WHKT-REPORT Ausgabe 02-03/2022

Vorwort


Liebe Leserinnen und Leser,

der Krieg in der Ukraine erschüttert uns alle. Die Bilder und das dahin zum Ausdruck kommende Leid der Menschen sind einfach unerträglich. Jetzt ist vor allem Hilfe gefragt, aber auch auf Haltung kommt es an. Das nordrhein-westfälische Handwerk hat sich in diesem Sinne ganz eindeutig positioniert. Es solidarisiert sich mit den Menschen in der Ukraine und zollt ihnen größten Respekt für ihren Einsatz für die Freiheit. Es benennt zudem den klaren Verantwortlichen für diesen Angriffskrieg: Wladimir Putin.

Gleichzeitig sichert das nordrhein-westfälische Handwerk Unterstützung zu, wenn es darum geht schutzsuchenden Menschen zu helfen. Derzeit steht die akute Hilfe für die ankommenden Ukrainerinnen und Ukrainer im Vordergrund. So bitten einige Städte in Nordrhein-Westfalen darum, dass Handwerksbetriebe Aufträge zur Errichtung und Ertüchtigung von Notunterkünften prioritär annehmen. Es sind viele derartige Aktionen und Maßnahmen, mit denen das Handwerk derzeit konkret helfen kann. Auch die Solidarität unserer Nachbarn in Polen ist überwältigend. So organisieren auch aus Polen stammende Handwerker, die in Nordrhein-Westfalen arbeiten, Hilfstransporte in die Ukraine. Wir haben für die Report-Ausgabe wichtige Hinweise und Links rund um das Thema Hilfe für Schutzsuchende zusammengestellt.

Neben dem Leid der Menschen in der Ukraine treten die enormen wirtschaftlichen Folgen des Krieges, auch in Deutschland, in den Hintergrund. Alle Handwerksbetriebe werden jedoch die wirtschaftlichen Folgen des Konfliktes spüren. Öl- und Gaspreise erreichen immer neue Höchststände. Ein weiterer Anstieg der Energiekosten scheint unabwendbar.

Auch werden erneut Lieferketten empfindlich gestört. Die Autoproduktion steht in Teilen bereits still, weil in der Ukraine hergestellte Kabelbäume fehlen. Die Ukraine ist zudem wichtiger Lieferant von Weizen. Auch wenn Märkte in Asien noch viel mehr von ukrainischem Getreide abhängig sind, werden die Brot-Preise wohl deutlich anziehen – mit allen Folgen zum Beispiel für das Bäcker- und Konditoreihandwerk, das schon mit erhöhten Energiekosten rechnen muss. Mit weiteren logistischen Problemen entlang der Lieferketten und in der Folge zunehmenden Materialengpässen muss gerechnet werden. So müssen ukrainische Männer, die in Polen, Litauen und anderen europäischen Ländern in erheblichem Umfang den Transport-Sektor verstärken, derzeit in den Kriegsdienst.

Dass NRW-Handwerksbetriebe unmittelbar von den Sanktionen betroffen sind, ist eher die Ausnahme. Ebenso sind nur wenige Handwerksbetriebe unmittelbar in der Ukraine wirtschaftlich engagiert. Doch auch diese Betriebe gibt es in NRW. Ihnen allen stehen die Außenwirtschaftsberaterinnen und -berater in den Kammern für ihre Fragen zur Verfügung.  

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr

Matthias Heidmeier
Hauptgeschäftsführer
 

Gemeinsame Erklärung:

»Den Menschen in der Ukraine gilt in diesen Tagen unser tief empfundenes Mitgefühl und unsere Solidarität.«

Gemeinsame Erklärung der Präsidenten der Landeshandwerksorganisationen Andreas Ehlert (Handwerk.NRW), Berthold Schröder (Westdeutscher Handwerkskammertag) und Hans-Joachim Hering (Unternehmerverband Handwerk NRW) zum Krieg in der Ukraine:

»Der Angriff Russlands auf die Ukraine erschüttert uns alle, auch das nordrhein-westfälische Handwerk mit seinen 194.000 Betrieben und 1,2 Millionen Beschäftigten. Die vielen Toten und Verwundeten zeugen von der Barbarei eines Angriffskriegs, den Wladimir Putin gegen die Ukraine vom Zaun gebrochen hat. Den Menschen in der Ukraine gilt in diesen Tagen unser tief empfundenes Mitgefühl und unsere Solidarität. Wir sind mit unseren Gedanken bei den Opfern, den Hinterbliebenen und all jenen, die durch Bomben und Zerstörung ihre Heimat verloren haben und noch verlieren werden.

Die düsteren Prognosen für die kommenden Wochen und Monate erschrecken uns. Umso mehr bewundern wir, wie tapfer die Ukrainerinnen und Ukrainer für ihr Land einstehen. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg gilt nicht nur den Menschen in der Ukraine, er zielt ebenso auf die freie Welt und ihre Werte. Das Unrecht, das von Russland ausgeht, muss klar benannt werden.

Es ist jetzt die Stunde zu erkennen, dass die freie Welt in der Verteidigung der Demokratie geschlossen und entschlossen sein muss, um ein weiteres Übergreifen der russischen Expansion auf unsere Nachbarn zu verhindern. Die Weichen unserer Außen- und Sicherheitspolitik müssen dafür neu gestellt werden. Das schließt auch ein, dass wir unsere Energie- und Rohstoffversorgung nicht länger von Russland abhängig machen dürfen.

Und wir alle müssen uns bewusst machen, dass Frieden und Freiheit nicht selbstverständlich sind. Frieden und Freiheit fangen vor Ort an – auch im Handwerk. Das täglich gelebte Miteinander in den Betrieben, die Achtung und der Respekt vor- sowie die Wertschätzung füreinander – unabhängig von der Herkunft – sind dafür beispielgebend und wichtiger denn je. 

Auf die enormen integrativen Fähigkeiten des Handwerks kommt es jetzt mehr denn je an. Deswegen werden wir im Handwerk unseren Beitrag zur Unterstützung schutzsuchender Menschen leisten. Wichtig sind jetzt vor allem schnelle und zuverlässige Hilfsangebote für Menschen, die vor dem Konflikt fliehen. Wo die Betriebe des Handwerks und ihre Organisationen gebraucht werden, stehen sie bereit. Wir stehen dazu im engen Kontakt mit unseren Partnern in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.«

Geflüchtete aus der Ukraine:

Informationen und Hinweise zur Unterstützung

Für Ratsuchende, Beratende, Multiplikatoren, Betriebe und Interessierte haben der WHKT und das IQ Netzwerk NRW hilfreiche Hinweise zu Aufenthalts-, Sozialleistungs- und Unterstützungsfragen für das Land Nordrhein-Westfalen zusammengestellt.

Zu den wichtigsten Themen gehören dazu weiterführende Links und Kontaktinformationen.


Einreise nach Deutschland

Für deutsche Staatsangehörige, die in der Ukraine leben:

Mitarbeitende der deutschen Botschaften sind in den Grenzregionen Polen, Rumänien, Ungarn, der Slowakei und der Republik Moldau zur Unterstützung deutscher Staatsangehöriger vor Ort.


Für ukrainische Staatsangehörige oder Drittstaatsangehörige mit Wohnsitz in der Ukraine:


Aufenthalt und Sozialleistungen

  • Ukrainische Staatsbürger können für einen Kurzaufenthalt von 90 Tagen ohne Visum in die Europäische Union und den Schengenraum einreisen.
  • In den ersten drei Monat besteht kein Anspruch auf Sozialleistungen des SGB II oder SGB XII, es besteht aber Anspruch auf „Überbrückungsleistungen“ nach 23 Abs. 3 Satz 3 SGB XII.
  • Nach drei Monaten Aufenthalt besteht Anspruch auf reguläre Leistungen der Existenzsicherung.
  • Weitere Möglichkeit: Beantragung von subsidiärem Schutz. Dieser muss individuell beantragt und geprüft werden, Antragserstellung erfolgt bei der Landeserstaufnahmeeinrichtung NRW in Bochum.

Je nach Bundesland kann es unterschiedliche Regelungen geben. Im Moment befinden sich Bund und Länder in der Abstimmung.

Der ZDH hat eigens für das Handwerk eine Sonderseite aufgebaut. Handwerksbetriebe finden hier die wichtigsten Informationen und können eigene Untersützungsangebote anmelden. www.zdh.de


Die IQ Fachstelle Einwanderung hat die wichtigsten Fragen zum Aufenthalt, Visum und einer möglichen Beschäftigung in Deutschland zusammengefasst: FAQ Aufenthaltsrechtliche Fragen für Menschen aus der Ukraine in Deutschland, Українська / Русский / English

Handbook in Germany sammelt zusätzlich noch die häufigsten Fragen zu Beschäftigungsmöglichkeiten und medizinischer Versorgung in Deutschland: Ukraine-Info

Kommunen und das Land NRW koordinieren und organisieren derzeit ihre Unterstützungsmöglichkeiten.

Betriebe und Privatpersonen können allerdings ebenfalls aktiv werden: Durch die Bereitstellung von Wohnraum, Geld- und Sachspenden oder Begleitung der Hilfesuchenden. Weitere Informationen unter https://www.iq-netzwerk-nrw.de/ukraine

Außenwirtschaft:

Information zu Sanktionen wegen des Angriffs Russlands auf die Ukraine

Außenwirtschaftliche Geschäfte, in die eventuell russische Oligarchen oder von ihnen kontrollierte Firmen verwickelt sind, können unter die aktuellen EU-Russland-Sanktionen fallen und sollten daher im Vorfeld sorgfältig geprüft werden. Die jeweils aktuellen Übersichten der sanktionsgelisteten Personen und Unternehmen werden in EU-Amtsblättern veröffentlicht, die Sie auf einer Sonderseite der GTAI finden.

​Bestimmte High-Tech-Produkte, u.a. Elektronik und Sensoren, dürfen nicht mehr nach Russland exportiert werden, auch nicht, wenn sie in andere Produkte eingebaut sind: Änderungsverordnung 2022/328 vom 25. Februar 2022, Amtsblatt L 49, Art. 2a Abs. 3-5/Anh. VII.  Bei Unsicherheiten sollte nach Auskunft des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Zweifel ein Antrag auf Ausfuhr gestellt werden. Das kann beim BAFA online über diesen Link geschehen. Mit dem Bescheid des BAFA erlangt das Geschäft Rechtssicherheit.

Bei Rückfragen zu diesem Themen stehen die Außenwirtschaftsberaterinnen und -beratern der Handwerksorganisation: https://www.handwerk-international.net/ansprechpartner zur Verfügung.

Ausbildungskonsens NRW:

Nachholaktion Schülerpraktikum – Aktionszeitraum 28.03.2022–08.04.2022

Die Partner des Ausbildungskonsens NRW werben in einer gemeinsamen Aktion dafür, kurz vor Ostern pandemiebedingt ausgefallene Schülerpraktika nachzuholen. Mit dieser Aktion will der Ausbildungskonsens einerseits Schülerinnen und Schüler motivieren, ein Praktikum in der Abgangsklasse nachzuholen, sofern sie es in der Vorabgangsklasse nicht geschafft haben und gleichzeitig Betriebe zu motivieren, auch im Aktionszeitraum gezielte Praktikumsangebote dafür zur Verfügung zu stellen. Andererseits soll diese Aktion deutlich machen, dass trotz Corona-Pandemie betriebliche Praktika flächendeckend möglich sind. Das Handwerk setzt sich bereits in den vergangenen zwei Jahren immer wieder dafür ein, die Möglichkeit des betrieblichen Praktikums trotz Corona in die Öffentlichkeit zu rücken. Denn Betriebe kommen nur dann an Auszubildende, wenn diese sich für den Beruf begeistern. Die Voraussetzung dafür ist, dass man die betriebliche Praxis kennenlernt. Berufswahlentscheidungen können nicht aufgrund von Sachinformationen erfolgen, sondern erfolgen stark emotional, wobei die Atmosphäre im Betrieb mit den dort arbeiten Menschen, den Gerüchen und der Kommunikation maßgeblich ist.

Das Schulministerium hat den Aktionszeitraum ausgewählt. Für die Konsenspartner war es besonders wichtig, dass die Nachhol-Praktika in einer Zeit liegen, die in den schulischen Ablauf bestmöglich hineinpasst. Grundsätzlich werden Praktikumsplätze nicht zu festen Zeiträumen im Handwerk angeboten, sondern sehr flexibel, passend zu den individuellen Bedarfen. Um ein Praktikumsplatz in einen der vielen verschiedenen Handwerksbetrieben zu finden, gibt es sehr komfortable Tools, wie das Praktikumsnavi: https://www.whkt.de/praktikumsnavi

Besonders gut kommt es bei Betrieben an, wenn sich Schülerinnen und Schüler und nicht deren Eltern direkt beim Betrieb melden. Für die Sonderaktion gibt es zwei Websites, auf der man alle wichtigen Links zu Praktikumsbörsen und Hilfestellungen findet:

https://www.schulministerium.nrw/praktikum-jetzt
https://www.mags.nrw/praktikum-jetzt 

In einer gemeinsamen Pressemitteilung der Ausbildungskonsenspartner betont WHKT-Präsident Schröder: „»Nichts ist für die Berufliche Orientierung wichtiger als Betriebspraktika. Das personalintensive Handwerk beteiligt sich sehr gerne an der Aktion und motiviert nicht nur Betriebe, Praktikumsplätze anzubieten, sondern insbesondere auch Schülerinnen und Schüler, sich zu trauen, einfach mal bei Betrieben des Handwerks anzufragen, um in den beruflichen Alltag hereinzuschnuppern. Im Handwerk stehen Mensch und Familie im Mittelpunkt, da macht die Arbeit nicht nur Freude, sondern ist auch sinnstiftend.«

Dem Handwerk ist besonders wichtig, dass Schülerinnen und Schüler nicht nur Pflichtpraktika im Rahmen ihrer Schullaufbahn absolvieren, sondern auch in den Ferien die eine oder andere Woche für ein freiwilliges Praktikum nutzen, um Betriebe und Berufe besser kennenzulernen und dort auch eine ideale Anschlussperspektive für eine Ausbildung zu finden.

Agenda zur Stärkung der Berufsbildung des Landes NRW:

Forderungen des Handwerks werden vom Schulministerium NRW aufgegriffen

Die Wirtschaftsorganisationen sind sich einig, welche wichtige Aspekte in der von der Landesregierung veröffentlichten Agenda zur Stärkung der Berufsbildung fehlen. In einem intensiven Austausch auf Spitzenebene mit dem Schulministerium wurden folgende Themen angesprochen, die dem Handwerk und gleichermaßen IHK NRW und der unternehmer nrw besonders wichtig sind:

  1. Vorrang der dualen Ausbildung am Berufskolleg
  2. Überregionale Schulentwicklungsplanung unter Einbindung der Wirtschaft
  3. Nutzung der Digitalisierung bei der Fachklassenbildung für den ländlichen Raum
  4. Stellenzuweisung je Fachklasse, nicht abhängig von der Anzahl der Azubis je Klasse
  5. Mehr Personalressourcen für attraktiven Unterricht in den Fachklassen mit Binnendifferenzierung
  6. Sicherung der quantitativen und qualitativen Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte für gewerblich-technische Ausbildungsberufe
  7. Stärkung der dualen Ausbildung auch über KAoA in der Sekundarstufe II und prioritäre Bewerbung der dualen Ausbildung durch Berufskollegs

Das Schulministerium hat klar die Bereitschaft signalisiert, die Stärkung der dualen Ausbildung am Berufskolleg zu unterstützen und die der Wirtschaft besonders wichtigen Punkte aufzugreifen und kurzfristig in den Dialog um die Konkretisierung einzusteigen.

Neue Dynamik in einem Dauerthema:

Ausbildungsabbrüche vermeiden

Die Nutzung der Probezeit in einem Ausbildungsverhältnis ist sehr sinnvoll, um Fehlentscheidungen von Seiten der Ausbildungsbetriebe oder Auszubildenden zu korrigieren. Jede spätere Vertragslösung ist problematisch. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen sind diese späteren Vertrgslösungen zu zwei Drittel vermeidbar, wenn rechtzeitig Maßnahmen getroffen würden. Die Kommunikation zwischen den Vertragspartnern ist ein zentrales Instrument.

Um flächendeckend die Anzahl an Ausbildungsabbrüchen, insbesondere aufgrund von schulischen Defiziten, zu reduzieren, verständigen sich aktuell Kammern, Regionaldirektion NRW der BA, Schulministerium und Arbeitsministerium über eine gezielte Kooperationsstruktur, die in den Fachklassen des dualen Systems ansetzt. Sie soll regional vorhandene Fördermaßnahmen für Auszubildende und Ausbildungsbetriebe transparent und zugänglich machen. Auch die Baustelle der fehlenden Fachsprachenförderung für Geflüchteten in dualer Ausbildung wird aufgegriffen.

Erster Austausch:

Antrittsbesuch bei neuer Verkehrsministerin Ina Brandes

Zu einem ersten Austausch besuchte nun WHKT-Hauptgeschäftsführer Matthias Heidmeier die neue NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes. Frau Brandes ist seit dem 28. Oktober 2021 Nachfolgerin von Hendrik Wüst, der zum Ministerpräsidenten gewählt wurde.

Themen des Austauschs waren unter anderem das derzeit entstehende gemeinsame Mobilitäts-Projekt, das Azubi-Ticket sowie die Folgen der Brückensperrung auf der A45 für das Handwerk. In einem gemeinsamen Mobilitäts-Projekt von WHKT und Verkehrsministerium soll die Zukunft der Mobilität im Handwerk umfassend beleuchtet werden. Die Themenpalette reicht dabei von der Mobilität von Arbeitnehmenden und Auszubildenden über die Berücksichtigung handwerklicher Verkehre in Innenstädten bis hin zu betrieblichem Fuhrpark-Management. 

Im Dialog:

Austausch mit Vertretern der FDP

Der Fraktionschef der FDP im Düsseldorfer Landtag, Christof Rasche, und der Staatssekretär im NRW-Wirtschaftsministerium, Christoph Dammermann, waren jüngst zu Gast beim WHKT. Zu einem persönlichen Austausch empfingen Präsident Berthold Schröder und Hauptgeschäftsführer Matthias Heidmeier Fraktionschef Christof Rasche in der WHKT-Geschäftsstelle in Düsseldorf. Thema des Austauschs war auch das jüngst verabschiedete FDP-Wahlprogramm und die darin enthaltenen Anknüpfungspunkte für das Handwerk. Die Vertreter des WHKT betonten hierbei insbesondere die Herausforderungen der Fachkräftesicherung in den kommenden Jahren. Auch die weiteren Öffnungsschritte im Hinblick auf den weiteren Verlauf der Pandemie wurden thematisiert. 

Ebenso stand das FDP-Wahlprogramm zur Landtagswahl im Mittelpunkt eines Austauschs der Hauptgeschäftsführer der NRW-Handwerkskammern mit NRW-Wirtschaftsstaatssekretär Christoph Dammermann. Herr Dammermann erläuterte die Grundzüge des liberalen Programms, das auf Innovation und individuelle Aufstiegschancen setze. In der Diskussion wurden insbesondere Fragen der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung thematisiert. Auch die Frage, wie Gründung im Handwerk befördert werden kann, war Thema der Runde.

Regelmäßig tauscht sich der WHKT auf verschiedenen Ebenen mit den Vertreterinnen und Vertretern aller demokratischen Parteien aus.

Im Austausch:

ZDH-Generalsekretär zu Gast beim Kamingespräch der Arbeitnehmer-Vizepräsidenten

Marc Giering, Matthias Heidmeier (WHKT), Michael Neuhaus, Karl-Heinz Reidenbach, Alexander Hengst, Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Felix Kendziora, Norbert Wichmann (DGB), Sonja Wilmer-Kausch, Bernhard Blanke, Ralf Noltemeyer (v.l.n.r.)

Zu einem Kamingespräch konnte WHKT-Vizepräsident Felix Kendziora nun den Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Holger Schwannecke, begrüßen.

Die sieben Arbeitnehmer-Vizepräsidenten der nordrhein-westfälischen Handwerkskammern tauschten sich mit Herrn Schwannecke über eine Vielzahl aktueller Themen aus. Die Herausforderung der Fachkräftesicherung und die nötige Stärkung der Tarifpartnerschaft wurden ebenso diskutiert wie die Frage der vom Handwerk angestrebten gesetzlichen Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung. Gemeinsam wurde betont, dass der Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Handwerk eine große Bedeutung zukommt. Diese besondere Partnerschaft im Handwerk biete enorme Gestaltungschancen in der Politik und sei im Sinne der kleinbetrieblichen Struktur ein echtes Pfund.

Mit dabei waren neben WHKT-Hauptgeschäftsführer Mattias Heidmeier auch Norbert Wichmann für den DGB und Sonja Wilmer-Kausch vom Kolpingwerk Landesverband NRW.

Europa:

Vorschlag für ein europäisches Datengesetz berücksichtigt wichtige Handwerksanliegen

Am 23. Februar 2022 hat die EU-Kommission einen Vorschlag für eine »Verordnung über harmonisierte Regeln für einen fairen Zugang zu Daten und deren Nutzung« vorgestellt.

Ziel des so genannten »Data Act« ist es, einen interessengerechten Zugang zu produktbezogenen Daten zu gewährleisten. Ein solcher Zugang ist für Handwerksbetriebe von zunehmender Bedeutung, wenn sie ihren Kunden Reparatur-, Wartungs- und andere Leistungen rund um „smarte“ Geräte anbieten wollen. Entscheidend ist, dass der Kunde oder die Kundin die Möglichkeit erhält, über die von ihm oder ihr generierten Daten zu verfügen, sie mit einem Dienstleister zu teilen und dass die Daten nicht automatisch an den Hersteller fließen.

Der Vorschlag zum Data Act folgt einem solchen nutzerzentrierten Ansatz. Er strebt zudem eine Verschiebung der Marktmacht großer Unternehmen und Plattformen, die als »gatekeeper« fungieren, hin zu kleinen und mittleren Unternehmen und Verbrauchern an. Das ist aus Sicht von Handwerksbetrieben sehr zu begrüßen.

Vorgesehen ist, dass nicht-personenbezogene Daten, die durch die Nutzung von vernetzten Produkten anfallen, seitens der Hersteller der Produkte nur auf Grundlage eines Vertrages mit den Nutzern verarbeitet werden dürfen. Dies wird begleitet von vorvertraglichen Aufklärungspflichten. Nutzer sollen einen Anspruch erhalten, jederzeit Zugang zu den von ihnen mit Produkten oder Diensten erzeugten Daten zu erlangen. Sie sollen auch verlangen können, dass Anbieter die Daten kostenlos und unverzüglich Dritten – zum Beispiel einem Handwerksbetrieb ihrer Wahl – zur Verfügung stellt.

Um kleine und mittlere Betriebe im Wettbewerb zu schützen, sieht der »Data Act« ein Verbot unfairer Vertragsklauseln in Standardverträgen zu Datennutzung und -lizensierung vor, insbesondere eine katalogartige Aufzählung von Vertragsinhalten, deren Vereinbarung zur Unwirksamkeit einzelner Klauseln oder des gesamten Vertrages führen kann.

Gut gestartet:

Jetzt anmelden – Wettbewerb des Handwerks DesignTalente 2022

Noch bis Mitte Mai 2022 können sich junge Handwerkerinnen und Handwerker aus NRW im Alter bis 30 Jahre mit Fotos ihrer selbst gestalteten Objekte in folgenden Themenbereichen bewerben: Kleidung und Textil, Möbel, Objekt und Skulptur, Schmuck, Wohnen und Außenbereich, Medien.

Eine unabhängige Jury wählt ab dem 15. Mai 2022 aus, welche Arbeiten zur 14-tägigen Ausstellung in Köln am 25. September zugelassen werden. Zusätzlich identifiziert die Expertenjury in jedem der sechs Themenbereiche eine Siegerin bzw. einen Sieger. Neben der Möglichkeit, das eigene Design in der Ausstellung öffentlichkeitswirksam zu platzieren und im Katalog aufgenommen zu werden, werden die Siegerinnen und Sieger mit jeweils 3.000 Euro Siegesprämie ausgezeichnet.

Gefördert wird der Wettbewerb für Gestaltungstalente im Handwerk vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation und Digitalisierung des Landes NRW. Die Organisation liegt beim Westdeutschen Handwerkskammertag (WHKT) in Düsseldorf.

Über die vom WHKT entwickelte Plattform www.designtalente-handwerk-nrw.de ist eine direkte Anmeldung möglich und sind weitere Hinweise zum Wettbewerb zu finden. Bilder der eigenen Arbeiten hochladen – fertig. Kosten entstehen selbstverständlich für die Teilnahme am gesamten Wettbewerb nicht.

Das Ziel des Wettbewerbs besteht erstens darin, zu zeigen, wie viel Ideenreichtum und Gestaltungstalent im Handwerk steckt sowie zweitens junge Handwerkerinnen und Handwerker dabei zu unterstützen, sich als Gestalterin und Gestalter einen Namen zu machen. Alle Akteure freuen sich daher, dies gemeinsam zu unterstützen.  

Die Schirmherrschaft für den Wettbewerb hat NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst übernommen. In seiner Grußbotschaft hebt er die Vielfalt des Handwerks, seine beruflichen Perspektiven und die Leistungen der Handwerksbetriebe hervor. »Als starke Säule des Mittelstands bilden sie das Rückgrat der deutschen Wirtschaft«, so der Ministerpräsident. Weiter betont er, dass die Kreativität und die Energie innovativer Lösungen das Ergebnis einer meisterlichen Ausbildung seien. »Das beweisen alle zwei Jahre auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wettbewerbs DesignTalente im Handwerk eindrucksvoll. Ich freue mich daher auf viele gute Wettbewerbsarbeiten und wünsche allen Teilnehmenden gutes Gelingen.«

Der diesjährige Wettbewerb steht unter dem offen gehaltenen Motto „ideen formen material“. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine abgeschlossene Handwerksausbildung, unabhängig davon, ob man aktuell in einem anderen Bereich tätig ist, sich weiterbildet, studiert oder vielleicht auch bereits selbstständig ist. Die vollständigen Teilnahmebedingungen sind online auf den Wettbewerbsseiten zu finden.

Zur Teilnahme können Fotos von bis zu drei Arbeiten eingereicht werden. Wichtig ist, dass man diese selbst gestaltet hat und die Objekte nicht bereits beim Wettbewerb DesignTalente eingereicht wurden. Eine Einreichung bei anderen Wettbewerben, zum Beispiel dem Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks, bleibt davon unberührt. Auch können Gesellen- oder Meisterstücke sowie Leistungen für Kunden oder Auftragsarbeiten zum Wettbewerb angemeldet werden. Wichtig ist, dass die Arbeiten selbst erstellt wurden und diese auf der Ausstellung in Köln 14 Tage gezeigt werden können.

Begeisterter Unterstützer des Wettbewerbs ist NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart: »Der Faktor Gestaltung macht Produkte unterscheidbar und individualisierbar, benutzerfreundlich und einzigartig. Die Bedeutung der Designkompetenz im Handwerk ist groß: Gestaltung als Querschnittskompetenz ist für die Entwicklung vieler Gewerke von ähnlich hoher Bedeutung wie digitale Fertigkeiten. Auch die digitale Welt kann auf den Einfallsreichtum als menschlichen Faktor nicht verzichten.«

»DesignTalente ist Leistungsschau handwerklichen Designs, die gerade jungen Handwerkerinnen und Handwerkern beste Chancen bietet, auf sich und ihr gestalterisches Talent öffentlichkeitswirksam aufmerksam zu machen«, unterstreicht WHKT-Präsident Berthold Schröder. »Der Wettbewerb DesignTalente zeigt, was Fachkräfte im Handwerk so besonders macht: Ihr Können!«, so WHKT-Hauptgeschäftsführer Matthias Heidmeier.

Um die Vielfalt des gestalterischen Könnens im Handwerk auch in diesem Wettbewerbsjahr zeigen zu können, freuen sich die Organisatoren und Förderer des Wettbewerbs auf viele spannende Wettbewerbsarbeiten. Allen Unterstützern und Multiplikatoren ein großes Dankeschön fürs Aufmerksammachen, Weiterleiten und Empfehlen.

Ein Medienpaket zum diesjährigen Wettbewerb für Multiplikatoren und den SocialMedia-Einsatz ist hier zu finden: www.designtalente-handwerk-nrw.de/medienpaket.

Online-Anmeldung und Informationen unter www.designtalente-handwerk-nrw.de.

Schulministerium geht auf Wünsche des Handwerks ein:

Zwei Fachklassenstandorte für neuen Elektroberuf

Ende Januar 2022 haben die Bezirksregierungen einvernehmlich festgelegt, wo der im Jahr 2021 in Kraft getretene neue Elektroberuf, Elektroniker/in für Gebäudesystemintegration, beschult wird. Die Entscheidung ist für Westfalen auf Dortmund und für das Rheinland auf Düsseldorf gefallen. Ob Auszubildende aus benachbarten Bundesländern hinzukommen werden, wird aktuell noch geprüft.

Die sieben Handwerkskammer hatten gemeinsam mit dem Landesverband klare Erwartungen an den dualen Partner Schule formuliert und an die Schulministerin adressiert: zwei Klassen statt nur einer Landesfachklasse, Beschulung ab dem ersten Ausbildungsjahr sowie Blockunterricht mit Unterbringungsmöglichkeiten. Das wird ab Sommer 2022 Realität.

IQ NETZWERK NRW:

Neue Kooperation der Handwerkskammer Münster mit dem Mobilen Beratungsteam beim WHKT

Das IQ Mobile Beratungsteam ist seit mehr als sechs Jahren beim WHKT für die berufliche Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung in NRW zuständig. Mit seinem mobilen Angebot ermöglicht das IQ Teilprojekt, flexibel auf den Bedarf einzugehen und eine flächendeckende Beratung zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse in NRW.

Ab Februar 2022 begleitet das IQ Mobile Beratungsteam mit seiner jahrelangen Expertise die Arbeit der Handwerkskammer Münster im Rahmen der Anerkennungsverfahren. Hierfür wurden auf die Bedürfnisse der Handwerkskammer Münster zugeschnittene Absprachen getroffen.

Auf Wunsch der Handwerkskammer Münster wird die IQ Mobile Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung nun gleich zu Beginn eines möglichen Anerkennungsverfahrens, noch vor Antragsstellung beratende Tätigkeiten übernehmen.

Die Handwerkskammer Münster ist nach Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz (BQFG) in ihrem Einzugsgebereich zuständig für die rechtsverbindlichen Anerkennungsbescheide bei ausländischen Berufsabschlüssen im Handwerk.

Anerkennungsanfragen an die Handwerkskammer Münster werden über das Werkzeug der digitalen Beratungsanmeldung (Web App*) direkt an das IQ Beratungsteam weitergeleitet. In der Anerkennungsberatung durch das Mobile Beratungsteam vor der Antragstellung bei der HWK Münster findet auch die Festlegung des (deutschen) Referenzberufs statt. Wesentlicher Inhalt der Beratung ist zu diesem frühen Zeitpunkt des Verfahrens zudem die Beratung zur Finanzierung. Die anerkennungssuchende Person wird bei der gesamten Antragstellung durch eine Ansprechperson des IQ Beratungsteams begleitet, so dass ein vollständiger Antrag mit allen erforderlichen Nachweisen bei der Handwerkskammer Münster eingereicht werden kann. Zur Erlangung der vollen Gleichwertigkeit kann im Anschluss an den von der Handwerkskammer Münster erstellten Bescheid die Qualifizierungsberatung auf Wunsch ebenfalls durch das IQ Beratungsteam durchgeführt werden.

Eine direkte Weiterleitung der anerkennungssuchenden Personen zum Projekt »ValiKom« ist vorgesehen, wenn zwar Berufserfahrungen in einem Handwerksberuf, aber keine formellen Ausbildungsabschlüsse vorliegen. Im Rahmen des Projektes »ValiKom« bieten beteiligte Kammern Validierungsverfahren an, mit denen berufliche Kompetenzen bewertet und zertifiziert werden können, so auch die HWK Münster.

Sämtliche Services der mobilen Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung NRW werden aus Mitteln des Förderprogramms Integration durch Qualifizierung (IQ) finanziert und stehen im Rahmen der Kapazitäten kostenfrei zu Verfügung.

Das Förderprogramm »Integration durch Qualifizierung (IQ)« zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund ab. Das Programm wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Bundesagentur für Arbeit (BA).

* Die Web-App ist ein digitales mehrsprachiges Instrument zur Beratungsanmeldung. Durch diese digitale Möglichkeit der Beratungsanmeldung bei uns, gestaltet sich die Schnittstelle zwischen HWK Münster und dem IQ Netzwerk unkompliziert, schnell und papierlos.

Außenwirtschaft:

Ausblick auf vielfältiges Angebot für das NRW-Handwerk

Das Netzwerk NRW Handwerk international bietet Handwerksunternehmen in NRW auch in diesem Jahr wieder ein breites Angebot an Informationsveranstaltungen, Messen und Unternehmerreisen, die Betriebe bei ihrem Weg ins Ausland unterstützen.

Im Rahmen der Veranstaltungen erhalten Unternehmen Informationen zu Marktpotenzialen sowie konkrete Unterstützungsangebote für ihre Auslandstätigkeit, z. B. in den Bereichen Bau/Ausbau in Benelux, Frankreich, Spanien und dem Vereinigten Königreich, Lebensmittel und Infektions- und Hygieneschutz in Belgien, oder weiter entfernten Märkten wie den USA, die vielfältige Geschäftsmöglichkeiten bieten. Die Projekte werden durchgeführt gemeinsam mit NRW.Global Business und weiteren Partnern.

Nähere Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie unter www.handwerk-international.net/veranstaltungen. Beratung für ihre Auslandstätigkeit erhalten Unternehmen bei den Außenwirtschaftsberaterinnen und -beratern der Handwerksorganisation: www.handwerk-international.net/ansprechpartner.