WHKT-REPORT Ausgabe 11/2021

Vorwort


Liebe Leserinnen und Leser,

mit der Verwendung des Prädikats »historisch« sollte man zurückhaltend sein. Doch ab und an gibt es Themen und Entwicklungen, die man nicht anders bezeichnen kann und darf. Die Rede ist vom Abschluss der Handwerks-Enquete, die in der Vorstellung des Umsetzungsberichts in diesem Monat mündete. 

Auf 171 Handlungsempfehlungen hatte sich die Enquetekommission des Landtags parteiübergreifend unter enger Einbindung des nordrhein-westfälischen Handwerks im Jahr 2017 verständigt. Vier Jahre lang wurde die Umsetzung dieser Empfehlungen gemeinsam dokumentiert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Vieles konnte erreicht werden, aber vor allem ist es gelungen, die Zukunft des Wirtschaftssektors Handwerk mit seinen über 194.000 Betrieben und fast 1,2 Millionen Beschäftigten als Querschnittsthema zu positionieren. 

Diese gute Ausgangslage konnten wir nun nutzen. Zwar haben wir gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium einen Abschlussbericht vorgelegt, jedoch wird die Zukunft des Handwerks selbstverständlich nicht abgeschlossen. Im Gegenteil: Die Tür wird nun weit aufgestoßen. Denn es ist uns gelungen, mit Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart und der Landesregierung einen »Innovationsdialog Handwerk in NRW« zu vereinbaren. Dieser Dialog wird von allen demokratischen Parteien im Landtag unterstützt.

Der WHKT ist Träger des Projekts und lädt die gesamte Handwerksfamilie in NRW sowie unsere Partner in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft ein, den Innovationsdialog gemeinsam erfolgreich zu gestalten. Die Herausforderungen, die sich mit den Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Wettbewerbsfähigkeit und Fachkräftesicherung verbinden, sind enorm. Deswegen gibt es viel zu tun. Wir haben vor allem die Aufgabe, möglichst konkret im Sinne der Betriebe und ihrer Beschäftigten zu werden. 

Es bleibt der Dank an all jene, die für den Erfolg von Enquete gearbeitet haben und die schon im Jahr 2017 mit den 171 Handlungsempfehlungen ein aus Handwerkssicht historisches Dokument vorgelegt haben.


Es grüßt Sie herzlich

Ihr

Matthias Heidmeier
Hauptgeschäftsführer
 

Enquetekommission Handwerk:

Umsetzungsbericht zu den Empfehlungen der Enquetekommission Handwerk an den Landtag übergeben

Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, Georg Fortmeier MdL, SPD-Landtagsfraktion, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft, Energie und Landesplanung des Landtags Nordrhein-Westfalen, Ralph Bombis MdL, FDP-Landtagsfraktion, Vorsitzender der Enquetekommission (v.l.n.r.) | Foto: WHKT/RG

Die Enquetekommission »Zukunft von Handwerk und Mittelstand in NRW« im Landtag hat sich intensiv mit den Herausforderungen und der Zukunft des Handwerks in Nordrhein-Westfalen befasst und 171 Handlungsempfehlungen ausgesprochen. Die Empfehlungen, von denen 90 Prozent ganz oder teilweise umgesetzt worden sind, haben zur Umsetzung vieler erfolgreiche Projekte beigetragen. So wurde zum Beispiel das digitale Gewerbeamt auf den Weg gebracht, Azubis fahren mit einem vergünstigten Ticket durch Nordrhein-Westfalen, die Berufliche Bildung wurde gestärkt und jungen Meisterinnen und Meistern wird mit einer deutlich verbesserten Gründungsprämie der Start in die Selbstständigkeit erleichtert.

Der gemeinsame Bericht der Landesregierung und der Handwerksorganisationen, der ausführlich Bilanz zieht und sich den Perspektiven für eine Handwerkspolitik der Zukunft stellt wurde am 18.11.2021 an den nordrhein-westfälischen Landtag übergeben.

Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart: »Die Landesregierung und das Handwerk haben sehr eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet, und haben Handwerkspolitik erfolgreich zur Querschnittsaufgabe gemacht. Um diese gute Arbeit weiterzuführen, wird die Landesregierung einen „Innovationsdialog Handwerk NRW“ als Projekt beim Westdeutschen Handwerkskammertag fördern. Es wird weiter um die wichtigen Zukunftsthemen des Handwerks gehen − wie Technologie und Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Fachkräftesicherung.«

Berthold Schröder, Präsident Westdeutscher Handwerkskammertag: »Fach- und Führungskräfte zu finden und sie für die sich ändernde Arbeitswelt im Handwerk vorausschauend zu qualifizieren, ist die Schlüsselaufgabe für den personalintensiven Wirtschaftsbereich Handwerk. Der Landesregierung danken wir dafür, dass wir mit der Bilanzveranstaltung keinen Schlusspunkt setzen, sondern ein Zeichen für den Start eines Innovationsdialogs Handwerk in NRW.«

Georg Fortmeier, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft, Energie und Landesplanung im Landtag Nordrhein-Westfalen: »Auftrag erfüllt! Nach fünfjähriger Auftragsarbeit gibt der Wirtschaftsminister seinen Umsetzungsbericht an das Parlament zurück. Nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik war dem Handwerk mit einer parlamentarischen Enquetekommission so eine politische Bühne bereitet worden. Und die einstimmige Verabschiedung der Handlungsempfehlungen durch das Parlament unterstreicht die Bedeutung des Handwerks für die Zukunft in NRW was wirtschaftliche Entwicklung, Ausbildung und Beschäftigung und soziale Sicherheit anbetrifft.«

Der Bericht ist zu finden unter www.wirtschaft.nrw.de/handwerk.

Auftaktveranstaltung:

Nachhaltigkeitsagenda des NRW-Handwerks

Foto: Andreas Buck/HWK Dortmund

Am 15.11.2021 hatten die Handwerkskammer Dortmund und der Westdeutsche Handwerkskammertag (WHKT) gemeinsam nach Dortmund zur Veranstaltung »NACHHALTIGKEIT IST UNSERE SACHE« eingeladen und damit einen wichtigen Startpunkt zur Entwicklung einer Nachhaltigkeitsagenda des NRW-Handwerks gesetzt.

Anlässlich der Auftaktveranstaltung betonte Ursula Heinen-Esser, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: »Das Handwerk sorgt vor Ort für die Umsetzung von nachhaltigen Lösungen und Technologien, die Umwelt, Ressourcen und Klima schonen. Von der Ausbildung über die Beratung bis zur Umsetzung der Gewerke: Das Handwerk ist von zentraler Bedeutung für eine nachhaltige Transformation unserer Gesellschaft. Es freut mich, dass das NRW-Handwerk die nachhaltige Entwicklung nun mit einer eigenen Agenda noch intensiver unterstützen wird.«

WHKT- und HWK-Präsident Berthold Schröder sagte: »Das Handwerk ist ein wichtiger Treiber für nachhaltiges Wirtschaften und sollte daher in die politische Diskussion um Nachhaltigkeit unbedingt einbezogen werden. Die Handwerksorganisation strebt danach, den gesellschaftlichen Wandel, der sich derzeit vollzieht, aktiv mitzugestalten und seine Expertise auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit einzubringen. Dabei geht es auch darum, Herausforderungen und Chancen für unsere Betriebe zu identifizieren, alte Strukturen zu überdenken und Entwicklungen anzustoßen.«

HWK-Hauptgeschäftsführer und Federführer des WHKT-Arbeitskreises Nachhaltigkeit Carsten Harder erläuterte zum Ziel der Agenda: »Mit dem Auftakt der Nachhaltigkeitsagenda für das Handwerk in NRW machen wir uns auf den Weg einer strukturierten Bearbeitung des Themenkomplexes Nachhaltigkeit. Gemeinsam mit unseren Betrieben und weiteren Stakeholdern aus Politik und Gesellschaft möchten wir aufzeigen, wie nachhaltig das Handwerk bereits arbeitet und gleichzeitig die nachhaltige Weiterentwicklung unserer Betriebe und der Handwerksorganisation vorantreiben.«

WHKT-Hauptgeschäftsführer Matthias Heidmeier: »Auszubilden, Werte zu schaffen, Dinge zu warten, sie anzupassen und zu reparieren, das gehört seit jeher zum nachhaltigen Kerngeschäft des Handwerks. Zugleich sehen wir am Beispiel des Klimawandels, dass sich die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen fundamental verändern. Wir müssen diese Entwicklung annehmen und gestalten. Ich freue mich, dass wir mit der Agenda eine Richtschnur für unser Handeln entwickeln.«

Das Handwerk mit seinen über 190.000 Betrieben und rund 1,2 Millionen Beschäftigten will so eine nachhaltige Entwicklung unterstützen und die politische und gesellschaftliche Diskussion über eine nachhaltige Transformation aktiv mitgestalten.

Die Podiumsdiskussion ist verfügbar unter https://youtu.be/PQHRJccmxSM.

Landtagswahl 2022:

Auf Nachhaltigkeit, Bildung und Wachstum kommt es dem Handwerk an

In seiner Herbst-Vollversammlung in Bielefeld hat der WHKT die Erwartungen des Handwerks zur Landtagswahl im Mai des kommenden Jahres beraten und beschlossen. Handwerk.NRW hat ebenso zu diesen Wahlprüfsteinen des Handwerks einen Beschluss in seiner jüngsten Handwerksratssitzung herbeigeführt. Damit hat sich das gesamte nordrhein-westfälische Handwerk auf gemeinsame Positionen verständigt. Die Themen Nachhaltigkeit, Bildung und Wachstum stehen dabei besonders im Fokus. Die beschlossene Langversion steht hier hier als PDF-Datei zur Verfügung. Hier wichtige Punkte in der Übersicht:


1. Nachhaltigkeit lässt sich nur mit dem Handwerk erreichen!

  • Das Handwerk muss in alle politischen Initiativen zur Klimapolitik, zur Mobilitätspolitik, zur Kreislaufwirtschaft oder zur Klimafolgenanpassung einbezogen werden, denn es kommt auf die konkrete Umsetzung der ambitionierten Ziele an.
  • Wir müssen in allen Sektoren auf wettbewerbliche Lösungen für Energie- und Klimatechnik setzen und Anschluss- und Benutzungszwänge für die Verbraucher vermeiden.
  • Der Grundsatz der Technologieoffenheit muss bei allen Vorgaben und Förderstrukturen beachtet werden.


2. Wir müssen die Ausbildungsreife junger Menschen steigern!

  • Schulabgängerinnen und Schulabgänger müssen besser auf Ausbildung und Arbeitswelt vorbereitet werden – im Hinblick auf sprachliche Fähigkeiten, Medienkompetenz, mathematisch-technische Bildung und ökonomische Bildung.
  • Wir müssen eine ergebnisoffene und praxisnahe Berufliche Orientierung an allen Schulformen etablieren.
  • Wir müssen die systematische Berufliche Orientierung durch das Programm »Kein Abschluss ohne Anschluss« ausbauen und stärken.


3. Wir müssen die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung erreichen – zur Sicherung der Fachkräfte für morgen!

  • Die Duale Berufsbildung muss attraktiver werden und mehr Wertschätzung erfahren – zum Beispiel durch Veränderungen im öffentlichen Tarifrecht, beim Azubi-Ticket, beim Azubi-Wohnen sowie der Förderung der Aufstiegsfortbildung.
  • Die Bildungszentren des Handwerks müssen gesichert und gestärkt werden.
  • Wir brauchen eine kritische Evaluierung des Berufskollegsystems, damit die Berufskollegs als Partner und nicht als Konkurrent der dualen Ausbildung gestärkt werden.


4. Wir müssen Innovation und Digitalisierung voranbringen!

  • Wir müssen überall im Land den Ausbau einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur vorantreiben.
  • Wir müssen in einer digitalisierten Wirtschaft faire Wettbewerbsbedingungen für Handwerk und Mittelstand sicherstellen.
  • Wir brauchen eine niedrigschwellige Digitalprämie für kleine Betriebe, damit auch diese den Anschluss an Zukunftstechnologien finden.


5. Wir müssen neues Wachstum am Standort NRW ermöglichen!

  • Wir müssen Gewerbeflächen für das Handwerk sichern und bereitstellen!
  • Mobilitätspolitik muss dafür sorgen, dass auch der Wirtschaftsverkehr fließt – durch Modernisierung der Infrastruktur, durch Vernetzung der unterschiedlichen Verkehrsträger und durch Maßnahmen zur Verkehrsverflüssigung.
  • Wir müssen die Standortpolitik so ausrichten, dass Lieferketten kürzer, stabiler und flexibler werden.


6. Wir müssen den Mittelstand stärken!

  • Mittelständische Unternehmen brauchen ein Belastungsmoratorium für Steuern, Abgaben und Auflagen aller Art.
  • Nordrhein-Westfalen muss den im Ländervergleich höchsten Hebesatz für die Grunderwerbsteuer spürbar reduzieren.
  • Wir müssen die wirtschaftliche Betätigung der Kommunen auf den Märkten des Handwerks wirksam beschränken.


7. Wir müssen Bürokratie vermeiden und reduzieren!

  • Die Entbürokratisierung des Landesrechts muss unter systematischer Einbindung der Clearingstelle Mittelstand fortgesetzt werden.
  • Wir müssen die Digitalisierung der Landesverwaltung vorantreiben, damit Dokumentationspflichten reduziert werden und Genehmigungsverfahren aller Art beschleunigt werden.
  • NRW braucht eine unbürokratische, flächenbezogene Lösung für die Erhebung der Grundsteuer.


8. NRW muss stark und selbstbewusst in Brüssel und Berlin auftreten!

  • NRW muss die Interessen des Wirtschaftsstandorts insgesamt und insbesondere die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen konsequent in Brüssel vertreten.
  • NRW muss sich im Bund konsequent für ein attraktives und unkompliziertes Unternehmenssteuerrecht einsetzen.
  • NRW muss in der Europa- und Bundespolitik das Subsidiaritätsprinzip zur Stärkung dezentraler Einheiten verteidigen.

Veranstaltungshinweis:

Industriekonferenz am 01.12.2021

Am 01.12.2021 nehmen WHKT-Präsident Berthold Schröder und Handwerk.NRW-Präsident Andreas Ehlert an der vom Mininsterium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen organisierten Diskussion zum Thema »Zukunft durch Industrie gestalten« unter Federführung von Minister Pinkwart teil. Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass Handwerk und Mittelstand eine wesentliche Rolle für die Transformation des Wirtschaftsstandorts Nordrhein-Westfalen spielen.

Die Veranstaltung, die mit der Unterzeichnung der »Düsseldorf Erklärung« endet, ist von 18:00–20:00 Uhr im Livestream verfügbar unter https://transformation.mohr-live.de/stream.

Klimaanpassungsgesetz NRW:

Handwerk im Expertengremium »Beirat Klimaanpassung« vertreten

Unter Federführung des Umweltministeriums hat das Land Nordrhein-Westfalen ein Expertengremium zur Begleitung und Abstimmung der Klimawandel-Vorsorge in den verschiedenen Sektoren einberufen. Der interdisziplinäre »Beirat Klimaanpassung«, in dem auch der Westdeutsche Handwerkskammertag (WHKT) und Handwerk.NRW vertreten sind, besteht aus 22 Expertinnen und Experten unterschiedlicher Disziplinen.

Das im Juli vom Landtag verabschiedete Klimaanpassungsgesetz NRW schreibt auf Initiative des Umweltministeriums die Einrichtung eines Beirats zur Klimaanpassung ausdrücklich vor. Mit einem eigenen Gesetz zur Klimaanpassung ist Nordrhein-Westfalen bundesweit Vorreiter. Zur Umsetzung hat das Umweltministerium eine 15-Punkte-Offensive zur Klimaanpassung in Nordrhein-Westfalen vorgelegt. Zu den Bausteinen gehören neben der Einrichtung des Beirats die Erstellung einer Klimaanpassungsstrategie sowie weitere Unterstützungs- und Förderangebote für die Konzeption und Umsetzung von Maßnahmen zur Klimaanpassung in Nordrhein-Westfalen.

Der neu eingerichtete interdisziplinäre »Beirat Klimaanpassung« wird die verschiedenen Maßnahmen und Initiativen begleiten und mit seinen Empfehlungen die Klimaanpassung in Nordrhein-Westfalen unterstützen.

Europa:

Europaabgeordneter Dr. Peter Liese im Gespräch mit dem WHKT-Arbeitskreis Europa

Am 26.11.2021 führte der WHKT-Arbeitskreis »Europa« ein Gespräch mit dem Europaabgeordneten Dr. Peter Liese (CDU/EVP) zum »Fit für 55«-Paket der EU. Das im Sommer von der Europäischen Kommission vorgelegte umfangreiche Gesetzespaket hat zum Ziel, klima-, energie- und verkehrsrechtlicher Vorschriften an die EU-Klimaziele für 2030 und 2050 anzupassen.

Für das Handwerk von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang Änderungen der Richtlinien über Energieeffizienz und über erneuerbare Energien sowie der für den 14.12.2021 angekündigte Vorschlag zur Änderung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden.

Dr. Liese warb beim Arbeitskreis eindringlich für eine europäische Antwort zur Bewältigung des Klimawandels und für den europäischen Emissionshandel, dessen Reform er als Berichterstatter des Europäischen Parlaments mitgestaltet. Wegen der vorgeschlagenen Erweiterung des Anwendungsbereichs auf Gebäude und Straßenverkehr, gewinnt auch der Emissionshandel künftig für das Handwerk erheblich an Relevanz.

Anerkennungsverfahren ausländischer Berufsqualifikationen:

Qualifikationsanalysen auch ein Thema bei den »grünen« Berufen

Eine erste Informationsveranstaltung des Verbund-Projekts »Netzwerk Qualifikationsanalyse – NetQA« zu den Möglichkeiten der Gleichwertigkeitsprüfung unter Einsatz von Qualifikationsanalysen gemäß § 14 BQFG stieß im Sommer bei den zuständigen Stellen für die Anerkennung der Agrarberufe auf großes Interesse. Vertreten waren Landwirtschaftskammern und Landesämter für Landwirtschaft aus den Bundesländern Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen sowie die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales Berlin. Neben den Land-, Tier- und Forstwirten/innen sind beispielsweise auch die Gärtner/innen, Milchtechnologe/innen sowie Hauswirtschafter/innen nicht reglementierte, duale Ausbildungsberufe. Eine Anwendung des Paragraph 14 BQFG ist somit bei fehlenden oder nicht ausreichenden schriftlichen Belegen für die Gleichwertigkeitsfeststellungsprüfung gegeben.

Nach einer Bedarfsabfrage fanden im November zwei modular aufeinander aufbauende Online-Schulungen zur Durchführung von Qualifikationsanalysen im Agrarbereich statt. Dabei wurde angeregt diskutiert und Praxiserfahrungen mit Gleichwertigkeitsfeststellungs-verfahren und den »sonstigen Verfahren« mit den im Projekt vertretenen Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern ausgetauscht. An den Schulungen nahmen zudem auch Vertreter/innen der zuständigen Stellen aus den Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz teil.

Die Qualifikationsanalyse hat sich bislang vor allem im Handwerk etabliert, da sie als handlungsorientierte Kompetenzfeststellung, einen guten Einblick gibt, ob Antragstellende die wesentlichen Tätigkeiten eines Berufes ausführen können oder nicht. Nun gilt es, die Ausnahmeregelung mit ihren einheitlichen und transparenten Verfahrensstandards im Agrarbereich und bei den freien Berufen bekannter zu machen.  

Das BMBF-geförderte Verbund-Projekt »NetQA« fördert von Anfang 2019 bis Ende 2022 die Vernetzung der zuständigen Stellen zur Anerkennung mit Qualifikationsanalysen. Mit Schulungen, Fachpublikationen und Arbeitshilfen sowie einem finanziellen Fördertopf unterstützt das Projekt die Durchführung der »sonstigen Verfahren« zur Feststellung der Gleichwertigkeit bei fehlenden Nachweisen nach BQFG Bund und den jeweiligen Landesgesetzen. Weitere Informationen finden Sie unter www.whkt.de/netqa.

WHKT-Ehrenpräsident Hans Hund mit Goldenem Ehrenzeichen ausgezeichnet

Der Ehrenpräsident des Westdeutschen Handwerkskammertages (WHKT), Hans Hund, wurde auf der Vollversammlung der Handwerkskammer Ostwestfalen‐Lippe zu Bielefeld mit der höchsten Auszeichnung der Handwerkskammer, dem Goldenen Ehrenzeichen, geehrt.

HWK-Präsident Peter Eul, der die Auszeichnung überreichte: »Sie haben das höchste Amt des nordrhein‐westfälischen Handwerks als Präsident durch ihre Persönlichkeit entscheidend geprägt, mit großem Gestaltungswillen und der notwendigen Beharrlichkeit durch herausfordernde Zeiten geführt und dabei für ganz entscheidende Weichenstellungen gesorgt.«

Hans Hund stand dem WHKT, der Dachorganisation der sieben nordrhein‐westfälischen Handwerkskammern, von 2016 bis 2021 vor. Der Elektroinstallateur‐ und Kälteanlagenbauermeister leitet das Unternehmen »Hans Hund Gebäudetechnik« in Bocholt und steuert die Geschicke der Handwerkskammer Münster als Präsident.

Durch seine langjährige berufliche und ehrenamtliche Erfahrung setzte er entscheidende Impulse im WHKT. Hans Hund brachte die Themen Fachkräftesicherung und Ausbildung auf NRW‐Ebene entscheidend voran und rückte dabei auch die Integration von Auszubildenden und Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund in den Fokus. Er hat unter anderem den »Modernisierungspakt Berufliche Bildung des Landes NRW« mit auf den Weg gebracht, durch den beträchtliche Fördermittel in die handwerklichen Berufsbildungszentren fließen. Früh erkannte Hans Hund die Bedeutung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit für das Handwerk und verankerte beides in der Arbeit des WHKT. Er leistete des Weiteren einen entscheidenden Beitrag zum Aufbau des »Wirtschafts‐Service‐Portal.NRW«.

Nicht zuletzt habe Hans Hund den Aufbau der Ehrenamtsakademie entscheidend vorangebracht, so dass die Akademie für immer mit seinem Namen verbunden bleiben werde, betonte Peter Eul.

Ehrenamtsakademie:

Gemeinsam für ein starkes Ehrenamt

Die Teilnehmenden des Workshops im November 2021 | Foto: HWK Münster

Am 03.11.2021 sprachen Vertreterinnen und Vertreter der Handwerkskammer Münster in Kooperation mit der Ehrenamtsakademie des NRW-Handwerks (EAH) über die Situation im regionalen Ehrenamt und insbesondere über eine zielgruppengerechte Ansprache von ehrenamtlich Engagierten und Interessierten.

Kammer-Präsident Hans Hund und Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz hatten Vertreterinnen und Vertreter der regionalen Engagementlandschaft sowie der nordrhein-westfälischen Handwerksorganisation eingeladen, um gemeinsam über Anforderungen und Wünsche an das Ehrenamt im Handwerk zu sprechen und wie insbesondere junge Menschen »mitgenommen« werden können.

Das Fazit der Teilnehmenden: Um Nachwuchs zu interessieren und zu begeistern, müssen verstärkt die Motive der jungen Generation in den Fokus genommen sowie starre Strukturen vermieden werden. Junge Menschen engagieren sich heute häufig nicht mehr aus einer familiären Tradition heraus, sondern sehen ehrenamtliches Engagement vor allem als politische oder soziale Aufgabe und passen diese ihrer aktuellen Lebenssituation an. Wie ehrenamtliches Engagement darüber hinaus in den Arbeitsalltag passe und Social Media für die Ansprache insbesondere der jüngeren Generation genutzt werden können – diese Fragen müsse das Handwerk angehen. 

Mit dem Aufbau der Ehrenamtsakademie des NRW-Handwerks (EAH) wurde das Vorhaben auf den Weg gebracht, eine Plattform für das Ehrenamt im Handwerk zu schaffen. »Die Ehrenamtsakademie möchte mit modernen Formaten darüber informieren, was Ehrenamt im Handwerk bedeutet, wie das Ehrenamt in unserer Selbstverwaltung funktioniert und wo man sich engagieren kann. Eine gemeinsame Plattform für die Themen rund um das Ehrenamt im Handwerk ist eine große Chance – auch für das Handwerk insgesamt«, so Matthias Heidmeier. Hauptgeschäftsführer des WHKT.

Praxisberichte aus der Region Münster lieferten Anne Sandner (DGB-Region Münsterland), Vera Kalkhoff (Vorstand Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagentur) und Sonja Wilmer-Kausch (Landesgeschäftsführerin des Kolpingwerks NRW).

Der Aufbau der Ehrenamtsakademie wird gefördert vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.

LGH-Mitgliederversammlung:

Die LGH-Mitgliederversammlung wählt neuen Vorstand

Jürgen-Johannes Lau, Geschäftsführer der LGH, Matthias Heidmeier, Hauptgeschäftsführer der LGH, Hans-Joachim Hering, Vorstandsvorsitzender der LGH, Peter Eul, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der LGH (v.l.n.r.) | Foto: LGH

Im Rahmen der LGH-Mitgliederversammlung, in der die Spitzenvertreter von Handwerkskammern und Fachverbänden des Handwerks in Nordrhein-Westfalen am 11.11.2021 in Dortmund zusammentrafen, wurde Hans-Joachim Hering, Präsident des Unternehmerverbands Handwerk NRW,  zum neuen Vorstandsvorsitzenden und Peter Eul, Präsident der Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld,  zum neuen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden gewählt.

Herr Hering löst auf dieser Position den neugewählten Präsidenten des Westdeutschen Handwerkskammertages, Berthold Schröder ab. Herr Schröder ist zugleich auch Präsident der Handwerkskammer Dortmund. Herr Eul übernimmt die Nachfolge des bisherigen stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Hering.

Im Dialog zwischen den Spitzen des NRW-Handwerks und der Landesregierung referierte NRW-Finanz-Staatssekretär Dr. Patrick Opdenhövel zur Entwicklung der öffentlichen Finanzen nach den Krisen der jüngsten Vergangenheit.

Berthold Schröder unterstrich in der anschließenden Aussprache, die große Bedeutung einer soliden und verlässlichen Haushaltspolitik auch hinsichtlich der Belastung von Handwerksbetrieben. Zugleich verwies Berthold Schröder auf die Probleme des Fachkräftemangels und die fortwährenden Lieferengpässe bei essenziellen Vormaterialen hin. Das Handwerk sei eine wesentliche Stütze der Konjunktur, des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes in NRW. Insbesondere die berufliche Bildung müsse nachhaltig gestärkt werden.

Der neugewählte Vorstandsvorsitzende der LGH, Hans-Joachim Hering, warb dafür den Mittelstand von bürokratischen Belastungen zu befreien. Die Entfesselungsinitiativen der Landesregierung würden in die richtige Richtung weisen. Dieser Weg müsse konsequent fortgesetzt werden.

Matthias Heidmeier, Hauptgeschäftsführer der LGH, unterstrich in seinem Geschäftsbericht die Leistungen der LGH und die Zusammenarbeit mit den Ministerien des Landes und des Bundes, um Existenzgründungen, Nachwuchsgewinnung und Ausbildung sowie die Fachkräftegewinnung für das Handwerk zu fördern und voranzutreiben. Insbesondere in der Corona-Krise und auch in der jüngsten Flutkatastrophe konnte die LGH in Kooperation mit ihren Mitgliedern und Partnern einen entscheidenden Beitrag im Krisenmanagement leisten.

Länderleitfaden Vereinigtes Königreich aktualisiert

Nach knapp einem Jahr des Brexits konnte die Wirtschaft erste Erfahrungen mit den neuen Bestimmungen zum Dienstleistungs- und Warenexport mit dem Vereinigten Königreich sammeln.

Die Koordinierungsstelle Außenwirtschaft hat die wichtigsten Informationen im aktualisierten Länderleitfaden Vereinigtes Königreich zusammengefasst, der Hinweise zu zentralen rechtlichen Fragen enthält, die vor Aufnahme einer Geschäftstätigkeit im Vereinigten Königreich zu beachten sind.

Das Merkblatt und Beratung für ihre Auslandstätigkeit erhalten Unternehmen bei den Außenwirtschaftsberaterinnen und -beratern der Handwerkskammern: https://lgh.nrw/index.php/ihre-berater-innen