WHKT-REPORT – AUSGABE 06/2021
VORWORT
Liebe Leserinnen und Leser,
am kommenden Freitag treffen wir uns – pandemiebedingt erneut in kleinem Rahmen – auf Schloß Raesfeld, um das ehrenamtliche Engagement von Handwerkerinnen und Handwerkern in den Mittelpunkt zu stellen. Der mittlerweile 7. Ehrenamtstreff ist erneut eine tolle Möglichkeit, Danke zu sagen.
Ein besonderes Anliegen unseres WHKT-Vorstandes unter Vorsitz von Präsident Hans Hund ist in diesem Sinne auch der Aufbau einer Ehrenamtsakademie des nordrhein-westfälischen Handwerks. Wir freuen uns sehr, dass diese Arbeit in den vergangenen Monaten erfolgreich begonnen hat. Und wir spüren bei jeder Veranstaltung, wie sehr die Zukunft des ehrenamtlichen Engagements die gesamte Handwerksorganisation bewegt.
Ohne ehrenamtliches Engagement gibt es keine Selbstverwaltung. Und nur mit ehrenamtlichen Engagement gibt es die notwendige Rückkoppelung in die betriebliche Praxis. Die über 10.000 Engagierten im nordrhein-westfälischen Handwerk leisten einen wirtschaftlich und gesellschaftlich unverzichtbaren Beitrag. Deswegen wollen wir im Handwerk gemeinsam dafür sorgen, dass mehr junge Menschen, mehr Frauen und mehr Menschen mit Migrationserfahrung die Chancen des Engagements im Handwerk erkennen. Es gibt gute Gründe für dieses Engagement, das nicht genug gewertschätzt werden kann. Das Ehrenamt bringt Gesellschaft und Handwerk voran. Es sichert unter anderem die Qualität unserer Ausbildung, aber es bietet auch den Engagierten selbst vielfältige Möglichkeiten der Weiterentwicklung.
Ich bin unseren Partnerorganisationen im Handwerk sehr dankbar, dass wir uns gemeinsam auf den Aufbau einer Ehrenamtsakademie verständigt haben. Die Ehrenamtsakademie soll ein gemeinsames kommunikatives Dach sein, das Aktivitäten für das ehrenamtliche Engagement in Nordrhein-Westfalen bündelt und zu einem Mehr an Wertschätzung und guten Ideen der Nachwuchsarbeit führt. Gemeinsam arbeiten wir dafür, dass uns die Etablierung der Ehrenamtsakademie dauerhaft gelingt. Es ist die Anstrengung wert!
Das Handwerk hält zusammen.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Matthias Heidmeier
Hauptgeschäftsführer
Sommer der Berufsausbildung:
»Initiative Praktikum 2021« des Handwerks
Dem Irrglauben im Land zum Trotz, dass es keine Praktikums- und Ausbildungsplätze gäbe, startete der WHKT mit einer Gemeinschaftsaktion der sieben Handwerkskammern und 25 Kreishandwerkerschaften die »Initiative Praktikum 2021«: www.whkt.de/praktikum2021. Denn das Handwerk bietet aktuell nicht nur Ausbildungsplätze in nahezu 120 Ausbildungsberufen, sondern auch jede Menge freie Praktikumsstellen im ganzen Land.
Handwerksbetriebe suchen vor allem Schulabgängerinnen und Schulabgänger sowie Studienzweifler/innen und Studienaussteiger/innen, die einen passenden Übergang ins Berufsleben bzw. die nächste Qualifizierungsphase suchen und in eine berufliche Karriere einsteigen möchten. Das Handwerk mit seinen krisenfesten Arbeitsplätzen möchte nicht erneut weniger Ausbildungsverträge abschließen müssen, weil es den Kontakt zu jungen Menschen coronabedingt nicht erhält.
Das Arbeiten mit Kunden und beim Kunden vor Ort ist für das Handwerk eine Selbstverständlichkeit, auch in Coronazeiten mit entsprechenden Hygienekonzepten. Deshalb werden gerade auch im Handwerk ein- oder mehrwöchige Praktika gerne angeboten, um zukünftige Auszubildende kennenzulernen. Die Gemeinschaftsaktion »Initiative Praktikum 2021« passt ideal in den »Sommer der Berufsausbildung«, der von der Allianz für Aus- und Weiterbildung ausgerufen wurde. Hier finden Interessierte über 30 Ansprechpartner in den Handwerksorganisationen, um Türen in Betrieben geöffnet zu bekommen. Der Weg in ein betriebliches Praktikum ist leicht.
Ein Praktikum ist der derzeit beste Weg in eine betriebliche Ausbildungsstelle, denn hier kann man mit jedem Schulabschluss, gerade auch mit Abitur zeigen, dass man den Beruf erlernen will und großes Interesse an einer Ausbildungsstelle hat. Zudem bietet das Praktikum Erlebnisse, die man virtuell nicht bekommen kann: man erlebt die Berufe in ihrer betrieblichen Realität, man kann hören, riechen, fühlen und die Menschen in dem Beruf erleben, was für eine berufliche Entscheidung viel wichtiger ist als über den Beruf zu lesen oder sich Videos anzuschauen.
Das Handwerk verspricht sich mit dieser Initiative einen deutlichen Zuwachs an Nachwuchs, den es dringend braucht, da der Fach- und Führungskräfte-Mangel im Handwerk deutlich spürbar ist. Auch wird Nachwuchs gesucht, der sich vorstellen kann, sich zukünftig einmal selbstständig zu machen, da immer mehr Betriebe zur Übergabe anstehen.
Würdigung im kleinen Kreis:
7. Treffpunkt Ehrenamt Handwerk NRW
Das ehrenamtliche Engagement vieler Handwerkerinnen und Handwerker ist immens. Und dennoch findet es eher selten die öffentliche Beachtung, die es verdient. Um einmal jährlich auf das hinzuweisen, was Handwerkerinnen und Handwerker ehrenamtlich leisten, wie viel Verantwortung sie übernehmen und wie viel Energie und Zeit sie für ihr soziales und handwerkliches Ehrenamt aufbringen, findet mit finanzieller Unterstützung des Wirtschaftsministeriums NRW der Treffpunkt Ehrenamt des Handwerks NRW statt.
Der diesjährige 7. Treffpunkt Ehrenamt Handwerk NRW wird traditionsgemäß in der Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld abgehalten. Coronabedingt ist allerdings vor Ort – wie bereits im Jahr 2020 – nur ein sehr kleiner Personenkreis möglich. Lediglich die benannten ehrenamtlichen Handwerkerinnen und Handwerker je Handwerkskammer sowie die Vertretungen aus den Kammervorständen nehmen an dem Treffpunkt Ehrenamt in diesem Jahr teil. Ab dem nächsten Jahr sollen wiederum über 100 Gäste die Möglichkeit zur Teilnahme erhalten. Auf der Seite www.ehrenamt-handwerk-nrw.de berichten wir zeitnah über den Treffpunkt Ehrenamt 2021.
Ausbildungskonsens NRW:
WHKT engagiert sich intensiv für mehr duale Ausbildungsverträge
Die Partner des Ausbildungskonsenses haben die Woche vom 21. bis 27. Juni zur Woche der Berufsausbildung ausgerufen, um damit den »Sommer der Berufsausbildung« mit vielfältigen Maßnahmen zu starten. Die Aktionswoche soll den Blick von Schulabgänger/innen, Lehrkräften sowie Eltern auf die Chancen mit einer dualen Ausbildung lenken und die sehr guten Optionen auf eine Ausbildungsstelle noch in diesem Sommer hervorheben.
Der WHKT hat nicht nur seine »Initiative Praktikum 2021« in die Woche der Berufsausbildung eingebracht, sondern konnte auch das Thema Ausbildung in der WDR-Fernsehendung »Hier und Heute« und in einer Radiosendung des Deutschlandfunks einbringen sowie auf zwei speziell organisierten Veranstaltung des Schulministeriums Eltern der Abgangsklassen gemeinsam mit der Schulministerin Yvonne Gebauer über Perspektiven im Handwerk informieren.
Tarifbindung im Handwerk:
Schlüssel zur Nachwuchs- und Fachkräftesicherung?
Das Handwerk sorgt sich um fehlende Nachwuchs- und Fachkräfte. Gemeinsam haben WHKT, Kolpingwerk und DGB bei der Veranstaltung am 10.06.2021 in Münster deutlich gemacht: Nachwuchssicherung ist für das Handwerk essentiell. Notwendig dafür sind gute Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen, für die Tarifverträge eine wichtige Rolle spielen.
Mit der gemeinsamen Veranstaltung im Handwerkskammer Bildungszentrum (HBZ) Münster wollten die Veranstalter den aktuellen Stand der Tarifpartnerschaft im Handwerk beleuchten und diesem wichtigen Thema damit eine gemeinsame Plattform geben. Welchen besonderen Herausforderungen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Handwerk gegenüber sehen, war eine der zentralen Fragen. Zu den Rednerinnen und Rednern gehörte unter anderem NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann.
Der Konsens in Münster war deutlich: Eine starke Tarifpartnerschaft ist ein wichtiger Baustein auch für die Zukunftssicherung der Handwerksbranchen. Eine Stärkung der Tarifbindung stärkt das Handwerk selbst. Tarifverträge sichern gute Arbeitsbedingungen, faire Löhne und Perspektiven für Nachwuchskräfte und ermöglichen einen fairen Wettbewerb über Leistung und gute Arbeit.
Hans Hund, Präsident des WHKT und der HWK Münster: »Die Kultur zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern im Handwerk war und ist geprägt durch ein gutes Miteinander. Uns ist es wichtig, dass wir mit dieser Veranstaltung in diesem Sinne eine Plattform für den Dialog miteinander bieten. Als Handwerkskammern sind wir bei der Tariffindung natürlich strikt neutral, das ist Sache der Tarifpartner. Wichtig ist uns aber, dass alle Themen in den Blick genommen werden, die zur Fachkräftesicherung im Handwerk beitragen.«
Bei der halb-digitalen Veranstaltung in Münster mit rund 150 Teilnehmenden gab es tiefgreifende Analysen und politische Positionsbestimmungen sowie hochkarätig besetzte Podien mit
- Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung
- Lisa-Kristin Kapteinat MdL, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der NRW SPD
- Felix Kendziora, Vizepräsident der Arbeitnehmerseite des WHKT
- Stefan Körzell, Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstands des DGB
- Hans-Joachim Hering, Präsident des Unternehmerverbandes Handwerk NRW
- Prof. Dr. Detlef Sack, Dekan der Fakultät für Soziologie an der Universtität Bielefeld
- Dr. Torben Schön, Geschäftsführer der Kommission Handwerk des Kolpingwerkes Deutschland
- Berthold Schröder, Vizepräsident der Arbeitgeberseite des WHKT, Präsident der HWK Dortmund
- Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks
Fotos zur Veranstaltung stehen unter folgendem Link online:
www.whkt.de/owncloud/index.php/s/cPWKnUnzK4Tpp1u
Handwerksfrühstück:
Austausch mit Abgeordneten
Mit dem Handwerksfrühstück, das pandemiebedingt derzeit digital stattfindet, hat sich ein überparteilicher Austausch mit Abgeordneten des NRW-Landtags entwickelt, denen die Zukunft des Handwerks besonders am Herzen liegt.
Wie kann die berufliche Bildung gestärkt werden? Was sind nötige Rahmenbedingungen, damit die Digitalisierung auch in den ganz kleinen Betrieben gelingt? Mit dabei sind Abgeordnete von CDU, SPD, FDP und Grüne. Auf dem Bild zu sehen sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des jüngsten Austauschs: Martina Hannen MdL, Matthias Goeken MdL, Ralph Bombis MdL, Sigrid Beer MdL sowie vom WHKT Hauptgeschäftsführer Matthias Heidmeier und Geschäftsführer Andreas Oehme.
Aus Sicht des Handwerks ist es besonders wichtig, dass die Anliegen der vielen kleinen Unternehmen überparteilich unterstützt werden. Politische Rahmenbedingungen für Handwerksbetriebe sind oftmals sehr spezifisch und brauchen vor allem Kenntnis der kleinbetrieblichen Strukturen.
Ehrenamtsakademie Handwerk NRW:
Gelungener Workshop der Ehrenamtsakademie Handwerk NRW (EAH) mit der Handwerkskammer Düsseldorf zum Thema »Junge Menschen ins Ehrenamt«
Wie das Handwerk junge Menschen für ehrenamtliches Engagement gewinnt war am 18. Juni 2021 die zentrale Frage eines gemeinsamen Workshops der Handwerkskammer Düsseldorf und der EAH. »Handwerk ist Ehrenamt, sonst ist es kein Handwerk«, fasste Dr. Axel Fuhrmann, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf und Moderator des Workshops, den Geist der Veranstaltung zusammen. Kammerpräsident Andreas Ehlert richtete in seinem Grußwort den Blick auf das Ehrenamt von heute und die Möglichkeiten für das junge Handwerk, das Ehrenamt in die Zukunft zu führen. »Warum lohnt es sich, als junger Mensch ehrenamtlich im Handwerk engagiert zu sein? – Weil man mitentscheiden, Rahmenbedingungen mitgestalten und den eigenen Standpunkt einbringen kann!«
Berichte aus der Praxis lieferten Daniel Penders (Vorsitzender der Handwerksjunioren NRW), Özlem Yarar (Kammervorstandsmitglied), Christian Klemm (Lehrlingswart der SHK-Innung Düsseldorf) und Frank Bühler (Obermeister der Bau-Innung Mönchengladbach). Fazit der Runde: die jungen Menschen sind heute die Wegbereiter für das Ehrenamt von morgen und brauchen mehr Information, Transparenz und direkte Ansprache.
Junge Menschen umfangreicher und transparenter als bisher über die vielfältigen Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements in der Handwerksorganisation zu informieren, ist Anliegen aller Teilnehmenden. Welche Organisationen und Gremien gibt es, wie kann man sich innerhalb dieser Organisationen engagieren und welche Tätigkeiten entsprechen am ehesten den eigenen Interessen und Talenten? Hat jemand das Potenzial, auch langfristig Verantwortung für ein Ehrenamt zu übernehmen? Dass die Ansprache und Information bereits in der Ausbildung geschehen muss, wurde in den Praxisberichten deutlich. Betriebe müssten ihre Mitarbeiter noch mehr unterstützen. Denn wer sich als Auszubildende oder Auszubildender mit dem Thema Ehrenamt auseinandersetzt, engagiert sich häufiger schon als Gesellin oder Geselle im Ehrenamt als andere. Im Betrieb den Einzelnen davon zu überzeugen, sich fortzubilden und betriebsseitig einen Mentor als Wegbegleiter an die Seite zu stellen, könne eine wichtiger Schritt in die richtige Richtung sein. An der Stelle seien die »alten Hasen« gefragt, die einen Blick für geeignete Kandidaten hätten. Diese an die Hand zu nehmen, zunächst mit kleinen Aufgaben zu betrauen und nach und nach an die Verantwortung eines größeren Amtes heranzuführen, ist nicht nur existenziell für das Ehrenamt im Handwerk, sondern auch eine persönliche Herzensangelegenheit für die Erfahrenen, die »ihr« Ehrenamt beruhigt in guten Händen wissen wollen.
Betriebe noch mehr über das ehrenamtliche Engagement ihrer Mitarbeiter zu informieren, wird ebenfalls als Chance gesehen, mehr junge Menschen für ein Engagement in der Handwerksorganisation oder im Prüfungsausschuss zu begeistern. Oftmals hätten jedoch gerade Auszubildende und junge Gesellinnen und Gesellen Scheu, sich einzubringen, um im Betrieb nicht unangenehm durch Fehlzeiten aufzufallen. Hier gilt es, die Gesellenausschüsse und Innungen zu stärken und über Anreize für Unternehmen zu diskutieren, wie diese ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zukünftig noch besser unterstützen können.
WHKT-Hauptgeschäftsführer Matthias Heidmeier stellte fest: »Ehrenamt ermöglicht erst das Selbst des Handwerks. Wir sind aufgefordert, die Bedürfnisse der jungen Menschen zu erkennen. Das gelingt am besten, indem wir sie direkt ansprechen und fragen `Warum möchtest du dich engagieren, was erwartest du von deinem Engagement und wie können wir dich dabei unterstützen`.« Wie digitale Kanäle und Formate nicht nur für die Ansprache und Information, sondern auch zur Organisation und Abwicklung von Abläufen genutzt werden können, möchte man zukünftig verstärkt diskutieren. Beispielsweise könnte die Bestellung der Prüfungsmitglieder dadurch vereinfacht werden.
Workshops mit der Handwerkskammer Dortmund und der Handwerkskammer Aachen fanden ebenfalls in den letzten Tagen statt – hierzu werden wir berichten.
Klimaschutz:
NRW-Handwerkskammern stark an neuem Energie- und Klimaschutznetzwerk beteiligt
Vier Handwerkskammern aus Nordrhein-Westfalen beteiligen sich an einem innovativen Energie- und Klimaschutznetzwerk von bundesweit 11 Kammern, das am 16. Juni 2021 als Teil der »Initiative Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerke« des Bundeswirtschaftsministeriums und des Bundesumweltministeriums gegründet wurde. Das Besondere ist die Ausrichtung des Netzwerks. Während sich solche Maßnahmen bisher typischerweise an Betriebe richten, streben die Handwerkskammern Dortmund, Düsseldorf, Köln und Münster mit sieben weiteren Partnern des neuen Kammernetzwerks danach, Energieeffizienzpotenziale in ihren eigenen Einrichtungen zu heben, um so aktiv zum Klimaschutz beizutragen.
Gemeinsames Ziel von Bundesregierung und Wirtschaft ist die Initiierung und Durchführung von rund 300 bis 350 neuen Energieeffizienz-und Klimaschutz-Netzwerken bis Ende 2025, die Einsparungen zwischen 9 bis 11 Terawattstunden Endenergie bzw. 5 bis 6 Mio. Tonnen Treibhausgas-Emissionen generieren sollen.
Europa:
Informelle politische Einigung zur Eurovignetten-Richtlinie
Am 16.06.2021 haben Verhandlungsführer des Europäische Parlament, des Rats und der Europäischen Kommission eine politische Einigung zur Wegekostenrichtlinie erzielt. Damit könnte sich das Gesetzgesetzgebungsverfahren nach rund vier Jahren einem Ende nähern.
Dem Vernehmen nach ist es gelungen, eine für das Handwerk wichtige Öffnungsklausel in den Text zu integrieren. Die »Handwerkerausnahme« erlaubt es, Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 und weniger als 7,5 Tonnen von der Mautpflicht zu befreien, wenn diese für die betriebliche Tätigkeit genutzte Ausrüstung transportieren oder selbst handwerklich hergestellte Produkte. Der Richtlinienvorschlag der Europäischen Kommission sah vor, ab dem Jahr 2020 sämtliche Fahrzeuge über 3,5 Tonnen in die Bemautung einzubeziehen. Das wäre mit erheblichen zusätzlichen Belastungen für eine Vielzahl von Betrieben verbunden gewesen. Der WHKT hatte sich im Gesetzgebungsverfahren für den Erhalt der geltenden, weiterreichenden Öffnungsklausel eingesetzt.
Die Überarbeitung der so genannten Eurovignetten-Richtlinie sieht darüber hinaus unter anderem die schrittweise Abschaffung von zeitabhängigen Straßenbenutzungsgebühren (Vignetten) für schwere Nutzfahrzeuge zu Gunsten eines entfernungsabhängigen Mauterhebungssystems vor.
Die politische Einigung muss noch förmlich vom Europäischen Parlament und Rat angenommen werden. Nach Inkrafttreten der Richtlinie haben die Mitgliedstaaten zwei Jahre Zeit, um die Bestimmungen in nationales Recht zu überführen.
ValiKom Transfer:
Steuerungsgruppe wirft Blick auf Arbeitsergebnisse
Das Projekt ValiKom Transfer nähert sich dem Ende seiner dreijährigen Laufzeit. Im Mittelpunkt des 4. Steuerungsgruppentreffens, d. h. den Entscheidungsträgern der beteiligten Kammern, stand daher ein Blick auf die Ergebnisse der bisherigen Projektarbeit.
Ein Ziel des Projekts ist die Erprobung des Nachfolgeprozesses: Allen Teilnehmenden wird nach dem Verfahren eine Anschlussberatung angeboten, in der sie berufliche Entwicklungsmöglichkeiten besprechen können. Für Personen, die nicht alle Bereiche ihres Referenzberufs beherrschen, besteht die Möglichkeit einer Anpassungsqualifizierung, um vorhandene Lücken zu schließen. Die neu erworbenen Kompetenzen werden anschließend bewertet und im Idealfall erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat, das ihr Können und Wissen in allen Berufsbereichen bestätigt. Die Erprobung hat gezeigt, dass der skizzierte Nachfolgeprozess in der Praxis gut umsetzbar ist und von den Teilnehmenden auch in Anspruch genommen wird. Die Anwesenden stimmten daher zu, den Nachfolgeprozess weiterhin in dieser Form durchzuführen.
Ebenfalls einstimmig angenommen wurde die Möglichkeit der Gewährung eines Nachteilsausgleichs für Menschen mit Behinderung, wenn das individuell ausgestaltete Verfahren nicht bereits ausreicht, um vorhandene Einschränkungen auszugleichen.
Das Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk (FBH) zeigte neue Ergebnisse der Unternehmensbefragung. Unternehmen, die Mitarbeitende bei der Teilnahme am Validierungsverfahren unterstützt haben, wurden befragt, was sie dazu motiviert hat. Die am häufigsten genannten Gründe sind, dass das Validierungsverfahren eine Möglichkeit der Personalentwicklung darstellt, Wertschätzung vermittelt wird, die Kompetenzen der Mitarbeitenden nach außen hin sichtbar bestätigt werden, Mitarbeitende motiviert werden und die Unterstützung zur Mitarbeiterbindung beitragen kann. Insgesamt 71 der 75 befragten Unternehmen machten Angaben dazu, wie sie ihre Mitarbeitenden unterstützt haben. 51 Unternehmen leisteten organisatorische Unterstützung z. B. durch Hilfe beim Ausfüllen von Formularen. 41 Arbeitgeber boten fachliche Unterstützung an, z. B. praktische Übungen im Betrieb oder externe Schulungen.
Das Projekt ValiKom Transfer wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und bundesweit von 30 Kammern aus Handwerk, Industrie und Handel sowie der Landwirtschaft umgesetzt. Weitere Informationen gibt es unter www.validierungsverfahren.de.
Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen:
FAQ zu Qualifikationsanalysen gemäß § 14 BQFG für zuständige Stellen
Was unterscheidet die »sonstigen Verfahren« gemäß § 14 BQFG von einer Prüfung nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG)? Was sollten zuständige Stellen bei der Durchführung einer Qualifikationsanalyse beachten? Welche Empfehlungen gibt es hinsichtlich der Versicherung der Antragstellenden bei Teilnahme am Verfahren?
Die Publikation »FAQ – Häufig gestellte Fragen« für die Zielgruppe der zuständigen Stellen beantwortet übersichtlich und kompakt Fragen rund um die Anerkennung bei fehlenden schriftlichen Belegen – angefangen bei den Anwendungsfällen für den § 14 BQFG und dem Einsatz von Fachexpertinnen und -experten über die Finanzierung bis hin zur Durchführung und Dokumentation des Kompetenzfeststellungsverfahrens sowie speziellen Verfahrensfragen.
Die »sonstigen Verfahren« bei fehlenden schriftlichen Belegen stellen eine Ausnahmeregelung im BQFG Bund und den vergleichbaren Landesgesetzen dar. Im Verhältnis zur Anzahl der jährlichen Anerkennungsverfahren ist die Zahl an Qualifikationsanalysen entsprechend gering und das Verfahren weniger bekannt. Zur Unterstützung von BQFG-Sachbearbeitenden und Anerkennungsberaterinnen und -beratern in den Kammern hat der Westdeutsche Handwerkskammertag FAQ für die verschiedenen Verfahrensbeteiligten konzipiert und federführend erstellt. Veröffentlicht werden die digitalen FAQ für zuständige Stellen – wie schon die FAQ für Antragstellende – durch das BMBF-geförderte Projekt »NetQA – Netzwerk Qualifikationsanalyse«.
Das Verbundprojekt wird vom Westdeutschen Handwerkskammertag fachlich gesteuert, vom Bundesinstitut für Berufsbildung koordiniert und von mehreren Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern umgesetzt.
Zuständige Stellen können die FAQ im geschützten Bereich des Expertise- und Wissenspools Qualifikationsanalysen auf Anerkennung in Deutschland herunterladen: https://www.anerkennung-in-deutschland.de/html/de/pro/expertise-wissenspool.php. Die FAQ stehen ebenfalls im internen Bereich des BQ-Portals zur Verfügung: https://www.bq-portal.de/Arbeitshilfen/Idealtypischer-Bewertungsablauf/Gleichwertigkeitsprüfung.
Informationen zum Projekt finden Sie unter www.whkt.de/netqa.
Außenwirtschaft:
Länderleitfaden Belgien aktualisiert
Nachdem auch die belgische Wirtschaft 2020 pandemiebedingte Umsatzrückgänge verzeichnen musste, wird für 2021 eine deutliche Erholung erwartet:
- Die Kapazitäten der belgischen Maschinenbauer waren zum Jahresbeginn mit 81,6 Prozent deutlich besser ausgelastet als noch kurz zuvor. Potenziale bieten sich insbesondere in der Digitalisierung von Logistik- und Produktionsprozessen.
- Bauinvestitionen werden 2021 voraussichtlich um 6,5 Prozent zunehmen. Große Infrastrukturprojekte und ein Modernisierungsstau aus dem Vorjahr bieten Baufirmen zahlreiche Auftragschancen. Auf dem belgischen Markt besteht derzeit großes Interesse an gesunden und nachhaltigen Baustoffen; zudem gibt es einen hohen Anteil an Altgebäuden mit Renovierungsbedarf. Bis Ende 2022 gilt in Belgien landesweit für Privatpersonen und Bauträger ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz von 6 Prozent für den Abriss und Wiederaufbau von alten Gebäuden.
- Hersteller der Nahrungsmittelindustrie rechnen 2021 mit steigenden Umsätzen. Der zweitgrößte Zweig im verarbeitenden Gewerbe ist für deutsche Ausrüster des Fleischer-, Bäcker-, Konditor- und Bierbrauerhandwerks ein attraktiver Markt. Belgier sind interessiert an regionaltypischen Produkten und schätzen sowohl neue als auch traditionelle Spezialitäten wie Biere, Backwaren, Confiserie und Feinkost aus NRW.
Die Koordinierungsstelle Außenwirtschaft hat den Länderleitfaden Belgien sowie das Merkblatt Limosa-Meldeverfahren für Belgien aktualisiert, die wichtige Hinweise enthalten zu zentralen rechtlichen Fragen, die vor Aufnahme einer Geschäftstätigkeit in Belgien zu beachten sind.
Die Merkblätter und Beratung für ihre Auslandstätigkeit erhalten Unternehmen bei den Außenwirtschaftsberaterinnen und -beratern der Handwerkskammern: https://lgh.nrw/index.php/ihre-berater-innen