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Konjunkturbarometer Nr. 92 – 02/2024:
Wachstumsschwäche hält an
Ergebnisse der Herbstumfrage 2024 der nordrhein-westfälischen Handwerkskammern
Im Herbst 2024 ist die Konjunktur im nordrhein-westfälischen Handwerk überwiegend von Stagnation und trüben Aussichten geprägt. Das Geschäftsklima liegt mit 107 Punkten in etwa auf dem Niveau von vor einem Jahr – ein im Langzeitvergleich erneut schwacher Wert. Die aktuelle Geschäftslage wird mehrheitlich noch als zufriedenstellend bewertet, lässt aber eine positive Dynamik vermissen. Auch von einem baldigen Aufschwung ist mit Blick auf die pessimistischen Zukunftserwartungen nicht auszugehen. Ausschlaggebend für die stagnierende Konjunktur ist ein Dreiklang aus geringer Neubautätigkeit, verhaltenem Konsumklima und rückläufiger Industrieproduktion. Das Bauhaupt- und das Ausbaugewerbe, die zusammen rund die Hälfte aller Handwerksbetriebe in Nordrhein-Westfalen ausmachen, spüren die Krise beim Wohnungsneubau mittlerweile deutlich, was sich in einer angespannten Umsatz- und Auftragslage sowie rückläufigen Auftragsreichweiten niederschlägt. Ausnahmen bilden einige Klimahandwerke, wie Dachdecker, die von der Nachfrage nach energetischen Gebäudesanierungen profitieren. Stark unter Druck stehen die Handwerke für den gewerblichen Bedarf, unter denen sich viele industrielle Zulieferer wie etwa Feinwerkmechaniker befinden. Hier macht sich der Nachfragerückgang aus der Industrie unmittelbar bemerkbar. Solide schneiden hingegen die konsumnahen Handwerksbranchen wie das Gesundheitsgewerbe und die personenbezogenen Dienstleistungen ab, die von einer weiterhin niedrigen aber dennoch stabilisierten Konsumstimmung profitieren.
Auch wenn das Handwerk nach wie vor besser dasteht als viele andere Branchen, bleibt ein echtes Vorankommen seit mehr als einem Jahr aus. Die Stagnation verfestigt sich zunehmend, die Unsicherheit ist greifbar.
Über positive Initiativen hinaus, wie die Einführung der Meisterprämie oder die Implementierung der kleinen Bauvorlageberechtigung in der Landesbauordnung, braucht es weitere Maßnahmen, um den Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen zu stärken. Neben einem konsequenten Abbau von Dokumentations- und Berichtspflichten gehört dazu aus Sicht des Handwerks auch die Absenkung der Grunderwerbsteuer.
Wir danken den 6.592 Betrieben aus über 40 Gewerken, die sich in diesem Herbst an der Umfrage der sieben nordrhein-westfälischen Handwerkskammern beteiligt haben. Die Teilnahmequote hat damit ein Langzeithoch erreicht. Durch die zahlreichen Antworten der Betriebe können wir ein präzises Bild der wirtschaftlichen Lage im nordrhein-westfälischen Handwerk zeichnen.
Berthold Schröder, WHKT-Präsident
Dr. iur. Florian Hartmann, WHKT-Hauptgeschäftsführer
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