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Konjunkturbarometer Nr. 90 – 02/2023:
Baukrise drückt Stimmung im Handwerk

Ergebnisse der Herbstumfrage 2023 der nordrhein-westfälischen Handwerkskammern

Die Handwerkskonjunktur in Nordrhein-Westfalen ist im Herbst 2023 vom allgemeinen Abschwung und der sich zuspitzenden Baukrise geprägt. Der vorsichtige Optimismus aus dem Frühjahr ist verflogen – insgesamt geht das Geschäftsklima deutlich zurück. Dabei fällt eine Spreizung auf: Die aktuelle Lage wird überwiegend noch als stabil beschrieben. Unter dem Eindruck des gesamtwirtschaftlichen Abschwungs und in einem Umfeld aus hohen Energiepreisen, Fachkräftemangel und inflationsbedingtem Nachfragerückgang fallen aber vor allem die Erwartungen an die Entwicklung der nächsten sechs Monate pessimistisch aus.

Besonders stark ist der Rückgang des Geschäftsklimas im Bauhaupt- und im Ausbaugewerbe, zu dem rund die Hälfte aller nordrhein-westfälischen Handwerksbetriebe zählen. Zwar sind die Auftragsbücher größtenteils noch gut gefüllt – angesichts der einbrechenden Zahl an neuen Baugenehmigungen wird aber ein baldiger Stillstand im Wohnungsneubau befürchtet, der die Zukunftserwartungen nach unten drückt. Auch die Parameter Umsatz, Auftragslage und Beschäftigung geraten in allen Gewerbegruppen unter den herausfordernden Rahmenbedingungen unter Druck. Besonders die Investitionstätigkeit wird von vielen Betrieben zurückgefahren.

Noch ist die Konjunktur überwiegend robust – auch weil das Handwerk von hohen Auftragsbeständen aus der Vergangenheit zehrt. Viele Betriebe blicken aber mit großer Sorge in die Zukunft. Die Politik ist deshalb gefragt, jetzt die richtigen Entscheidungen zu treffen, um eine langanhaltende Rezession zu verhindern. Es gilt, den Standort nachhaltig zu stärken und die Bauwirtschaft zu stabilisieren. Die Bundesregierung hat mit dem Wachstumschancengesetz und dem Maßnahmenpaket für den Bausektor den richtigen Weg eingeschlagen – auch wenn diese Vorhaben noch hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Die Landesregierung muss nun ihren Teil zur Gesamtlösung beitragen. Konkret heißt das: Verzicht auf eine Rohstoffabgabe, Senkung der Grunderwerbsteuer und konsequente Umsetzung der Fachkräfteoffensive.

Wir danken den 6.537 Betrieben aus über 40 Gewerken, die sich dieses Mal an der Umfrage beteiligt haben. Das sind so viele wie selten zuvor. Durch ihre Antworten können wir ein präzises Gesamtbild der wirtschaftlichen Lage im nordrhein-westfälischen Handwerk zeichnen.


Berthold Schröder, WHKT-Präsident
Dr. iur. Florian Hartmann, WHKT-Hauptgeschäftsführer


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