WHKT-REPORT – AUSGABE 06/2022

Vorwort


Liebe Leserinnen und Leser,

nie kam das Handwerk in den Wahlprogrammen aller Parteien stärker vor als zur Landtagswahl in diesem Jahr. Gestern ist dann der Koalitionsvertrag von CDU und Grünen vorgestellt worden. Das Ergebnis hält, was die Wahlprogramme versprochen haben. Nie wurde so sehr auf das Handwerk gesetzt wie in der jetzt beginnenden Legislaturperiode.

Die Parteien haben verstanden, dass ohne das Handwerk die Transformation hin zur Klimaneutralität nicht gelingen kann. Und trotzdem: Die Ergebnisse der schwarz-grünen Verhandler sind bemerkenswert. Einige Stichworte:

  • Cyber-Sicherheit im Handwerk unterstützen
  • Arbeits- und Fachkräfteoffensive unter Einbindung der Handwerkskammern
  • Fachkräfteoffensive für das Handwerk starten
  • die Meistergründungsprämie soll attraktiver werden
  • es soll eine Meisterprämie von bis zu 3.000 Euro geben
  • die kleine Bauvorlageberechtigung für Handwerksmeister soll realisiert werden
  • die Drittelfinanzierung bei der ÜLU soll dauerhaft gesichert werden
  • die Bildungszentren des Handwerks sollen gestärkt werden
  • die Exzellenz in der beruflichen Bildung soll gefördert werden
  • die Azubi-Mobilität soll gestärkt werden
  • Azubi-Wohnheime sollen errichtet werden
  • die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung soll insgesamt erreicht werden
  • wichtig im Sinne des Bürokratieabbaus: die Clearingstelle Mittelstand soll institutionell gestärkt werden
  • und aus unserer Sicht zentral: Nordrhein-Westfalen soll zum Berufsbildungsland Nummer 1 werden

Alle diese Themen ordnen sich dem gemeinsamen Ziel unter, NRW zur ersten klimaneutralen Industrieregion in Europa zu machen. Die Koalition will bei der Erreichung all dieser Ziele die Schuldenbremse einhalten und auf neue Schulden verzichten.

Die Pläne sind gewiss ehrgeizig, doch aus Sicht des Handwerks kann man heute nur von einem insgesamt sehr positiven Ergebnis sprechen. Unsere gemeinsame Arbeit in der Handwerksorganisation, unser gemeinsamer Akzent, dass wir einen Ruck für die berufliche Bildung und die echte Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung brauchen, hat sich ausgezahlt. Jetzt gilt es anzupacken und mit der Politik, die Pläne umzusetzen.
 

Es grüßt Sie herzlich

Ihr

Matthias Heidmeier
Hauptgeschäftsführer
 

Gestartet:

Innovationsdialog Handwerk in NRW

Matthias Heidmeier, Hauptgeschäftsführer des Westdeutschen Handwerkskammertages (WHKT), konnte etwa 45 Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung zum ersten Innovationsdialog begrüßen.

Unter dem Motto »Innovation in Zeiten des Wandels – und was das für die Handwerksbetriebe bedeutet« fand am 30.05.2022 im Sudhaus der Brauerei Schlüffken, Krefeld, der Auftakt-Workshop des Innovationsdialogs Handwerk in NRW statt.

Die drei Spitzenorganisationen des NRW-Handwerks, vertreten durch Berthold Schröder, Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertags (WHKT), Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk.NRW, und UVH-Präsident Hans-Joachim Hering trafen sich mit etwa 45 Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung in dem modernen Handwerksbetrieb am Krefelder Nordbahnhof.

Zur Begrüßung erläuterte Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart: »Ich bin sicher, dass die große und wachsende Bedeutung des Handwerks auch in Zukunft eine wichtige Leitplanke für die Landespolitik bildet. Wir brauchen ein starkes Handwerk, um die Energie- und Klimaziele zu erreichen. Der neue Innovationsdialog ist deswegen eine große Chance.«

WHKT-Hauptgeschäftsführer Matthias Heidmeier: »Mit Blick auf die nötige Transformation hin zur Klimaneutralität und die sich zuspitzende Fachkräftefrage gilt es, Impulse und Anstöße zu finden, um die Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks auch in Zukunft zu sichern. Das geht am besten im gemeinsamen Dialog mit Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Wir wollen konkrete Handlungsempfehlungen für die Zukunft entwickeln.«

Anne Furth, Inhaberin der gastgebenden Brauerei, machte beim Auftakt-Workshop klar, dass es vor allem auf den Unternehmergeist im Handwerk ankomme.

Einigkeit herrschte dabei, dass nur mit genügend Fachkräften aus dem Handwerk der Transformationsprozess gelingen würde. Es brauche hierzu eine echte Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung.

Aufbauend auf den Impulsen des Workshops entwickelt der Innovationsdialog nun passgenaue Formate, um konkrete Handlungsempfehlungen für Politik und Handwerk zu identifizieren. Über einen Ideenspeicher werden weitere Anregungen gesammelt und können dort offen diskutiert werden.

Der Innovationsdialog Handwerk in NRW wird gefördert vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Ideenspeicher und weitere Informationen unter: www.innovationsdialog-handwerk.nrw

Gut im Ehrenamt – das Handwerk:

Minister Pinkwart würdigt ehrenamtliche Handwerkerinnen und Handwerker

Der »8. Treffpunkt Ehrenamt Handwerk NRW« fand unter Teilnahme von Minister Prof. Dr. Andreas Pinkwart statt.

In Raesfeld fand am 10. Juni 2022 der »8. Treffpunkt Ehrenamt Handwerk NRW« auf Einladung des Westdeutschen Handwerkskammertages (WHKT) und mit Unterstützung des Wirtschaftsministeriums NRW statt. Gewürdigt werden besonders engagierte Handwerkerinnen und Handwerker, die sich sozial und gesellschaftlich einsetzen, anderen helfen und Verantwortung übernehmen. Ein besonderes Highlight war die Verleihung des vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen mit 5.000 Euro dotierten und von Minister Prof. Dr. Andreas Pinkwart überreichten Ehrenamtspreises Handwerk NRW 2022 an Dorit Cordes. Die Zahntechnikerin aus Greven verbringt ihre Urlaube regelmäßig in Ecuador und Bolivien, um dort Menschen mit der Herstellung von Zahnersatz Würde und Lebensqualität zurückzugeben.

Nachdem in den letzten beiden Jahren der Treffpunkt Ehrenamt im kleinen Kreis im Rittersaal des Schlosses Raesfeld stattgefunden hat, haben in diesem Jahr ca. 100 geladene Gäste aus Handwerk, Politik und Gesellschaft die Chance genutzt, in einem Festzelt auf dem Hof des Raesfelder Schlosses live dabei zu sein und zu hören, wie Handwerkerinnen und Handwerker sehr emotional darüber berichten, was sie bewegt und warum das Ehrenamt ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens ist.

In seiner Begrüßung hob WHKT-Präsident Berthold Schröder die große Bedeutung des Ehrenamts für Handwerk und Gesellschaft hervor. »Wir sind allen, die sich ehrenamtlich engagieren, zu großem Dank verpflichtet. Ohne sie würden viele Bereiche unserer Gesellschaft nicht funktionieren. Im Handwerk steht und fällt die Selbstverwaltung und mit ihr das Berufsbildungssystem mit dem Einsatz Ehrenamtlicher. Viele Handwerkerinnen und Handwerker übernehmen darüber hinaus Verantwortung außerhalb der Handwerksorganisation. Sie unterstützen zum Beispiel das lokale Vereinsleben und packen in sozialen oder kirchlichen Einrichtungen mit an. Dieser Einsatz verdient unseren Respekt.«

Wirtschaftsminister Pinkwart sagte: »Handwerkerinnen und Handwerker in Nordrhein-Westfalen tragen mit ihrem ehrenamtlichen Engagement in hohem Maße zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. Das hat sich besonders auch bei der Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr gezeigt, als zahlreiche Handwerksunternehmen schnelle und tatkräftige Hilfe geleistet haben. Für den beeindruckenden ehrenamtlichen Einsatz bedanke ich mich im Namen der Landesregierung ganz herzlich.«

Die Auswahl der Handwerkerinnen und Handwerker für den Treffpunkt Ehrenamt haben die sieben Handwerkskammern aus NRW übernommen. Eine zusätzliche Würdigung erhielten in diesem Jahr Handwerkerinnen und Handwerker, die sich in besonderem Maße in der Fluthilfe 2021 engagiert haben. WHKT-Präsident Berthold Schröder und WHKT-Hauptgeschäftsführer Matthias Heidmeier nahmen die Ehrungen persönlich im Rahmen des Treffpunkts Ehrenamt vor.

Der Treffpunkt Ehrenamt Handwerk in NRW wurde gefördert duch das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW.

Weitere Informationen zu den teilnehmenden Ehrenamtlichen sowie Fotomaterial unter: www.ehrenamt-handwerk-nrw.de/start/8-treffpunkt-ehrenamt-2022

Spitzentreffen auf Schloss Raesfeld:

Ehrenamtsakademie wächst

Am 14. Juni 2022 kamen Spitzenvertreter des Ehrenamts mit jungen Engagierten aus den Handwerksorganisationen auf Schloss Raesfeld zusammen, um gemeinsam über moderne Beteiligungswege in Politik, Gesellschaft und Verbänden zu sprechen. Die Veranstaltung wurde gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung. Das Fazit der rund 40 Teilnehmenden: eine wichtige Veranstaltung mit kreativen Ideen und entscheidenden Impulsen für das Ehrenamt von heute und morgen.

»Klar ist, dass die Gestaltungsmöglichkeiten des Ehrenamts im Handwerk enorm sind«, so Berthold Schröder, Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertags. »Wie gewinnen wir Nachwuchs, insbesondere Frauen und junge Menschen? Heute sind Klimaschutz, Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Vielfalt die Themen, die für die junge Generation ganz oben stehen. Themen, für die man sich im Ehrenamt wirklich stark machen kann. Wir brauchen Botschafter, die bei den jungen Menschen für das Handwerk werben«, so Berthold Schröder. »Denn nur mit dem Handwerk gelingt die Transformation hin zur Klimaneutralität.«

Matthias Heidmeier, Hauptgeschäftsführer des Westdeutschen Handwerkskammertags, ergänzte: »Seit dem letzten Jahr haben wir mit Angeboten der Ehrenamtsakademie bereits 400 Teilnehmende erreicht und wir wollen in diesem Jahr die Ehrenamtsakademie als Marke für das Ehrenamt im Handwerk weiter festigen. Dafür gehen wir auch abseits der Pfade und probieren Neues aus, wie beispielsweise Rhetorik-Kurse an der Werkbank. Doch dafür brauchen wir weiter Rückenwind. Die jetzt beginnende Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung ist ein weiterer Schritt für die Unterstützung des Ehrenamts im Handwerk.«

Cemile Giousouf, Vizepräsidentin der Bundeszentrale für politische Bildung, erklärte: »Über die Angebote der Ehrenamtsakademie können wir hier berufsaktive Gruppen erreichen, die sich nicht nur ehrenamtlich in der handwerklichen Selbstverwaltung engagieren, sondern darüber hinaus in hohem Maße auch zivilgesellschaftlich. Mit politischer Bildung ermächtigen wir die Teilnehmenden, Sachverhalte zu hinterfragen und eigene Interessen zu vertreten, sowohl im Berufsleben als auch in unserer Gesellschaft.«

www.ehrenamtsakademie-handwerk.de | www.akademie-des-handwerks.de/ehrenamt/

Integrationspreis Handwerk NRW verliehen:

»Sie zeigen uns dabei, was alles möglich ist.«

»Sie zeigen uns dabei, was mit innovativen Ideen und Engagement alles möglich ist. Machen Sie bitte weiter so. Wir brauchen Menschen wie Sie«, würdigt der NRW-Integrationsminister Dr. Joachim Stamp (FDP) die diesjährigen Gewinnerbetriebe des nordrhein-westfälischen Integrationspreises des Handwerks. In diesem Jahr wurde zum dritten Mal der Integrationspreis des Handwerks an jene Betriebe verliehen, die sich im vergangenen Jahr in ihren Betrieben besonders für die Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte eingesetzt haben. Im Fokus der Handwerkskammern standen vor allem Unternehmer und Unternehmerinnen, die selbst eine Zuwanderungsgeschichte haben.

Die Preisträger und Preisträgerinnen in diesem Jahr sind: KNÄCKEBÄCKER GmbH (Aachen), Zelek Elektrotechnik GmbH (Bielefeld), Friseursalon Seval’s Traum (Dortmund), Autohaus Gierten (Hilden) , Paul Heinisch e.K. (Gummersbach), KFZ-Techniker Meister Bayram Tosun (Bottrop), Fußboden König GmbH (Olpe).

Die Verleihung des Integrationspreises des Handwerks in NRW organisierten die Handwerkskammern in ihrem jeweiligen Kammerbezirk. Die Verleihung fand im Rahmen des Diversity-Tags am und um den 31.05.2022 statt, welcher durch die »Charta der Vielfalt« jährlich organisiert wird und ein Zeichen für Vielfalt setzen soll. Die nächste Vergabe ist für das Jahr 2024 geplant.

Die Preisträger und Preisträgerinnen aus dem Jahr 2022 gehören zu den »Möglichmachern für eine Gesellschaft der Vielfalt und für ein starkes innovatives Handwerk«, so der Minister.

Die ganze Videobotschaft des NRW-Integrationsministers Dr. Joachim Stamp ist zu finden unter: https://youtu.be/NjDhVzR5fyw

Handwerkszeichen in Gold:

Höchste Auszeichnung des Handwerks für Präsident Hans Hund

Hans Hund (r.) erhielt die höchste Auszeichnung, die der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) zu vergeben hat, von ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer | Foto: HWK / dieMarquardts

Mit dem Handwerkszeichen in Gold wurde der Präsident der Handwerkskammer Münster und Ehrenpräsident des Westdeutschen Handwerkskammertages, Hans Hund, am 15. Juni 2022 im Handwerkskammer Bildungszentrum (HBZ) in Münster geehrt. Ihm wurde damit die höchste Auszeichnung zuteil, die der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) zu vergeben hat.
 
»Hans Hund wartet nicht darauf, dass andere die Initiative ergreifen, er tut es selbst. In der ihm eigenen angenehmen und umsichtigen Art«, würdigte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer das große Engagement von Hans Hund für das Handwerk und seine Organisationen. Hund mache das Handwerk zukunftsfähiger, in dem er die berufliche Bildung stärke. Die Verleihung des Handwerkszeichens sei ein Symbol für Wertschätzung und Verbundenheit, betonte Wollseifer.

Hans Hund war von 2016–2021 Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertages (WHKT).

Bildungsverlaufsregister / Verantwortungskettenvereinbarung:

Was machen die Schulabgängerinnen und Schulabgänger eigentlich nach der Schule?

Diese simple Frage lässt sich derzeit nicht beantworten. Während in den 2000er Jahren mehrere Gebietskörperschaften das Deutsche Jugendinstitut (DJI) mit Längsschnittstudien beauftragt hatten, ist die Statistik bis heute noch nicht soweit, Bildungsverläufe nachzuzeichnen. Dieses Vorhaben gehen Bund und Länder in dieser Zeit aktiv an, da man die Volkszählungen ab dem Jahr 2031 »als vollständig registergestützten Zensus« durchführen will.

Bildungsverlaufsdaten sind aus Sicht des WHKT zwingend notwendig, um das Bildungssystem überhaupt sinnvoll steuern zu können. Gleichzeitig fehlt es auf individueller Ebene an Informationen, welche Schulabgängerinnen und Schulabgänger keinen geeigneten Anschluss haben/finden, um auf diese gezielt mit Beratung und Unterstützung zu gehen zu können. Fachlich gibt es die klare Erkenntnis, dass zu viele junge Menschen aus dem Bildungssystem »diffundieren« und letztlich ohne beruflich verwertbare Qualifikationen verbleiben. Dazu zählen zum Beispiel diejenigen, die nicht in die Schulpflichtüberwachung kommen, weil sie nie die Klasse 8 besuchen oder diejenigen, die seit Jahren als »Verwöhnungsverwahrloste« gelten, aber auch solche, die aufgrund ihrer individuellen Umstände einfach »durch das Rost fallen«. Dazu zählen gerade in den Corona Jahren auch solche Jugendliche, die ein »Sofa-Jahr« machen und auf bessere Zeiten warten.

Da die Landespolitik bisher keine Lösung für diese Problematik gefunden hat, obwohl es mindestens seit dem Jahr 2010 intensiv erörtert wird, wird man nun auf Ebene der Gebietskörperschaften sogenannte »Verantwortungskettenvereinbarungen« abschließen. Auf Landesebene ist dafür ein Muster abgestimmt worden. Mit dem Vorhaben soll in den Regionen Handlungsbedarf beim Übergang in Schule-Beruf für die Zielgruppe der Jugendlichen ohne Anschlussperspektive identifiziert, in partnerschaftliche Verantwortung Lösungsansätze gefunden und die gemeinsam vereinbarten Handlungsschritte standardisiert umgesetzt werden. Handlungsschritte und Verantwortlichkeiten sollen dokumentiert und für alle beteiligten Akteure transparent gemacht werden. Im Kern geht es darum, Schülerinnen und Schüler ohne Anschlussperspektive frühzeitig zu identifizieren und zu einem für sie passenden Anschluss hinzuführen.

Für den WHKT stellt sich die Frage, ob regionale Ansätze zu einem gewünschten und landeseinheitlichen Erfolg führen oder ob nicht doch der Gesetzgeber gefragt ist. Zu lange schon ist das gesellschaftlich so wichtige Thema hin und her geschoben und vor allem aufgeschoben worden.

Neu: Elektroniker/in für Gebäudesystemintegration:

Standorte für Berufsschule und für die Durchführung der überbetrieblichen Ausbildungslehrgänge festgelegt

Für den neuen Beruf Elektroniker/in für Gebäudesystemintegration, in der Szene »GSI« abgekürzt, ist die Bildungsinfrastruktur von Land und Handwerk festgelegt worden, um dem Beruf eine gute Zukunft zu ebnen. Erfahrungsgemäß dauert es mehrere Jahre, bis sich ein Ausbildungsberuf etabliert. Wichtig dafür ist, dass es mehrere Berufsschulstandorte in NRW gibt und auch die Festlegung der Standorte für die überbetrieblichen Ausbildungslehrgänge rechtzeitig bekannt gegeben werden.

Die Bezirksregierungen haben jeweils ein Berufskolleg in Dortmund und in Düsseldorf als Berufsschulstandort festgelegt. Der Elektroverband NRW hat dem Ministerium mitgeteilt, dass alle Elektroniker/innen für Gebäudesystemintegration vom ersten Ausbildungstag an in einer eigenen für diesen Beruf geschaffenen Berufsschulklasse unterrichtet werden sollten. Dies ist jetzt sowohl für den Landesteil Westfalen als auch für den Landesteil Rheinland ermöglicht.

Die Handwerkskammern haben für die Durchführung der komplett neuen überbetrieblichen Ausbildungslehrgänge (11 Wochen über 3,5 Jahre verteilt) die Standorte Bielefeld und Düsseldorf festgelegt, und zwar bei der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld und der Elektroinnung Düsseldorf. Dafür haben sich die Kammern eines kriteriengestützten Verfahrens bedient, um aus dem Kreis der interessierten Elektro-ÜBS-Zentren die geeignetsten auszuwählen. Damit steht einer qualitativ hochwertigen Ausbildung in diesem zukunftsgerichteten, hoch modernen Elektroberuf auch perspektivisch nichts mehr im Wege. Sofern die Ausbildungszahlen Jahr für Jahr steigen, haben die Bezirksregierung sowie die Handwerkskammern in Aussicht gestellt, weitere Standorte für Berufsschule und überbetriebliche Ausbildung zu ergänzen.

Europa:

»Fit für 55«: Wo stehen wir gerade?

Vor einem knappen Jahr, am 14. Juli 2021, hat die Europäische Kommission den ersten Teil des »Fit für 55«-Pakets zur Energie- und Klimapolitik vorgestellt. Darin enthalten waren Überarbeitungen der Energieeffizienzrichtlinie, der Richtlinie über erneuerbare Energien, der Energiesteuer-Richtlinie, des Emissionshandelssystems, der CO2-Emissionen für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge und einige Vorschläge mehr. Im Dezember folgte der zweite Teil mit einem Vorschlag zur Überarbeitung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden. Und damit nicht genug: Im Mai 2022 legte die Europäische Kommission noch einmal nach. Im Rahmen von RePowerEU veröffentlichte sie Änderungsvorschläge zu drei der im Gesetzgebungsverfahren befindlichen Rechtsakten, unter anderem die Einführung einer Solardachpflicht.

In diesen Wochen werden erste Weichen gestellt. So hat das Europäische Parlament gerade seine Position zum Emissionshandel festgelegt. Unter anderem befürwortet es eine Erweiterung des Emissionshandels auf Straßenverkehr und Gebäude. Die Umweltministerinnen und -minister beraten am 28. Juni zur Frage, wieviel CO2 Pkw und Nutzfahrzeuge künftig ausstoßen dürfen. Das Europäische Parlament hatte Anfang Juni beschlossen, ab 2035 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge zuzulassen. Am 27. Juni beraten die Energieministerinnen und Energieminister über die Energieeffizienz- und die erneuerbare Energie-Richtlinie, die für das Handwerk von besonderem Interesse sind. Mitte Juli folgen die Abstimmungen im Industrie-Ausschuss des Parlaments zu diesen Vorhaben. Die Gebäudeenergie-Richtlinie geht ebenfalls in eine wichtige Phase des Beratungsprozesses. Im Parlament hat der irische Berichterstatter seinen Berichtsentwurf vorgelegt. Er verschärft den Vorschlag der Europäischen Kommission noch einmal erheblich. Das gilt insbesondere für die Renovierungspflichten, aber auch für die Anforderungen an Mobilität und die Gebäudeenergieausweise. Ähnlich wie bei der Verabschiedung der REACH-Verordnung im Jahr 2006 wird es nur Wenige geben, die von sich sagen können, dass sie das Gesamtvorhaben mit all seinen Wechselwirkungen tatsächlich überblicken.

Neu erschienen:

LGH-Geschäftsbericht 2021 veröffentlicht

Der neue Geschäftsbericht der Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks (LGH) für das Jahr 2021 steht zum Download zur Verfügung.

Mit dem Slogan im Untertitel »Transformation aus Tradition« wird verdeutlicht, dass gerade die Wirtschaftsförderung im Handwerk zukunftsorientiert Veränderungen vorantreibt, dies nachhaltig und beständig. Berichtet wird über die Wirtschaftsförderungsmaßnahmen für das Handwerk in NRW, welche von der LGH im Jahr 2021 umgesetzt und weiterentwickelt werden konnten.

Auch wenn das abgelaufene Geschäftsjahr erneut stark durch die Bewältigung der Folgen der Corona-Krise geprägt war, konnten die laufenden Maßnahmen und Projekte flexibel und erfolgreich umgesetzt werden. Mit Blick auf die zukünftige Wirtschaftsförderung des Handwerks in NRW konnten zudem neue Projekte vorbereitet werden, welche im nun laufenden Jahr 2022 in die Umsetzung gelangen.

Der LGH-Geschäftsbericht steht unter https://www.lgh.nrw/index.php/service/downloads/geschaeftsberichte zum Download bereit.

Nachhaltiges Wirtschaften:

Seifriz-Sonderpreis für Innovation für mehr Nachhaltigkeit im Handwerk geht nach NRW

Jürgen-Johannes Lau, Geschäftsführer der Gewerbeförderung des Handwerks (LGH), Leiter des ZNU Dr. Christian Geßner, HWK-Unternehmensberater Wolfgang Diebke, Timothy C. Vincent und der Präsident der Handwerkskammer Dortmund Berthold Schröder (v.l.n.r.) | Foto: HWK Dortmund

Der Seifriz-Preis würdigt einzigartige Kooperationen zwischen Handwerk und Wissenschaft. Steinmetz- und Steinbildhauermeister Timothy C. Vincent hat die Jury des Preises in diesem Jahr mit einem Nachhaltigkeits-Managementsystem überzeugt. Dafür erhielt er nun gemeinsam mit Dr. Christian Geßner, Leiter des Zentrums für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) der Universität Witten Herdecke, den Sonderpreis im Bereich »Nachhaltiges Wirtschaften«. Zur Ehrung besuchten HWK-Präsident Berthold Schröder und weitere Vertreter des Handwerks den Unternehmer in seinem Betrieb.

Seit sich Steinmetz- und Steinbildhauermeister Timothy C. Vincent 2003 selbstständig gemacht hat, beschäftigt ihn das Thema Nachhaltigkeit. »Für mich war es wichtig, meine Lieferketten zu organisieren. Bevor ich also Material aus dem Ausland bestelle, das einen großen CO2-Fußabdruck hat oder auf dem Weg womöglich Menschenrechte verletzt werden, arbeite ich lieber mit regionalem Gestein.« Doch wie können dieser oder weitere Nachhaltigkeitsaspekte gefördert und für Kunden sichtbar gemacht werden? Dazu kontaktierte Vincent das Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) der Universität Witten Herdecke. Dr. Christian Geßner, Leiter des ZNU, erklärt: »Unsere Aufgabe ist es, das Thema Nachhaltigkeit greifbarer zu machen und auch großen und kleinen Betrieben aller Branchen eine Möglichkeit zu bieten, nachhaltiger zu werden.«

Das Ergebnis der Zusammenarbeit war die Zertifizierung des Unternehmens nach dem ZNU-Standard »Nachhaltiges Wirtschaften«. »Das Nachhaltigkeits-Managementsystem macht die Stärken und Schwächen eines Betriebs sichtbar. Dieses Wissen kann dann bei einer Entscheidungsfindung oder beim Setzen betrieblicher Ziele hilfreich sein, um auch später am Markt bestehen zu können«, so Vincent.

Der Präsident der Handwerkskammer Dortmund, Berthold Schröder, lobte das Projekt bei der Preisübergabe. »Nachhaltiges Denken und Handeln hat im Handwerk schon immer einen festen Platz. Es gibt viele Handwerkerinnen und Handwerker, die wirksame Lösungen in ihren Unternehmen umgesetzt haben und ressourcenschonend arbeiten. Nachhaltigkeit wird künftig auch als Maßstab von Kunden angesetzt.«

Außenwirtschaft:

Auslandsmesseförderung für kleine Betriebe

Mit der Kleingruppenförderung bietet das Land Nordrhein-Westfalen kleinen und mittleren Handwerksbetrieben ein konkretes Angebot, auf einer Messe ihrer Wahl im Ausland auszustellen und ihre Angebote einem breiten Publikum zu präsentieren. Förderungen erhalten sowohl einzelne Unternehmen mit bis zu 49 Beschäftigten als auch Gruppen von Kleinbetrieben mit jeweils bis 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Messebeteiligungen im gesamten inner- und außereuropäischen Ausland.

Neben der Option neue Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen, profitieren ausstellende Unternehmen auf Messen insbesondere von der Kooperation und dem Austausch mit neuen und bestehenden Geschäftspartnern. Bei einem gemeinsamen Messeauftritt lassen sich darüber hinaus Organisation und Kosten unter den Unternehmen verteilen, was den Aufwand für alle Teilnehmenden erheblich reduziert.

Eine Förderung kann beantragt werden für alle Auslandsmessen weltweit, sofern diese nicht Teil der Bundes- oder Landesbeteiligung sind. Weitere Informationen zur Auslandsmesseförderung des Landes Nordrhein-Westfalen finden Sie unter: https://trade.nrwglobalbusiness.com/messen/kleingruppenfoerderung.

Beratung für ihre Auslandstätigkeit erhalten Unternehmen bei den Außenwirtschaftsberaterinnen und Außenwirtschaftsberatern der Handwerksorganisation: https://www.handwerk-international.net/ansprechpartner.

Länderreports veröffentlicht:

Marktchancen in Europa

Das europäische Ausland bietet Handwerksbetrieben zahlreiche Marktchancen. Zur Orientierung hat die Koordinierungsstelle Außenwirtschaft eine Reihe von Länderreports veröffentlicht, die weiterführende Informationen und Hinweise für nordrhein-westfälische Handwerksbetriebe mit Interesse an einer Auslandstätigkeit bereithalten:

  • Länderreport Belgien
  • Länderreport Irland
  • Länderreport Italien
  • Länderreport Niederlande
  • Länderreport Österreich
  • Länderreport Rumänien
  • Länderreport Schweiz
  • Länderreport Spanien

Neben Markttrends in handwerksspezifischen Branchen wie dem Bau/Ausbau, Lebensmitteln und dem Maschinenbau, enthalten die Reports wichtige Hinweise zu rechtlichen und kulturellen Aspekten, die sich je nach Land teils stark voneinander unterscheiden und beim Auslandsgeschäft unbedingt berücksichtigt werden sollten. Die Länderreports sind verfügbar unter https://www.handwerk-international.net/laender-und-maerkte.

Beratung für ihre Auslandstätigkeit erhalten Unternehmen bei den Außenwirtschaftsberaterinnen und -beratern der Handwerksorganisation: https://www.handwerk-international.net/ansprechpartner.