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Ausgabe 02 - August 2025

Ein Blick hinter die Kulissen: Unser Weg zu einer Qualifikation auf DQR-Stufe 8

Das Projekt DQR-8-BB-EXZELLENZ erarbeitet ein Konzept für eine Prüfungsregelung einer beruflichen Qualifikation auf Stufe 8 des Deutschen Qualifikationsrahmens – eine Ebene, die bisher nur der akademischen Bildung mit einer Promotion vorbehalten war. Das Vorhaben verbindet wissenschaftliche Forschung, praktische Erfahrungen und bildungspolitischen Dialog in einem abgestimmten Prozess.

Im ersten Schritt analysieren die wissenschaftlichen Partner des Projekts, das Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk an der Universität zu Köln (FBH) gemeinsam mit der Fernuniversität in Hagen, Kriterien ausländischer Konzepte in der beruflichen Bildung auf Stufe 8 der jeweiligen nationalen Qualifikationsrahmen sowie deutsche Promotionsordnungen der akademischen Bildung, um Anforderungen für eine berufliche Qualifikation auf DQR-Stufe 8 abzuleiten. 

Parallel dazu stellen die Praxispartner, das Bildungswerk Metall (BWM) und die IHK Arnsberg Hellweg-Sauerland, insbesondere in den Branchen des Metallhandwerks und der Elektroindustrie den Bezug zur Unternehmenspraxis her: In Befragungen werden Innovationsvorhaben erfasst, die konkrete Beispiele für die Konzeptentwicklung einer Prüfungsregelung liefern. 

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf bildungspolitischen Analysen und einem offenen und interaktiven Austausch mit Sozialpartnern, Kammern und Bildungsakteuren und -akteurinnen aller Art. Ziel ist es, unterschiedliche Perspektiven einzubinden und Akzeptanz für eine neue Qualifikation zu schaffen.

Darauf aufbauend entwickeln die Verbundpartner Kriterien für ein Prüfungsverfahren, das den wissenschaftlichen Standards entspricht und gleichzeitig praxisnah gestaltet ist. Ergänzend wird die Nachfrage nach einer Qualifikation auf Promotionsniveau in der Berufsbildung untersucht.

Die nächste Arbeitsphase sieht ein Muster für eine Prüfungsregelung vor, das wissenschaftliche Erkenntnisse, praktische Anforderungen und politische Rahmenbedingungen zusammenführt. Zum Abschluss erfolgen die Aufbereitung und Verbreitung der Ergebnisse, damit eine Implementierung in den Branchen nachhaltig unterstützt wird. 

So entsteht ein integrierter Ansatz, der Wissenschaft und Praxis verbindet und die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung in Deutschland fördert.

Die Förderung dieses bildungspolitischen Vorhabens erfolgt durch das Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend. 

Analyse von Promotionen im Inland: Erkenntnisse für eine berufliche Qualifikation auf DQR-Stufe 8

Das FBH und die FernUniversität Hagen haben untersucht, welche Strukturen und Anforderungen deutsche Promotionsverfahren kennzeichnen und wie diese Erkenntnisse für die Entwicklung einer beruflichen Qualifikation auf DQR-Stufe 8 genutzt werden können.

In Deutschland existieren mehrere hundert Promotionsordnungen – jede Universität verfügt über eigene Regelwerke. Die Vielfalt ist groß, doch bestimmte Kernelemente finden sich in jeder Promotionsordnung, wie z.B. eine Dissertation als Nachweis eigenständiger wissenschaftlicher Arbeit, die Veröffentlichung der Arbeit und eine mündliche Verteidigung (Disputation). 

Die Prüfungskommission besteht meist aus drei bis fünf habilitierten oder promovierten Hochschullehrenden. Üblicherweise gehört dazu die betreuende Person der Dissertation, Professoren oder Professorinnen des Fachbereichs und häufig auch ein externes Mitglied einer anderen Hochschule, um Neutralität zu sichern.

Die Analyse macht deutlich: Prinzipien wie Eigenständigkeit, Dokumentation und Präsentation lassen sich auf eine berufliche Qualifikation auf DQR-Stufe 8 übertragen. Sie liefert wichtige Anhaltspunkte für die Entwicklung eines Prüfungsverfahrens in der höherqualifizierenden Berufsbildung, das auf die Berufspraxis zugeschnitten ist.

Neben den klassischen Promotionsordnungen haben das FBH und die FernUniversität Hagen auch weitere Möglichkeiten der Promotion betrachtet, die auf spezifische Fachrichtungen zugeschnitten sind. So sieht die Hochschule für bildende Künste Hamburg eine Promotionsarbeit vor, die sich aus einer künstlerischen Arbeit und ihrer öffentlichen Präsentation zusammensetzt. Ergänzt wird dies durch eine schriftliche Reflexion sowie ein Konzept zur Dokumentation der Arbeit. An der Technischen Universität München wiederum ist mit der sogenannten Mediendissertation eine Kombination aus schriftlicher wissenschaftlicher Arbeit und einem weiteren Medium möglich, insbesondere in Form einer dauerhaft dokumentierten gestalterischen Leistung.

Ein wesentlicher Forschungsschwerpunkt bestand außerdem in der vertieften Analyse von Promotionsprojekten, die in Kooperation mit der Industrie realisiert werden, da sich hierin interessante Ansätze für die Realisierbarkeit wie auch Herausforderungen einer Qualifikation auf der DQR-Stufe 8 vermuten ließen.

Zum Jahresende stellen die Verbundpartner Ergebnisse dieser Untersuchung in einer wissenschaftlichen Publikation vor. 

Verbundpartner im Gespräch: der DQR8-Praxistalk

Mit dem DQR8-Praxistalk startet ein Interview-Format, das Einblicke in die Arbeit der Verbundpartner gibt. Vorgestellt werden Arbeitspakete und bisher erzielte Ergebnisse – so wird transparent, wie das Vorhaben umgesetzt wird und welche Erkenntnisse für die Entwicklung einer Prüfungsregelung gewonnen werden. 

Die Interviews erscheinen jeweils nach Abschluss eines Arbeitspakets auf www.dqr8.de, entweder als Podcast oder Videoreihe. Damit werden sowohl Fortschritte dokumentiert als auch Impulse für den Austausch mit der Fachöffentlichkeit gesetzt.

Präsenztreffen der Verbundpartner an der FernUniversität in Hagen

Verbundpartner bei der FernUniversität in Hagen

Am 20. Mai fand nach längerer Zeit des digitalen Austauschs ein Präsenztreffen an der FernUniversität in Hagen statt. Es bot Gelegenheit, zentrale Themen zu diskutieren und die bisherigen Arbeitsschritte weiter zu konkretisieren.

Besonders im Fokus standen Innovationsvorhaben, die vom BWM und der IHK Arnsberg erfasst wurden. Diese Beispiele dienen als Grundlage, um Kriterien und Anforderungsniveaus für eine DQR-Stufe 8 in der beruflichen Bildung zu erarbeiten. 

Das Treffen lieferte wertvolle Impulse für die weitere Arbeit und verdeutlicht, dass der persönliche Austausch unverzichtbar ist.

Strategische Beratung für berufliche DQR-Stufe 8: Beirat tritt erstmals zusammen

Anfang Juli fand die erste Sitzung des Projektbeirats statt. Das Gremium besteht aus bildungspolitischen Akteuren und Akteurinnen verschiedener Bereiche und unterstützt die Arbeit mit fachlicher Expertise und strategischer Beratung.

Die Verbundpartner stellten ihre Vorgehensweise, erste Analyseergebnisse, internationale DQR8-Konzepte und Kriterien für eine Qualifikation auf höchstem Niveau in der akademischen Bildung vor. Gemeinsam wurde außerdem diskutiert, wie sich die Akzeptanz auf politischer Ebene für eine berufliche Qualifikation auf DQR-Stufe 8 gewinnen lässt. 

Damit wurde der Grundstein für eine enge Zusammenarbeit zwischen Projektteam und Beirat und die frühzeitige Einbindung bundesweiter Entscheidungsträger und -trägerinnen gelegt.

DQR8-Foren: Austausch zur beruflichen Qualifikation auf Promotionsniveau

Im August 2025 lud der WHKT gemeinsam mit der IHK Arnsberg zu drei einstündigen Online-Foren ein. Teilgenommen haben Vertreter und Vertreterinnen von Handwerkskammern sowie Industrie- und Handelskammern. Diskutiert wurde, wie sich eine berufliche Qualifikation auf DQR-Stufe 8 umsetzen lässt. 

Zur Einordnung: Die Stufe 8 beschreibt als höchste Stufe des DQR die Anforderungen der notwendigen Kompetenzen als

  • Verfügen über umfassendes, spezialisiertes […] Wissen in einer Forschungsdisziplin […] oder über umfassendes berufliches Wissen in einem strategie- und innovationsorientierten beruflichen Tätigkeitsfeld 

  • Verfügen über umfassend entwickelte Fertigkeiten zur Identifizierung und Lösung neuartiger Problemstellungen […] in einem […] wissenschaftlichen Fach oder in einem beruflichen Tätigkeitsfeld.

Diese ODER-Formulierungen verdeutlichen, dass die höchste Qualifikation im deutschen Bildungssystem nicht nur akademisch, sondern auch beruflich erreichbar sein kann.

Darauf bezogen wurden in den Foren u.a. folgende Fragen diskutiert: Wie lässt sich eine solche Qualifikation in der Berufsbildung umsetzen? Welche Rolle spielt Innovation als Kernkriterium? Wie könnten Prüfungsverfahren gestaltet sein? Auch Themen wie gesellschaftliche Anerkennung und mögliche Titel für die Qualifikation spielten eine wichtige Rolle.

Parallel dazu sammeln die Verbundpartner grundlegende Schlüsselfragen, die im Verlauf der gemeinsamen Arbeit beantwortet werden sollen, etwa: Welche Anforderungen sollten Prüfende erfüllen? Wie sollte mit der Vielfalt beruflicher Tätigkeitsfelder umgegangen werden? Wie kann die (Eigen-)Leistung einer Person innerhalb eines Innovationsvorhabens nachvollzogen werden?

Ein zentrales Fazit ist, dass die Qualifikation eigenständig und gleichwertig zur akademischen Promotion sein muss – kein „B-Niveau“ oder eine zweite Wahl, sondern ein eigenständiger Weg mit höchstem Anspruch.

Der WHKT plant, die Forenreihe fortzusetzen und weitere Bildungsakteure und -akteurinnen einzubinden, um den Dialog zu vertiefen. So bleibt das Thema im Fokus und kann gemeinsam weiterentwickelt werden. Interessierte können sich zur Aufnahme in den Einladungsverteiler direkt an Frau Jelonek vom Westdeutschen Handwerkskammertag (lara.jelonek@whkt.de) wenden.