Aktuelle Pressemeldung

| Bilanz am Ausbildungsmarkt 2019/2020: 

Der Ausbildungsmarkt in NRW geht in die Verlängerung – Chancen im »fünften Quartal«

Burkhard Landers, Torsten Withake, Hans Hund (v.l.n.r.)

Für viele Unternehmen und Bewerberinnen und Bewerber wird es in diesem Jahr am Ausbildungsmarkt knapp. Ende September waren noch 8.900 Bewerber/innen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, gleichzeitig gab es fast 11.000 offene Stellen. Die Corona-Virus-Pandemie hat den Ausbildungsmarkt um mehrere Monate nach hinten verschoben. Bis zum Stichtag im September wurden weniger Ausbildungsverträge eingetragen als im Vorjahr: Der Westdeutsche Handwerkskammertag (WHKT) und die Industrie- und Handelskammern in NRW (IHK NRW) verzeichnen einen Rückgang. Die Verlängerung des Ausbildungsmarktes bis in den Januar hinein sollten Bewerber/innen wie Betriebe nutzen. Die Bundesagentur für Arbeit, IHK NRW und der WHKT läuteten bei einer gemeinsamen Zwischenbilanz das »fünfte Quartal«, die Nachvermittlungszeit* auf dem Ausbildungsmarkt ein.

»Wir sind uns einig, dass wir einen Corona-Einbruch auf dem Ausbildungsmarkt in NRW verhindern müssen. Der Nachwuchs, den wir heute nicht ausbilden, fehlt der Wirtschaft in NRW in wenigen Jahren«, so Torsten Withake, Chef der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit (BA) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit IHK NRW und WHKT. Die Auswirkungen der Corona-Virus-Pandemie haben die Situation auf dem Ausbildungsmarkt in diesem Jahr deutlich geprägt. In der Zeit des Lockdowns im April, Mai und Juni gab der Ausbildungsmarkt bei den Stellenmeldungen wie bei der Zahl der Bewerberinnen und Bewerbern gegenüber anderen Jahren deutlich nach. So meldeten Unternehmen und Betriebe bis Juni für das aktuelle Ausbildungsjahr 99.507 Ausbildungsstellen und damit 9,1 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Noch deutlicher ging die Anzahl der Bewerberinnen und Bewerber zurück: Im Juni waren 12,1 Prozent und damit 13.981 junge Menschen weniger auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz als im Vorjahresmonat.

Ab Juli kam wieder mehr Bewegung in den Ausbildungsmarkt. Die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber meldeten trotz der oft herausfordernden Situation neue Ausbildungsstellen. Bis Ende September wurden insgesamt 110.568 Ausbildungsstellen bei den Agenturen für Arbeit gemeldet. Trotz der Belebung auf dem Ausbildungsmarkt im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 7,8 Prozent (9.363 Stellen). Die Anzahl der Bewerberinnen und Bewerber stieg bis Ende September auf 115.639 junge Menschen. Allerdings suchten ein Jahr zuvor noch 128.508 junge Frauen und Männer einen Ausbildungsplatz. Dies bedeutet einen Rückgang um 10,0 Prozent.

IHK NRW und WHKT unterstreichen, dass die Unternehmen trotz der Krise an ihrem Ausbildungsengagement festhalten. So seien in den letzten Monaten sogar mehr Ausbildungsplätze angeboten und mehr Verträge abgeschlossen worden als in den Vorjahresmonaten. Unter dem Strich stehe zum aktuellen Stichtag im Vergleich zum Vorjahr aber dennoch ein Minus bei den Ausbildungsverträgen. Bis Ende September wurden von den Industrie- und Handelskammern in NRW 58.380 Ausbildungsverträge abgeschlossen (minus 15,1 Prozent), bei den Handwerkskammern waren es 25.171 Ausbildungsverträge (minus 10,1 Prozent). IHK NRW und der WHKT sehen dafür vor allem zwei Hauptgründe: fehlende Kontaktmöglichkeiten zwischen Jugendlichen und Betrieben und drastische Geschäftseinschränkungen in manchen Branchen.

Bestehende Ausbildungsverhältnisse hingegen haben sich als sehr stabil erwiesen. Eine Umfrage der IHK-Organisation hat ergeben, dass nur 0,5 Prozent der Betriebe Ausbildungsverträge lösen mussten. »Die meisten Unternehmen haben selbst auf dem Höhepunkt der ersten Covid-Welle und danach Wege gefunden, weiter auszubilden. Ein eindrucksvoller Beweis, wie robust und zukunftssicher die duale Ausbildung in Deutschland ist. Mein Rat an alle jungen Menschen, die sich nicht sicher sind, wo sie die Reise hinführen soll: Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz stehen auch jetzt im Herbst noch sehr gut – es ist nicht zu spät!« sagte Burkhard Landers, Vize-Präsident von IHK NRW.

Jetzt komme es darauf an, die nächsten Monate für den Ausbildungsmarkt in NRW zu nutzen und Bewerberinnen und Bewerber und Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber erfolgreich zusammenzubringen. Sowohl die Industrie- und Handelskammern als auch die Handwerkskammern werden bis in den Januar hinein Ausbildungsverträge eintragen.

»Die Betriebe des Handwerks in NRW erleben trotz Corona-Pandemie in den allermeisten Geschäftsbereichen eine gute Konjunktur. Daher wird im Handwerk weiter auf hohem Niveau ausgebildet und junge Menschen erleben, wie das duale Berufsbildungssystem Talente fördert – vom ersten Tag der Ausbildung, bis hin zum Meistertitel und zur Selbstständigkeit. Die Chancen im Handwerk stehen gut, ergreifen muss man sie selbst! Unsere Betriebe helfen dabei und appellieren an alle Jugendlichen, sich auch jetzt noch um einen Ausbildungsplatz im Handwerk zu kümmern und nicht auf das nächste Jahr zu warten«, sagte Hans Hund, Präsident des WHKT.

Der Ausbildungsmarkt geht im 5. Quartal in die Verlängerung: Jugendliche in Nordrhein-Westfalen können durch die Nachvermittlungsaktionen der Bundesagentur für Arbeit und der Kammern noch später ihre Ausbildung beginnen.

»Auf dem Ausbildungsmarkt beginnt jetzt mit dem 5. Quartal die in diesem Jahr entscheidende Phase. Wir hatten in den vergangenen Jahren bereits in vielen Branchen Fachkräfteengpässe. Damit sich diese nicht durch Corona zusätzlich verschärfen, müssen wir in NRW besonders darauf achten, dass wir trotz aller schwierigen Einschränkungen den Ausbildungsmarkt auf Kurs halten und unser Ziel erreichen, dass die Zahl der Ausbildungsmöglichkeiten in NRW stabil bleibt«, sagte Withake. »So sind in den vergangenen Monaten die Beratungsmöglichkeiten der Agenturen ausgebaut und weiterentwickelt worden – digital, aber auch vor Ort, in den Agenturen für Arbeit und in den Schulen. Mir ist wichtig, dass jeder junge Erwachsene ihre und seine Chance für den Start in die berufliche Zukunft erhält.«

Die BA NRW, IHK NRW und der WHKT, sind sich einig: Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz stehen weiterhin gut und es ist noch nicht zu spät. Ende September gab es 10.958 freie Stellen und damit 8,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Außerdem gab es zum Stichtag 30.09.20 landesweit mehr freie Ausbildungsstellen als unversorgte Bewerberinnen und Bewerber. 8.900 junge Menschen waren noch auf der Suche nach einem dualen Ausbildungsplatz.

(*Das Berufsberatungsjahr beginnt im Oktober und endet im September des folgenden Jahres, da die meisten dualen Ausbildungen i.d.R. im August oder September starten. Von November bis in den Januar läuft die Nachvermittlungszeit, das sogenannte „5.Quartal“, in der noch Ausbildungen begonnen werden können.)


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