WHKT-REPORT – AUSGABE 05/2022
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser,
jetzt zählt es: Am 15. Mai haben die Wählerinnen und Wähler in Nordrhein-Westfalen das Wort. Für das Handwerk sind die Wahl und ihre Folgen von größter Bedeutung. Nordrhein-Westfalen hat die Chance, einen Ruck für die berufliche Bildung umzusetzen. Die Wahlprogramme der Parteien geben das her. Das größte Bundesland kann Vorreiter werden, wenn es darum geht, die Weichen für eine gelingende Fachkräftesicherung zu stellen.
Die Ausgangslage ist eindeutig: Ohne Fachkräfte werden wir die Transformation hin zu Klimaneutralität und Energieunabhängigkeit nicht umsetzen können. Nachwuchs für das Handwerk ist die Voraussetzung dafür, dass die Politik ihre Klimaziele in Nordrhein-Westfalen und Deutschland erreichen kann. Die betrieblich verantwortete, duale Ausbildung und ihre Rahmenbedingungen gehören deswegen ins Zentrum der Landespolitik.
Wir haben bei unserer WHKT-Vollversammlung vor einigen Tagen dazu Eckpunkte vorgelegt. Der Katalog unter der Überschrift »Fach- und Führungskräfte für das Handwerk sichern« nimmt aber nicht nur die Politik in die Pflicht, sondern auch das Handwerk selbst. Sowohl Betriebe als auch Handwerksorganisationen müssen sich selbst zur Decke strecken, um jungen Menschen die enormen beruflichen Perspektiven des Handwerks aufzuzeigen. Viele Stellschrauben sind also gefragt. Ohne eine neue politische Schwerpunktsetzung zugunsten der beruflichen Bildung werden wir jedoch keinen Erfolg haben.
Letztlich geht es darum, alle Schülerinnen und Schüler in allen Schulformen gleichwertig auf die Chancen der beruflichen und der akademischen Laufbahn vorzubereiten. Und letztlich geht es darum, dass Auszubildende und Studierende gleichwertige Rahmenbedingungen vorfinden. Dies gilt für die Themen »Wohnen« und »Mobilität« genauso wie für die Notwendigkeit einer modernen Bildungsinfrastruktur.
Die Signale der Parteien sind wie gesagt positiv. Das zeigte auch der Besuch der Spitzenkandidaten von CDU, SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP bei unserer jüngsten Vollversammlung. Vielleicht können wir aufgrund des enormen Transformationsdrucks und dem daraus resultierenden Fachkräftebedarf soviel für die berufliche Bildung erreichen wie nie zuvor. Nach dem 15. Mai zählen dann aber nicht mehr die Worte, sondern die konkreten Taten.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Matthias Heidmeier
Hauptgeschäftsführer
»Schlüsselposition. Für die Zukunft.«:
WHKT veröffentlicht Fortschrittsbilanz 2021
Welche Initiativen und Aktivitäten der WHKT in den weiteren wichtigen Themenfeldern für und im Handwerk 2021 mit Blick auf die Zukunft aller Betriebe und aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer umgesetzt hat, stellte WHKT-Hauptgeschäftsführer Matthias Heidmeier im Rahmen der WHKT-Frühjahrs-Vollversammlung in seinem Bericht an die Spitzenvertretungen der NRW-Handwerkskammern vor. Schlüsselthemen dabei u.a.: ein geplantes Vorhaben zur Förderung von Führungskräfte-Exzellenzen im Handwerk, die Stärkung und handfeste Unterstützung des handwerklichen Ehrenamts auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite, das Thema Gründung und Betriebsübernahme sowie die Themenfelder Zuwanderung und Fachkräftesicherung.
Über die inhaltliche Ausgestaltung der Arbeiten der WHKT-Geschäftsstelle 2021 informiert die vorgelegte Fortschrittsbilanz unter dem Titel »SCHLÜSSELPOSITION. FÜR DIE ZUKUNFT.«, die online unter www.whkt.de/downloads/publikationen zur Verfügung steht.
Frühjahrs-Vollversammlung des WHKT:
Landtagswahl 2022: Ruck für die berufliche Bildung im Handwerk
Berthold Schröder, Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertags (WHKT), brachte es im Rahmen der WHKT-Frühjahrs-Vollversammlung am 26. und 27. April 2022 in Raesfeld auf den Punkt: »Ohne das Handwerk wird Deutschland weder seine selbstgesteckten Klimaziele erreichen, noch energieunabhängig werden.« Damit dies allerdings gelingt, so der WHKT-Präsident, »braucht es vor allem Fachkräfte und genau deswegen einen Ruck für die berufliche Bildung.«
Diese Richtungsentscheidungen zugunsten der beruflichen Bildung haben die Mitglieder der WHKT-Vollversammlung – die sieben Handwerkskammern in NRW – in Form von Handlungsempfehlungen an das Handwerk selbst sowie an die Landespolitik formuliert und verabschiedet. »Partnerschaftlich« gelte es nun an der Umsetzung mit der Politik zu arbeiten, so WHKT-Präsident Schröder. Konkret gehe es dabei u.a. um die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung, die Einrichtung von Fachkräfteagenturen für kleine und mittelständische Handwerksbetriebe, eine verbesserte Partnerschaft mit den Berufskollegs in NRW, eine Unterstützung der Überbetrieblichen Bildungszentren des Handwerks im Sinne der Betriebe sowie – nicht zuletzt – das Thema Fachkräfteeinwanderung, welches aufgrund seiner komplexen Herausforderung Handwerksbetrieben noch zu viele Hürden bereitet. Das nordrhein-westfälische Handwerk betont in seinen Beschlüssen, dass Betriebe mit der Unterstützung der Handwerksorganisation auch selbst vor einer großen Kraftanstrengung stehen, um mehr Nachwuchs ins Handwerk zu holen.
Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Landtagswahl NRW nahmen unter dem Tagesordnungspunkt »Politiker im Dialog« die Spitzenkandidaten und Spitzenkandidatin von CDU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN teil. Hintereinander hatten die Spitzenvertretungen des NRW-Handwerks Gelegenheit, sich mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), NRW-Minister Dr. Joachim Stamp (FDP), mit dem SPD-Landesvorsitzenden Thomas Kutschaty sowie Mona Neubaur, Landesvorsitzende BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN NRW, auszutauschen und Themen einzuordnen. Dabei positionieren sich alle vier Landesvorsitzenden mit einem klaren »Ja« zum Handwerk. Die Klimaziele wird man nach Auffassung aller Parteien nur erreichen, wenn das Handwerk die dafür nötigen Fachkräfte gewinnt. »Der Schlüssel hierfür«, so WHKT-Hauptgeschäftsführer Matthias Heidmeier, »ist die berufliche Bildung.«
AFBG-Anpassung/Meisterbonus:
Position der WHKT-Vollversammlung zur Höheren Berufsbildung
Die Handwerkskammern erwarten von der zukünftigen nordrhein-westfälischen Landesregierung, dass sie sich im Sinne der Stärkung der Meisterqualifikation beim Bund dafür einsetzt, die Förderquote des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes (AFBG) deutlich zu verbessern. Seit der letzten Novelle des AFBG aus dem Jahr 2020 werden 75% der Qualifizierungs- und Prüfungskosten erstattet. Durch eine Verbesserung der Erstattungsleistungen, aus Mitteln von Bund und Ländern, kann in der Finanzierung des dualen Qualifizierungsweges noch ein letzter großer Schritt zu mehr Bildungsgerechtigkeit erreicht werden.
Für die Übergangszeit, bis das Bundesgesetz entsprechend angepasst worden ist, erwartet das Handwerk, dass die neue Landesregierung in NRW, wie in elf anderen Bundesländern, einen sogenannten Meister-Bonus einführt, um Absolventinnen und Absolventen der Meisterprüfung (Bachelor professional) eine Prämie für die bestandene Prüfung zu zahlen.
Diese Position hat die WHKT-Vollversammlung am 26. April 2022 einvernehmlich beschlossen. Sie steht unter www.whkt.de/positionen online zur Verfügung.
WHKT und IHK NRW:
Gemeinsame Erwartungen zur Berufsbildungspolitik an neue Landesregierung
IHK NRW und Westdeutscher Handwerkskammertag formulieren ihre wichtigsten gemeinsamen Erwartungen an die künftige NRW-Landesregierung. Dazu gehört vor allem die Duale Ausbildung und Höhere Berufsbildung gesellschaftspolitisch nach vorne zu bringen, Umsteuerungen im System Berufskollegs vorzunehmen sowie berufliche und akademische Bildung im Sinne ihrer Gleichwertigkeit auch gleich zu behandeln.
Die Berufsbildung braucht mehr politische Unterstützung sowie gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Der WHKT ist zuversichtlich, dass der Weg der betrieblichen Aus- und Weiterbildung in der nächsten Legislaturperiode besonders fokussiert und unterstützt wird.
Das gemeinsame Forderungspapier von WHKT und IHK NRW ist unter folgendem Link zu finden: https://www.whkt.de/positionen
WHKT-Präsident Schröder und IHK NRW-Präsident Stoffels berichte über die Forderungen des Handwerks im WAZ-Podcast »Die Wirtschaftsreporter« zu dem Thema »Handwerkermangel: Das Problem wird sich nicht so schnell lösen lassen« – Link: https://www.waz.de/podcast/wirtschaftsreporter/handwerkermangel-das-problem-wird-sich-nicht-schnell-loesen-id235177185.html (ab Minute 30:30)
Nachhaltigkeit:
WHKT-Präsident Berthold Schröder Mitglied des Nachhaltigkeitsbeirates Nordrhein-Westfalen
Das Land Nordrhein-Westfalen hat unter Federführung des Umweltministeriums einen Nachhaltigkeitsbeirat einberufen. Das 19-köpfige Gremium, in das auch WHKT-Präsident Berthold Schröder berufen wurde, wird fortan die nachhaltige Transformation des bevölkerungsreichsten Bundeslandes begleiten und Empfehlungen für die Umsetzung und Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie geben.
Unter Vorsitz von Markus Lewe, Oberbürgermeister der Stadt Münster, und stellvertretendem Vorsitz von Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge, Direktorin des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik in Bonn, vereint das Gremium Expertinnen und Experten für eine ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Entwicklung.
Ukraine-Krieg:
Land NRW übernimmt Erlass des Bundes zu Lieferengpässen und Preissteigerungen infolge des Ukraine-Kriegs auch für Auftragsvergaben des Landes und der Kommunen
Aufgrund des Kriegs in der Ukraine kommt es u.a. bei wichtigen Baumaterialien, wie Stahl und Erdölprodukte, zu Lieferengpässe und daraus folgenden Preissteigerungen. Um dem entgegenzuwirken hat das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen mit Erlass vom 25.03.2022 für bestimmte Baumaterialien und Betriebsmittel, die aus den vom Krieg betroffenen Gebieten stammen, geregelt, dass eine sog. Stoffpreisgleitklausel in neue und laufende Vergabeverfahren des Bundes als Auftraggeber implementiert werden kann. Mit der Stoffpreisklausel werden Preisänderungen abstrakt mittels transparenter Parameter ermittelt und das Risiko schwankender Preise auf öffentliche Auftraggeber und private Auftragnehmer verteilt. Im Einzelfall sollen auch bestehende Verträge angepasst werden können. Diese Regelungen gelten ab sofort bis zum 30.06.2022.
Der WHKT hat sich dafür eingesetzt, dass der Erlass des Bundes schnellstmöglich auch in NRW umgesetzt wird: Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes NRW hat diese Regelung mit Erlass vom 1. April auch für kommunale Auftragsvergaben uneingeschränkt übernommen. Damit knüpft es an die seit Mai bzw. November 2021 bestehende Regelung an, dass bei Bundes- bzw. kommunalen Auftragsvergaben Stoffpreisgleitklauseln angewendet werden können, um den anhaltenden starken Preisschwankungen infolge der Corona-Pandemie entgegenzuwirken. Auch das Ministerium der Finanzen des Landes NRW und das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW haben sich mit einem gemeinsamen Schreiben vom 19. April 2022 dem jüngsten Bundeserlass angeschlossen, indem die befristeten Regelungen über die Ausnahmemöglichkeiten auch für Landeshochbaumaßnahmen Anwendung finden. Im Tiefbaubereich hat das Ministerium für Verkehr des Landes NRW den Bundeserlass bereits am 28. März 2022 für Landesstraßen übernommen.
Energiepaket der Landesregierung:
Gemeinsam für Energieeffizienz
Am 05. Mai 2022 hat Landeswirtschaftsminister Andreas Pinkwart den Aktionsplan »Krisenfestes Energiesystem für Nordrhein-Westfalen« vorgestellt, der die Ende 2021 vorgenommene Fortschreibung der Energieversorgungsstrategie ergänzt. Begleitend dazu haben Vertreter von Wirtschaftsorganisationen und Gewerkschaften – unter ihnen der WHKT –, die Landesgesellschaft Energy4Climate und das MWIDE eine Erklärung mit dem Titel »Gemeinsam für Energieeffizienz« vorgelegt. Energieeffizienz ist ein wichtiger Baustein zu mehr Unabhängigkeit von Erdgasimporten, langfristiger Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz. Das Ziel ist, möglichst breitenwirksam Energieeffizienzpotenziale zu heben. (www.wirtschaft.nrw/gemeinsam-fuer-energieeffizienz)
Außerdem wurde ein Programm zur Förderung technisch-betriebswirtschaftlicher Konzepte zur Umsetzung effizienter, CO2-armer und CO2-neutraler Prozesswärme in Unternehmen des produzierenden Gewerbes vorgestellt. Zuwendungsfähig sind die Ausgaben für Beratungsleistungen und gegebenenfalls notwendiger Vorprüfungen und Untersuchungen zur Konzepterstellung. Weitere Informationen sind verfügbar unter: https://www.bra.nrw.de/energie-bergbau/foerderinstrumente-fuer-die-energiewende/foerderung-von-waermekonzepten.
Fristverlängerung:
Anmeldung zum Wettbewerb des Handwerks DesignTalente 2022 noch bis zum 29. Mai 2022 möglich
Der Anmeldezeitraum für den Wettbewerb DesignTalente Handwerk NRW 2022 ist verlängert worden. Noch bis zum 29. Mai 2022 können junge Handwerkerinnen und Handwerker mit einer abgeschlossenen Gesellenprüfung in den sechs Themenbereichen mitmachen: KLEIDUNG UND TEXTIL, MÖBEL, OBJEKT UND SKULPTUR, SCHMUCK, WOHNEN UND AUSSENBEREICH und MEDIEN.
Die Teilnahme ist einfach. Fotos des gestalteten Objekts anfertigen und online unter www.designtalente-handwerk-nrw.de hochladen. Je Teilnehmerin bzw. Teilnehmer sind maximal drei unterschiedliche Objekte zum Wettbewerb zugelassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Gesellenstücke, Auftragsarbeiten oder Objekte handelt, die bereits in anderen Wettbewerben eingereicht wurden. Auch ist es unerheblich, ob man gegenwärtig einer Beschäftigung im Handwerk nachgeht, an einer Hochschule studiert, die Meisterschule oder eine Akademie des Handwerks besucht. Wichtig ist, der erfolgreiche Abschluss einer Gesellenprüfung im Handwerk, das Alter (max. 30 Jahre bis zum Einsendeschluss) und NRW als Wohnsitz oder Arbeitsstätte.
Eine unabhängige Expertenjury entscheidet dann über die Auswahl der Objekte, die ab dem 25. September 2022 für zwei Wochen in der exklusiven Wettbewerbsausstellung DesignTalente Handwerk NRW 2022 in der Handwerkskammer zu Köln öffentlichkeitswirksam gezeigt werden. Je Themenbereich identifiziert die Jury eine Siegerin bzw. einen Sieger, die jeweils zusätzlich eine Prämie in Höhe von 3.000 Euro erhalten. Zudem werden alle Ausstellungsstücke und ihre Gestalterinnen und Gestalter in einem Katalog vorgestellt.
Die diesjährige Expertenjury setzt sich aus acht Mitgliedern zusammen:
- Thomas Faber, Tischlermeister und Meisterdesigner aus Alsdorf
- Dipl. Des. Stefanie Schenk-Busse, Grafik- und Objektdesignerin aus Meschede
- Conny Kokot, Designerin für Schmuck und Objekte aus Hagen
- Sandra Gronemeier, Damenschneidermeisterin aus Düsseldorf
- Lutz Tölle, Fotograf aus Iserlohn
- Robert Hansel, Handwerksdesigner aus Köln
- Julia Timmer, Designerin aus Willich
- Jacqueline Hen, Designerin und Künstlerin aus Köln
Gefördert wird der Wettbewerb DesignTalente Handwerk NRW vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW. Die Schirmherrschaft für den Wettbewerb hat NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst übernommen. Die Organisation liegt beim Westdeutschen Handwerkskammertag (WHKT) in Düsseldorf. Eine Teilnahmegebühr oder andere Verpflichtungen entstehen nicht.
Online-Anmeldung und Informationen unter: www.designtalente-handwerk-nrw.de
Ein Medienpaket für die Ansprache junger Handwerkerinnen und Handwerker ist zu finden unter: www.designtalente-handwerk-nrw.de/medienpaket
Impressionen vom Wettbewerb 2020 unter: www.whkt.de/owncloud/index.php/s/zMdQVa8KUc2BF9t
Mehr Frauen für das Handwerk gewinnen:
Landesverbandstagung der UnternehmerFrauen im NRW-Handwerk
Der Landesverband der nordrhein-westfälischen UnternehmerFrauen (UFH) hat Ende März getagt. Der Vorstand der UnternehmerFrauen traf sich dazu zu einer hybriden Veranstaltung in der Geschäftsstelle des Westdeutschen Handwerkskammertags. Zukunftsgestaltung im Handwerk, Frauen und Mädchen in Handwerksberufen sowie Projekte der UnternehmerFrauen auch auf Bundesebene waren Themen der Veranstaltung, die von der Landesvorsitzenden Juana Bleker geleitet wurde.
In seinem Grußwort brachte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst die Bedeutung von Frauen im Handwerk auf den Punkt. »Handwerk ist starker Teil der Wirtschaftskraft unseres Landes und daran haben Sie als UnternehmerFrauen im Handwerk ganz großen Anteil.« Ziel des Verbandes ist die betriebliche und persönliche Weiterbildung sowie ein starkes Netzwerk von Frauen im Handwerk. Zum Mitgliederkreis zählen nicht nur Unternehmerinnen, sondern genauso Teilhaberinnen, Meisterinnen, Gesellinnen und Frauen, die im Unternehmen des Ehemannes oder Partners mitarbeiten. Insgesamt 18 Arbeitskreise sind dem Verband in Nordrhein-Westfalen angeschlossen. »Das größte Wachstumshemmnis ist der Fachkräftemangel. Dabei gibt es besonders bei den Frauen das wohl größte noch nicht ausgeschöpfte Potenzial«, so Ministerpräsident Wüst. Das Grußwort von Ministerpräsident Wüst wurde aus technischen Gründen vor der Veranstaltung aufgezeichnet.
Die UnternehmerFrauen üben die Verbandstätigkeit ehrenamtlich aus und setzen sich für eine starke Vernetzung im handwerklichen Ehrenamt sowie für Qualifikation und Weiterbildung ein. Der besondere Einsatz gilt der Nachwuchsförderung, insbesondere von Mädchen und jungen Frauen im Handwerk mit der Initiative des UFH Bundesverbandes »HANDWERK ist hier auch FRAUENSACHE.«
»Die UnternehmerFrauen sind nicht nur ein starker Wirtschaftspartner, sondern auch ein starker Kooperationspartner in der Ehrenamtsakademie des NRW-Handwerks (EAH)«, so Matthias Heidmeier, Hauptgeschäftsführer des Westdeutschen Handwerkskammertages (WHKT). »Ehrenamt ist die besondere Stärke und Stütze unserer Gesellschaft und unserer wirtschaftlichen Selbstverwaltung im Handwerk. Hierfür wollen wir gemeinsam mit den UnternehmerFrauen die Angebote der EAH formulieren, um mehr Frauen überzeugen zu können, sich für das Handwerk stark zu machen«, so Matthias Heidmeier.
Mit der Ehrenamtsakademie hat der WHKT eine Plattform für Themen rund um das Ehrenamt im NRW-Handwerk aufgebaut. Ziel der EAH ist, Nachwuchs für das Ehrenamt im Handwerk zu interessieren, Qualifikations-, Vernetzungs- und Austauschformate für Engagierte zu formulieren und dem Ehrenamt einen angemessenen Rahmen zu verleihen.
Außenwirtschaft:
Marktchancen für Handwerksbetriebe in den Niederlanden
Die Koordinierungsstelle Außenwirtschaft hat den Länderreport Niederlande veröffentlicht, der weiterführende Informationen und Hinweise für nordrhein-westfälische Handwerksbetriebe mit Interesse am niederländischen Markt enthält: www.handwerk-international.net/laender-und-maerkte.
Trotz eines pandemiebedingten Rückgangs und der aktuellen Unsicherheiten im Welthandel hat sich die niederländische Wirtschaft positiv entwickelt und rechnet auch im Jahr 2022 erneut mit einem Wachstum. Chancen bieten sich für Handwerksunternehmen im Nachbarland insbesondere im Bereich der energieeffizienten Gebäudesanierung, im Maschinenbau sowie im Lebensmittelsektor.
Ein konkretes Angebot für den Bausektor bietet vom 18. bis 19. Mai 2022 die Unternehmensreise »Nachhaltiges Bauen mit Besuch der Messe Renovatie« in Den Bosch, die von der NRW.Global Business GmbH in Kooperation mit NRW Handwerk international durchgeführt wird: https://t1p.de/NL-Renovatie2022. Im Rahmen der Reise können sich interessierte Unternehmen aus dem Bau- und Ausbausektor über aktuelle Entwicklungen und Marktchancen im niederländischen Baubereich – speziell mit Bezug zu den Themen Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Smart Building – informieren und aktiv ihre Geschäftskontakte erweitern.
Beratung für ihre Auslandstätigkeit erhalten Unternehmen bei den Außenwirtschaftsberaterinnen und -beratern der Handwerksorganisation: www.handwerk-international.net/ansprechpartner.
Tansania:
Schulung von Bildungsstättenleiterinnen und -leitern
Der Kontinent Afrika ist von den jüngsten Krisen dieser Welt besonders betroffen. Wichtige Einnahmen im Tourismus sowie durch die Ausfuhr von Rohstoffen gingen durch die Corona-Pandemie und die weltweiten Transportschwierigkeiten verloren. Der Krieg in der Ukraine trieb die gleichzeitig Preise für Grundnahrungsmittel in die Höhe, was zu einer erschwerten Nahrungsversorgung für die Ärmsten dieser Welt sorgte.
Mit der dualen Ausbildung von Agromechanics sowie der Entwicklung von Kursen zur Vermeidung von Nachernteverlusten in Tansania leistet der WHKT gemeinsam mit der tansanischen Partnerorganisation VETA (Vocational Education and Training Authority) daher gerade jetzt einen wichtigen Beitrag dazu, den Ländern in Subsahara-Afrika Mittel an die Hand zu geben, um unabhängig von den weltweiten Krisen ihre Bevölkerung zu versorgen.
Die Zahlen sprechen für sich: von den ersten Absolventinnen und Absolventen erhielten über 80 Prozent eine Folgeanstellung. Auch die Auszubildenden der nachfolgenden Kurse haben bereits eine gute Perspektive.
Die im Februar dieses Jahres begonnene Ausweitung des im ländlichen Babati pilotierten Modells auf vier weitere Bildungszentren wurde nun durch eine Intensivschulung von Bildungsstättenleitern dieser Einrichtungen unterstützt. Aufbauend auf ein erstes Seminar, das im Oktober 2021 in Arusha stattfand, wurden die »Principals« von einem erfahrenen Kurzzeitexperten nun in den Bereichen Finanzen, Marketing, Organisation und Planung geschult. Insbesondere die unterschiedlichen Konzepte für Beschaffung von Ausstattung und Lehrmaterial wurde rege diskutiert, da es in den Partnerinstitutionen oftmals an Regelstrukturen wie einem Beschaffungsplan sowie der Erfassung und Bereitstellung der nötigen Mittel mangelt.
Die Schulung wurde begleitet vom kommissarischen Generaldirektor der VETA, welcher die Institutionalisierung des dualen Systems anstrebt, der Abteilungsleiterin für Aus- und Weiterbildung sowie dem Projektmanagementteam beider Partnerorganisationen.
In der zweiten Jahreshälfte werden auch wieder deutsche Ausbilder nach Babati entsendet, um dort die Ausbildung von Ausbilderinnen und Ausbildern vor Ort weiter zu führen.