WHKT-REPORT – AUSGABE 09/2025
Liebe Leserinnen und Leser,
Lösungen für den Fachkräftemangel im Handwerk zu finden, bleibt eine zentrale und vor allem gemeinsame Aufgabe der Betriebe, der Politik und der Arbeitsverwaltung. Denn obwohl unsere Konjunktur stagniert und Unternehmen wegen hoher Energiekosten und schwieriger Auftragslage massiv unter Druck stehen und Entlassungen stattfinden, suchen die allermeisten Handwerksbetriebe qualifizierte Mitarbeitende und Auszubildende. Diese zu finden und zu halten, fordert allerdings wegen der demografischen Entwicklung und des Wandels in Richtung Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Klimaneutralität von allen Akteuren neue Ideen, Wege und pragmatische Lösungen.
Eine Hauptrolle spielt in diesem Zusammenhang die internationale Fachkräftegewinnung. Voraussetzung dafür, dass diese fair und nachhaltig funktioniert, ist ein engagiertes Integrationsmanagement im Betrieb sowie eine überzeugende Willkommenskultur für den Lebens- und Arbeitssektor insgesamt. Hinzu kommen plan- und kalkulierbare Einwanderungsprozesse, sodass internationale Fachkräfte und KMU die nötige Sicherheit und das nötige Vertrauen in dieses Instrument und die Region entwickeln.
Betriebe und internationale Fachkräfte werden die Komplexität der Regelungen und Prozesse allerdings nur mit der richtigen Unterstützung meistern. Genau hierfür hat das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW aus dem EU-Fonds für einen gerechten Übergang (JTF) im Braunkohlerevier des Rheinlands die Möglichkeit geschaffen, ein Welcome Center KMU – Rheinisches Revier zu etablieren. Der WHKT hat sich an der Interessenbekundung beteiligt. Im August 2025 durften wir den Bewilligungsbescheid gemeinsam mit den beteiligten Partnern persönlich von Herrn Minister Laumann in Empfang nehmen. Wir freuen uns auf die gemeinsame Arbeit in der Region – für KMU und für ein erfolgreiches Willkommen internationaler Fachkräfte.
Ihre
Hauptgeschäftsführer Dr. iur. Florian Hartmann | Geschäftsführer Andreas Oehme
Welcome Center KMU – Rheinisches Revier (WCR):
Minister Laumann überreicht Zuwendungsbescheid
Raquel Barros, Arbeitsgruppenleiterin im Kommunalen Integrationszentrum StädteRegion Aachen; Rolf Göbels, Fachbereichsleiter Westdeutscher Handwerkskammertag; Karl-Josef Lauman, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen; Daniela Perner, Geschäftsführerin Berufliche Bildung und Handel, IHK Mittlerer Niederrhein; Dieter Begaß, Leitender Verwaltungsdirektor/Fachbereichsleiter des Fachbereichs Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalstadt und Europa, Stadt Aachen; Dr. Raymund Heiliger, Vorstandsvorsitzender, Vereinigte Unternehmerverbände Aachen e. V.; Wilhelm Grafen, stellv. Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer Aachen; Marco Herwartz, Präsident der Handwerkskammer Aachen (v. l. n. r.). | Foto: MAGS NRW
Damit zukünftig im Rheinischen Revier internationale Fachkräfte gerade in kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) ihre im Ausland erworbenen Kompetenzen besser einbringen und die Integration in Arbeit und Leben nachhaltig gelingt, fördert das NRW-Arbeitsministerium für drei Jahre den Aufbau und Betrieb eines Welcome Centers. Betriebe und internationale Fachkräfte sollen hier in den komplexen Themen und administrativen Herausforderungen der Einwanderung und des betrieblichen Integrationsmanagements die nötige Unterstützung und Begleitung erhalten. Damit soll nicht nur die Willkommenskultur im Rheinischen Revier gestärkt werden, sondern sollen vor allem mehr Betriebe und internationale Fachkräfte die guten Chancen für sich entdecken, die sich damit für sie selbst und die Region insgesamt ergeben.
Den Zuwendungsbescheid für das WCR hat NRW-Minister Karl-Josef Laumann nach einem Antrags- und Jurierungsverfahren Ende August 2025 an den WHKT und die beteiligten Netzwerkpartner in Düsseldorf mit den Worten überreicht: »Das Rheinische Revier steht angesichts des bevorstehenden Kohleausstiegs vor besonderen Herausforderungen. Für das Gelingen der Transformation spielt es eine entscheidende Rolle, dass vor Ort ausreichend Fachkräfte sind, die an ihr mitwirken können. Dafür muss zum einen das inländische Arbeitskräftepotenzial bestmöglich ausgeschöpft werden. Zum anderen ist aber klar, dass wir auch Fachkräfte aus dem Ausland brauchen, um unsere Wirtschaft und Daseinsvorsorge aufrechtzuerhalten. (…)«
Beteiligte Projektträger an dem WCR, neben dem WHKT als Zuwendungsempfänger, sind: IHK Mittlerer Niederrhein, Stadt Aachen und Städteregion Aachen, Unternehmerverband VUV und die Handwerkskammer Aachen mit der Qualitec GmbH. Damit die Kontaktaufnahme zu den jeweiligen WCR-Angeboten gelingt, ist der Aufbau einer gemeinsamen digitalen Plattform als mögliche erste Anlaufstelle für November 2025 geplant.
Treffpunkt Ehrenamt Handwerk NRW:
Ministerin Mona Neubaur stärkt das Engagement im Handwerk
In diesem Jahr haben sieben Handwerkerinnen aus NRW beim 11. Treffpunkt Ehrenamt Handwerk NRW gezeigt, wie sie ihr Ehrenamt mit viel Herz und Tatkraft ausfüllen. Im Gespräch mit Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur, WHKT-Präsident Berthold Schröder und Moderatorin Michaela Padberg schilderten sie die Beweggründe für ihr Engagement und vor allem, was ihnen der ehrenamtliche Einsatz persönlich bedeutet.
Ministerin Mona Neubaur sagte: »Gute Handwerksarbeit hat nichts mit dem Geschlecht, aber sehr viel mit Begeisterung, Begabung und Einsatz zu tun. Diese Handwerkerinnen sind tolle Botschafterinnen für das vielfältige handwerkliche Ehrenamt und motivieren andere junge Frauen dazu, es ihnen gleichzutun und Verantwortung zu übernehmen.«
WHKT-Präsident Berthold Schröder sprach allen Ehrenamtlichen seinen Dank für ihr großes Engagement und die damit verbundene Verantwortung aus: »Ehrenamt ist ein unverzichtbarer Bestandteil unseres gesellschaftlichen Miteinanders. Es stiftet Sinn, schafft Gemeinschaft und trägt unsere Gesellschaft ebenso wie das Handwerk.«
Seit diesem Jahr findet der Treffpunkt Ehrenamt in Kooperation mit der Ehrenamtsakademie des NRW-Handwerks, dem Landesverband der Arbeitskreise UnternehmerFrauen im Handwerk NRW e. V. und den Junioren des Handwerks Landesverband NRW statt.
Der »Treffpunkt Ehrenamt Handwerk NRW« wird finanziell gefördert durch das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen und gemeinsam mit dem Westdeutschen Handwerkskammertag realisiert.
Weitere Informationen zur Veranstaltung sind zu finden unter www.whkt.de/presse-aktuelles.
Treffpunkt Ehrenamt Handwerk NRW:
Ehrenamtspreis Handwerk NRW 2025
Im Rahmen des »Treffpunkt Ehrenamt Handwerk NRW« in Raesfeld überreichte Ministerin Neubaur den diesjährigen Ehrenamtspreis Handwerk NRW an Johannes Grothoff, selbstständiger Elektro-, Gas- und Wasserinstallateurmeister aus Delbrück.
In ihrer Laudatio betonte Ministerin Neubaur: »Johannes Grothoff zeigt mit seinem Einsatz eindrucksvoll, wie viel positive Kraft im Handwerk steckt. Angetrieben von Solidarität und Verantwortung setzt er sich konkret für seine Mitmenschen ein – ob zuhause in Delbrück, in der vom russischen Angriffskrieg erschütterten Ukraine oder in vielen anderen Ländern. Damit steht er beispielhaft für die vielen Handwerkerinnen und Handwerker in Nordrhein-Westfalen, die ihr handwerkliches Können und ihre starken Netzwerke in den Dienst unserer Gesellschaft stellen.«
Der Preis wird jährlich vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des »Treffpunkt Ehrenamt Handwerk NRW« verliehen. Neben der Dotierung in Höhe von 5.000 Euro wird eine handwerklich gestaltete Trophäe überreicht, die in diesem Jahr von Thomas Wiedemann und Corvin Walter von der Akademie für Gestaltung der Handwerkskammer Münster, Haus Kump, gefertigt wurde.
WHKT-Stellungnahme für Landtags-Enquetekommission:
Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt und Weiterbildung
In seiner aktuellen Stellungnahme hat der WHKT eine SWOT-Analyse zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Arbeitswelt sowie in der Weiterbildung vorgelegt. Darüber hinaus wurden 14 konkrete Anhörungsfragen der Abgeordneten beantwortet.
Die Enquetekommission IV »Künstliche Intelligenz – Für einen smarten Staat in der digitalen Gesellschaft« widmet sich unter anderem den Themenfeldern Arbeitswelt und Weiterbildung.
Einige zentrale Aussagen aus der WHKT-Stellungnahme:
- KI ist in der Arbeitswelt nicht aufzuhalten. Politisch lässt sich allenfalls begrenzen, in welchem Umfang Einfluss genommen werden kann. Entscheidend ist vielmehr, wie die Menschen in NRW befähigt werden, kompetent und verantwortungsvoll mit KI umzugehen.
- Grundbildung in KI ist unverzichtbar. Beschäftigte müssen über grundlegende KI-Kompetenzen verfügen – am Arbeitsplatz, im Umgang mit Verwaltung und Unternehmen, in der Weiterbildung sowie im Alltag. KI kann dabei helfen, Lernprozesse zu personalisieren und Lernmaterialien so zu gestalten, dass individueller Lernerfolg bestmöglich unterstützt wird.
- KI kann den Fachkräftemangel abmildern. Qualifizierte Fachkräfte können von Routinetätigkeiten entlastet werden. Zudem ermöglichen XR-Technologien, dass auch Geringqualifizierte bestimmte Fachkräftetätigkeiten übernehmen. Dies kann Chancen eröffnen, wirft aber auch bildungspolitische und sozialethische Fragen auf.
- Dienstleistungsberufe bleiben erhalten. Tätigkeiten mit persönlichem Bezug werden künftig durch KI oder Cobots unterstützt, etwa bei Erstgesprächen oder Beratungen. Dadurch gewinnen Beschäftigte mehr Zeit für das Wesentliche: die persönliche Interaktion mit Kundinnen und Kunden.
- Vertrauen in KI entsteht durch Erfahrung. Bislang fehlen ausreichend belastbare Praxisbeispiele. Ziel muss es sein, Hürden abzubauen und den Einsatz von KI im beruflichen Kontext möglichst niedrigschwellig erproben zu können.
- KI kann Arbeitsschutz verbessern. Technisch ist vieles bereits möglich – etwa für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz. Zugleich erfordert dies eine gesellschaftliche und betriebliche Debatte über Kontrollmechanismen und Grenzen.
- KI ist ein Querschnittsthema in der Bildung. Grundlegendes Wissen gehört in die schulische Allgemeinbildung, darauf aufbauend in die duale bzw. schulische Ausbildung und schließlich in berufsspezifische Qualifizierungen. Für das Bildungssystem ist KI vor allem ein Werkzeug, das auch zur Förderung von Mündigkeit beitragen muss.
Den WHKT wird bei der Anhörung am 25. September 2025 Bildungsexperte Andreas Oehme vertreten.
Die Stellungnahme steht hier zum Download bereit.
Änderung der Gemeindeordnung NRW:
Neues kommunales Vergaberecht ab 01.01.2026
Im Zuge der Novellierung der kommunalrechtlichen Vorschriften im Land NRW tritt zum 01.01.2026 der § 75a Allgemeine Vergabegrundsätze der Gemeindeordnung NRW (GO NRW) in Kraft. Künftig unterliegen Kommunen im Unterschwellenbereich nicht mehr den Vorgaben der bundesrechtlichen Regelungen wie der Unterschwellenvergabeordnung und der Vergabe- und Vertragsverordnung für Bauleistungen. Die Kommunen müssen im Unterschwellenbereich künftig nur noch nach allgemeinen Vergabegrundsätzen vergeben. Gleichzeitig haben die Kommunen die Möglichkeit, Regelungen, die die Durchführung von Vergaben einschränken, durch Beschluss einer Satzung zu erlassen.
Mit den Änderungen, so die Auffassung des Landes, soll die Unterschwellenvergabe für Kommunen weiter erleichtert und den Kommunen der größtmögliche Handlungsspielraum gegeben werden, wodurch ein erheblicher Beitrag zum Bürokratieabbau geleistet werden soll.
Mit einer Stellungnahme im Frühjahr hat sich das Handwerk in NRW bereits zum Gesetzentwurf positioniert. Das Handwerk in NRW begrüßt Maßnahmen zum Bürokratieabbau und die damit verbundenen Bestrebungen des Landes, das kommunale Vergaberecht zu vereinfachen. Allerdings erkennt das Handwerk die mit der Abschaffung des kommunalen Vergaberechts einhergehende Zielsetzung einer entbürokratischen Entlastung nicht durch die Einführung des § 75a GO NRW. Denn schon jetzt sind Betriebe mit unterschiedlichen vergaberechtlichen Rechtsstrukturen konfrontiert. So bestehen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene unterschiedliche Wertgrenzen und unterschiedliche Verfahren.
Mit einer jüngst von den kommunalen Spitzenverbänden erarbeiteten Mustersatzung im Sinne des § 75a GO NRW wird aus Sicht des nordrhein-westfälischen Handwerks keine ausreichende Abhilfe geschaffen, da die Satzungen in ihrer konkreten Ausgestaltung jeweils stark voneinander abweichen können. Das Handwerk steht mit den Vertreterinnen und Vertretern der kommunalen Spitzenverbände im Austausch, um eine praxisgerechte und anwendungsfreundliche Ausgestaltung einer kommunalen Satzung zu erreichen, die die Interessen von Auftraggeberinnen bzw. Auftraggebern und Auftragnehmerinnen bzw. Auftragnehmern in Einklang bringt.
Die Stellungnahme des Handwerks ist zu finden unter https://www.whkt.de/whkt-stellungnahmen-positionen
Europa:
Europäisches Parlament stimmt für Stärkung des Losgrundsatzes
Am 9. September 2025 hat das Plenum des Europäischen Parlaments eine Entschließung zur Vergabe öffentlicher Aufträge angenommen. Die Entschließung dient dazu, die Position des Parlaments im Vorfeld der zu erwartenden Gesetzgebungsvorschläge zur Überarbeitung des Vergaberechts zu festigen und als Mitgesetzgeber Signale an die Europäischen Kommission zu senden.
Die Abgeordneten haben sich für eine deutliche Stärkung des Losgrundsatzes im europäischen Vergaberecht ausgesprochen. Das ist für Handwerksbetriebe wichtig. Im nächsten Schritt wird es darum gehen, sicherzustellen, dass die Stärkung des Losgrundsatzes angemessene Berücksichtigung im Rechtsrahmen findet. Die Gesetzesinitiative zur Reform des Vergaberechts ist für Ende 2026 geplant.
MobilityHub Handwerk Nordrhein-Westfalen:
Vernetzungsveranstaltung zum Betrieblichen Mobilitätsmanagement für Kommunen und Betriebe
Voneinander lernen, miteinander gestalten: Unter diesem Motto kamen zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Fachebene am 3. September in Bielefeld zusammen. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung von MobilityHub Handwerk Nordrhein-Westfalen, Zukunftsnetz Mobilität NRW und BEMO I IHK Netzwerkbüro Betriebliche Mobilität NRW in die Räumlichkeiten der Dr. Oetker Welt.
»Wir bringen Kommunen, Unternehmen und Handwerksbetriebe zusammen«: Diese Zielsetzung haben sich Zukunftsnetz Mobilität NRW, BEMO I IHK Netzwerkbüro Betriebliche Mobilität NRW und MobilityHub Handwerk Nordrhein-Westfalen auch in diesem Jahr auf die Fahne geschrieben. Die Veranstalter knüpften damit an die Erfolgsgeschichte des Vorjahres an. Zahlreiche positive Rückmeldungen zur ersten Vernetzungsveranstaltung 2024 in Gütersloh und der damit einhergehende Wunsch nach Vertiefung nahmen die drei Kooperationspartner zum Anlass, die Veranstaltung rund um das Betriebliche Mobilitätsmanagement für Kommunen, Unternehmen und Handwerksbetriebe 2025 fortzusetzen – dieses Mal mit dem Fokus auf die praxisnahe Fachebene.
Die Veranstaltung in den Räumlichkeiten der Dr. Oetker Welt bot den Teilnehmenden ein abwechslungsreiches Programm. Hochkarätig besetzte Talkrunden gewährten spannende Einblicke in Entstehung, Arbeitsweise und Mehrwert des NRW-BMM-Kooperationsnetzwerks.
Wie Kommunen, Unternehmen und Handwerksbetriebe nachhaltige Mobilitätsmaßnahmen in den eigenen Arbeitsalltag integrieren können, welche Möglichkeiten sich bieten und welche Herausforderungen sich stellen – darüber tauschten sich Pia Driftmann, Klimaschutzmanagerin beim Kreis Minden-Lübbecke, Maik Lindemann, Head of Coporate Mobility & Security bei DMG Mori in Bielefeld, und Frank Vorwerk, Geschäftsführer der Heinz Vorwerk GmbH aus Warendorf, in einer Talkrunde aus.
Im Anschluss an die breit gefächerten Talkrunden ging es in die Praxis. Die Teilnehmenden konnten handfeste Mobilitätsthemen im Rahmen eines vielfältigen Workshopangebots vertiefen. Dabei standen die Themen »Elektromobilität und Ladeinfrastruktur im betrieblichen Alltag«, »Fahrradförderung beim Arbeitgeber«, »Kooperatives Betriebliches Mobilitätsmanagement und Erreichbarkeit in Gewerbegebieten« sowie »Erfolgreiche Kommunikation im Betrieblichen Mobilitätsmanagement« im Fokus.
Praktikumswoche NRW:
Auswertung der Pilotierung in den Sommerferien 2025
Erstmals bot die Praktikumswoche NRW Unternehmen im Sommer 2025 die Möglichkeit, junge Menschen für tageweise, freiwillige Praktika zu gewinnen.
527 Handwerksbetriebe beteiligten sich an der Pilotphase – und die Bilanz fällt positiv aus. 96 % aller teilnehmenden Betriebe erhielten mindestens eine junge Person zwischen 15 und 25 für ihren Praktikumsplatz. Erst nach gegenseitiger Zustimmung von Betrieb und Jugendlichem kam das Praktikum zustande. Die »No-Show-Quote« lag bei 5 %: Ein bekanntes Phänomen, das zwar zu Frust bei den Betrieben führt, aber im Rahmen der Erwartungen blieb. Insgesamt wurden 495 Praktikumstage in Handwerksbetrieben durchgeführt – das entspricht 25 % aller Praktikumstage in NRW während des Pilotzeitraums. Besonders hervorzuheben: Die Praktika basierten auf der Freiwilligkeit der Schülerinnen und Schüler bzw. Schulabgängerinnen und Schulabgänger und ergänzten so das klassische Schülerbetriebspraktikum zur Berufsorientierung.
Aus Sicht des WHKT ist jede Praxisphase in Betrieben ein Gewinn für die berufliche Orientierung. Die vermittelten Akteure bewerten das Instrument der Praktikumswoche, die durch das Landeswirtschaftsministerium NRW initiiert wurde, durchweg positiv. Diese Daten stammen aus der Auswertung der Aktion, die derzeit den unterschiedlichen Ausbildungsmarktakteuren vorgestellt wird. Diese ersten Erfolge sind ein positives Signal, um mehr Betriebe und mehr Jugendliche für die Praktikumswoche NRW in den Sommerferien 2026 zu begeistern.
Handwerk im Hafthaus:
Lossprechung im Maler- und Lackiererhandwerk in der JVA Geldern
Viele Haftentlassene kehren nach ihrer Entlassung an den ursprünglichen Heimatort zurück und suchen dort eine berufliche Chance. Dies gilt auch für Gefangene in der JVA Geldern, der größten Bildungseinrichtung für den geschlossenen Strafvollzug in der Bundesrepublik Deutschland. Erwachsene männliche Inhaftierte aus ganz Nordrhein-Westfalen können einen Teil ihrer Haftstrafe in dieser Anstalt verbüßen, um hier eine berufliche Qualifizierung zu erwerben, die ein wesentlicher Baustein für eine erfolgreiche Wiedereingliederung sein kann.
Dabei gelten für die duale Berufsausbildung im geschlossenen Vollzug grundsätzlich die gleichen Voraussetzungen wie »draußen«, insbesondere mit Blick auf die theoretische und praktische Abschlussprüfung. Vier Inhaftierte der JVA Geldern beendeten zuletzt erfolgreich ihre Ausbildung als Maler und Lackierer vor dem Prüfungsausschuss des Maler- und Lackiererhandwerks, dem ein Berufsschullehrer, eine Arbeitgebervertreterin und ein Arbeitnehmervertreter angehören und der zum Zweck der Prüfungsabnahme regelmäßig die JVA Geldern besucht.
Anlässlich der jüngsten Lossprechung im Maler- und Lackiererhandwerk Anfang September lud die JVA Geldern neben Vertretern des WHKT diesmal auch den Vizepräsidenten der Arbeitnehmerseite der Handwerkskammer Düsseldorf, Bernd Münzenhofer, zu einer Feierstunde in die Vollzugsanstalt. Vizepräsident Münzenhofer freute sich darüber, den vier Männern persönlich ihre Bescheinigung zum Bestehen der Gesellenprüfung überreichen zu dürfen, dankte dem Prüfungsausschuss und den Ausbildern für die Vorbereitung und betonte die hohe Ausbildungsqualität im nordrhein-westfälischen Vollzug: »Mit meiner Teilnahme an der Lossprechung möchte ich das besondere Engagement des Handwerks für Menschen am Rande der Gesellschaft ausdrücken, ganz im Sinne der Losung: Tue Gutes und sprich darüber! Ich bin davon zutiefst überzeugt und möchte mich deshalb beim Ausbildungspersonal und der Anstaltsleitung für die gute Ausbildung in diesem besonderen Haus bedanken. Wir werden für die neuen Gesellen unsere Arbeitgeber-Kontakte nutzen, um sie in unserer Handwerksfamilie willkommen zu heißen. Der Einsatz des Handwerks für Gefangene während und nach ihrer Haft ist für alle Seiten gewinnbringend.«
Mit der Initiative Handwerk im Hafthaus unterstützt der WHKT das soziale Engagement des Handwerks für die Wiedereingliederung von Menschen mit Hafterfahrung in die Gesellschaft. Seit über drei Jahren arbeitet er eng mit dem Ministerium der Justiz NRW sowie den Justizvollzugsanstalten Heinsberg und Bochum-Langendreer und den zuständigen Handwerkskammern zusammen. Weitere Informationen zum Vorhaben unter www.handwerk-im-hafthaus.de.
WHKT-Projekt Machbarkeitsstudie:
Erarbeitung von Lösungsmodellen zum Mutterschaftsgeld gestartet
Anfang September präsentierte der WHKT den Beraterinnen und Beratern der NRW-Handwerkskammern im Rahmen der LGH-Jahrestagung die Ergebnisse der im Juli veröffentlichten Studie »Selbstständige Handwerkerinnen als (werdende) Mütter – Ergebnisse einer NRW-weiten Befragung«.
Die Studie zeigt, dass für viele selbstständige Handwerkerinnen in Nordrhein-Westfalen eine Schwangerschaft nicht nur Vorfreude bedeutet, sondern auch enorme Belastung – nicht nur körperlich, sondern auch finanziell. Obwohl 50 % der Befragten bis 7 Tage oder kürzer vor dem Entbindungstermin arbeiten und obwohl jede 4. Frau schon nach 6 Wochen wieder voll in den Betrieb zurückkehrt, sank der Umsatz bei den Befragten im Durchschnitt für die Dauer von anderthalb Jahren um knapp die Hälfte mit weitreichenden Folgen für den persönlichen Vermögensaufbau und die Altersvorsorge.
Während mehr als 80 % die Einführung eines umlage- oder steuerfinanzierten Mutterschaftsgeldes als sinnvoll erachten, befürworteten weit weniger als die Hälfte die Einführung einer Betriebshilfe. Hauptgründe für die Skepsis sind einerseits Sorgen um die notwendige Einarbeitungszeit und andererseits mangelndes Vertrauen gegenüber der Vertretung. Hinzu kommt aufgrund des Fachkräftemangels die in einigen Gewerken sehr schwierige Suche nach qualifizierten Vertreterinnen und Vertretern. Auch die Beraterinnen und Berater der NRW-Handwerkskammern teilten diese Skepsis.
Auf Basis der Befragungs- und erster Diskussionsergebnisse erarbeitet der WHKT aktuell in Zusammenarbeit mit dem IfM Bonn verschiedene Lösungsmodelle unter Berücksichtigung der jeweiligen Finanzierung, welche anschließend mit Akteurinnen und Akteuren im Handwerk und außerhalb des Handwerks in Bezug auf Machbarkeit diskutiert werden sollen. Ein erstes Projekttreffen mit dem Team vom WHKT und dem Team vom IfM fand Mitte September statt.
Das Projekt wird gefördert durch das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.
Die Studie wurde vom Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn im Auftrag des NRW-Wirtschaftsministeriums und des WHKT erstellt und ist auf der Projektseite www.machbarmachen-handwerk.de abrufbar.
Erasmus Days 2025:
Internationales Netzwerk lädt zu europäischer Projektkonferenz
Der WHKT engagiert sich seit vielen Jahren im europäischen Netzwerk »Conference on Project Development« (CPD) sowie in europäischen Bildungsprojekten und befasst sich dabei mit aktuellen Themen wie Digitalisierung, Inklusion und Wiedereingliederung. Gemeinsam mit einer Vielzahl von Partnereinrichtungen aus dem In- und Ausland beteiligt sich der WHKT so an der Entwicklung praxisnaher Lösungsansätze für gemeinsame Herausforderungen, denen sich europäische KMU gegenübersehen. Die Durchführung dieser strategischen Partnerschaften erfolgt mit Unterstützung des Erasmus+ Programms der Europäischen Union, das sowohl zur Verbesserung von Kompetenzen und der Beschäftigungsfähigkeit als auch der Modernisierung der Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung dient.
Auch in diesem Jahr laden die Partnereinrichtungen der CPD am 09.10.2025 in die Handwerkskammer Düsseldorf ein. Ziel des Events ist, Vernetzung zu fördern, in interaktiven Formaten die Zukunft der europäischen Projektarbeit zu beleuchten und die Möglichkeiten des Förderprogramms kennenzulernen. Die kostenfreie Veranstaltung findet im Rahmen der europaweiten Erasmus Days 2025 statt und ermöglicht Teilnehmenden, Einblicke in aktuelle Erasmus+-Projekte zu gewinnen und sich mit langjährigen Projektkoordinatorinnen bzw. Projektkoordinatoren und internationalen Bildungsexpertinnen und Bildungsexperten auszutauschen. Europäische Initiativen haben zudem die Möglichkeit, ihre Projektergebnisse einem interessierten Publikum zu präsentieren und sich aktiv einzubringen.
Das Tagungsprogramm und die Möglichkeit zur Anmeldung sind hier zu finden.
Handwerk im Hafthaus:
Save-the-date – Werkstatt-Tage 2026
Nach den großen Erfolgen in den vorigen drei Jahren öffnen die beiden Justizvollzugsanstalten Heinsberg und Bochum-Langendreer anlässlich der Werkstatt-Tage 2026 auch im nächsten Jahr ihre Ausbildungswerkstätten für Handwerksbetriebe.
Seit der Premiere im Frühjahr 2023 haben sich die Werkstatt-Tage der Initiative »Handwerk im Hafthaus« mit der das Ministerium der Justiz NRW und der Westdeutsche Handwerkskammertag gemeinsam die Beschäftigung von (ehemaligen) Gefangenen im Handwerk fördern, als wirkungsvolles Veranstaltungsformat etabliert. So verschafften sich inzwischen mehr als 80 Betriebe einen persönlichen Eindruck von den beruflichen Qualifizierungsangeboten in den beiden Pilotanstalten und nutzten die Gelegenheit, sich fachlich mit dem Ausbildungspersonal und den Inhaftierten auszutauschen. Aus diesen Gesprächen ergaben sich bereits erfolgreiche Vermittlungen von (ehemaligen) Inhaftierten in ein Beschäftigungsverhältnis.
Die Werkstatt-Tage in der JVA Bochum-Langendreer – Berufsförderungsstätte – finden am 21. und 22. April 2026 statt. Auch NRW-Justizminister Dr. Benjamin Limbach wird am 22. April 2026 die zentrale Bildungseinrichtung für männliche und weibliche erwachsene Strafgefangene im offenen Vollzug des Landes Nordrhein-Westfalen besuchen.
Die JVA Heinsberg lädt Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhaber eine Woche später, am 28. und 29. April 2026, zu einer Besichtigung ihrer Werkstätten ein, in denen sich die jugendlichen Inhaftierten im Alter von 14 bis 24 Jahren auf die Haftentlassung vorbereiten.
Wie in den letzten Jahren werden den Vertreterinnen und Vertretern der interessierten Betriebe Beratungsangebote der Handwerkskammern, des Arbeitgeberservices der Arbeitsagentur und des Übergangsmanagements des Justizvollzugs zur Verfügung stehen.
Felix Kendziora, Arbeitnehmer-Vizepräsident der HWK Aachen: »Neben den Ausbildungsberatungen unserer Kammern können sich Betriebe auf weitere Unterstützung verlassen, wenn sie Menschen, die in ihrem Leben Fehler gemacht haben, eine zweite Chance geben wollen. Unser Engagement für die erfolgreiche Wiedereingliederung in die Gesellschaft endet nicht nach der Entlassung. Jede einzelne Erfolgsgeschichte bestätigt uns darin, dass sich der Einsatz der Handwerksfamilie für dieses Thema lohnt.«
Ein Rückblick auf die bisherigen Werkstatt-Tage steht unter www.handwerk-im-hafthaus.de/werkstatt-tage zur Verfügung. Die erforderliche Anmeldung für einen Besuch der Anstalten im Frühjahr 2026 wird in Kürze an gleicher Stelle freigeschaltet.