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Konjunkturbarometer Nr. 88 – 02/2022:
Inflation und Energiekrise schwächen auch das Handwerk
Ergebnisse der Herbstumfrage 2022 der nordrhein-westfälischen Handwerkskammern
Im Herbst 2022 steht auch das nordrhein-westfälische Handwerk unverschuldet vor einer großen Bewährungsprobe. Die Corona-Pandemie wirkt in einigen Branchen noch spürbar nach, seit Herbst 2021 steckt unser Land in einer Inflation, die auf den Handwerksmärkten insbesondere Material- und Rohstoffpreise erfasst. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat mit einem Mal die Versorgungssicherheit für Gas und wichtige Rohstoffe in Frage gestellt und zu einer Explosion der Strom- und Gaspreise geführt.
Vor diesem ernsten Hintergrund sind die Konjunkturaussichten des Handwerks gekippt. Zwar sind die aktuellen Lageeinschätzungen in vielen Branchen positiv, aber durchweg erwarten die Betriebe in den kommenden Monaten weiter steigende Preise, sinkende Umsätze und rückläufige Auftragsbestände. Auch Beschäftigung und Investitionstätigkeit sinken.
Zwar sind aktuell einige Preise, insbesondere für Gas, wieder gesunken, dennoch muss sich das Handwerk auf Dauer auf hohe Energie- und Gaspreise einstellen. Aber das erfordert Zeit, damit erforderliche Investitionen und Modernisierungsprozesse erfolgen. Das erfordert auch verlässliche Rahmenbedingungen der Politik – zuallererst im Hinblick auf die langfristige Versorgungssicherheit mit Energie und Rohstoffen. Denn davon hängen viele Lieferketten und Wertschöpfungsprozesse ab, in die auch das Handwerk eingebunden ist. Versorgungssicherheit wird bei der künftigen Gestaltung der Energiewende stärker als bisher zu beachten sein. In der kurzfristigen Krisenreaktion wird es darauf ankommen, die Liquidität von Betrieben zu sichern. Zugleich muss darauf geachtet werden, dass die gewählten Instrumente der Energiepolitik nicht problemverschärfend wirken. Mit möglichst marktkonformen Instrumenten sollte die Politik nun darauf hinwirken, Anreize für das Einsparen von Energie und Ressourcen zu setzen und die Energieproduktion – vorübergehend auch jenseits der erneuerbaren Energien – auszubauen. Preise sinken nur nachhaltig, wenn das Missverhältnis von Angebot und Nachfrage zum Ausgleich kommt. Für die Überwindung der Krise ist es auch nötig, dass die Ursachen der Inflation bekämpft werden.
Wir danken den 6.348 Betrieben, die sich diesmal an der Umfrage beteiligt haben. Das sind so viele wie noch nie. So ist es uns auch diesmal möglich, ein ebenso differenziertes wie präzises Bild von der konjunkturellen Lage im nordrhein-westfälischen Handwerk zu zeichnen.
Berthold Schröder, WHKT-Präsident
Andreas Oehme, WHKT-Geschäftsführer
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