanagement
(Institut für Sektorenkopplung in der Energiewende/Hochschule Hamm-Lippstadt) - Informationen zu Fördermitteln
(Elektromobilität.NRW) - Fahrplan zur Installation der Ladeinfrastruktur
(Meistercampus HWK zu Köln) - Abrechnungsmodelle
(GLS Mobility GmbH)
Spannenden Input liefert zudem der Best-Practice-Betrieb PIETEC Feinwerktechnik GmbH & Co. KG.
Zur Onlineveranstaltung können Sie sich über folgenden Link anmelden: https://events.dortmund.ihk24.de/E-laden
Am Dienstag, den 17. Juni 2025, lud der MobilityHub Handwerk Nordrhein-Westfalen, in Kooperation mit der Handwerkskammer zu Köln, von 16:00 bis 17:30 Uhr zur Onlineveranstaltung »Fahr mit! Innovative Ansätze zur Radverkehrsförderung in Betrieben« ein. Sara B. Tsudome, Projektleiterin der von der EU geförderten ADFC-Kampagne »Fahrradfreundlicher Arbeitgeber«, Elena Laidler-Zettelmeyer vom »Verband Zukunft Fahrrad« und Christoph Nießen, Beauftragter für Innovation und Technologie bei der Handwerkskammer zu Köln, informierten die Teilnehmenden über die Themen »Fahrradfreundlicher Arbeitgeber«, »Dienstradleasing« sowie »Lastenradnutzung im Betrieb & Vorstellung von Lastenrad-Förderprogrammen«. Als Best-Practice-Betriebe lieferten Carina Straub, Geschäftsführerin der Abfluss ASS GmbH aus Köln, und Wilfried Schneider, Geschäftsführer der Schneider Radsport Köln GmbH, zusätzlich spannenden Input.