WHKT-REPORT Ausgabe 09/2020

Vorwort


Liebe Leserinnen und Leser,

das Handwerk zeigt sich in der Corona-Krise insgesamt als Stabilitätsanker: die Arbeitsplätze sind verlässlich, die Zukunftsperspektiven gut. Die konjunkturelle Lage im Handwerk ist besser als in vielen anderen Wirtschaftsbereichen. Bessere Argumente für die Ausbildungschancen im Handwerk kann es eigentlich nicht geben. Und doch ist es für viele Betriebe nach wie vor schwer, geeigneten Nachwuchs zu finden. 

Wir lassen auch deswegen nicht nach, uns beständig für die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung einzusetzen. Das, was für Studenten und Hochschulen möglich ist, muss auch für die berufliche Ausbildung gelten. Eine aktualisierte Grundsatzposition zum Thema Gleichwertigkeit wird die WHKT-Vollversammlung Ende Oktober beraten. 

Zu Recht bezeichnen Bundes- und Landesregierung das Handwerk als Rückgrat in der Krise. Doch damit das so bleibt, braucht es mehr Rückenwind – gerade für unsere Azubis und die Ausbildungsbetriebe im Handwerk. 

Eine traurige Nachricht hat uns am vergangenen Sonntag erreicht: Der ehemalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wolfgang Clement ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Wolfgang Clement hat sich als Ministerpräsident, Landes- und Bundesminister immer für das nordrhein-westfälische Handwerk stark gemacht. Sein Name bleibt unter anderem eng mit der so wichtigen Meistergründungsprämie im Handwerk verbunden. Wir im Handwerk werden Wolfgang Clement ein ehrendes Andenken bewahren. 

Ihr

Matthias Heidmeier
Hauptgeschäftsführer

 

Bewegende Geschichten:

Treffpunkt Ehrenamt bot Bühne für ehrenamtliches Engagement

»Heute wollen wir das Ehrenamt ins Schaufenster stellen«, so eröffnete WHKT-Präsident Hans Hund den 6. Treffpunkt Ehrenamt, der am 18.09.2020 auf Schloss Raesfeld coronabedingt in kleinerem Rahmen als in den Vorjahren stattfand.

Matthias Heidmeier, Hauptgeschäftsführer des WHKT, betonte, dass man gerade in der Corona-Zeit ehrenamtlichem Engagement den Rücken stärken müsse. Deswegen habe man sich dazu entschlossen, trotz strenger Hygieneregeln, die Veranstaltung durchzuführen, wenn auch mit deutlich weniger Gästen als in den Vorjahren und coronabedingt sitzend an einer großen »Tafel des Ehrenamts«.

Beim Treffpunkt Ehrenamt gehe es auch darum, Geschichten zu hören, um sie weiterzutragen, so Hans Hund weiter. Sie zeigten, dass das Handwerk eine sensible Rolle habe für gesellschaftliche Anliegen. Diese gelte es in die nächste Generation zu tragen. Und bewegende Geschichten gab es viele, als sieben Handwerkerinnen und Handwerker an der »Tafel des Ehrenamts« über ihr vielfältiges Engagement berichteten.

Anschließend verlieh Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart den Ehrenamtspreis des Handwerks NRW an Elektronikermeister Markus Laudenberg aus Bergisch-Gladbach, Teilnehmer des Treffpunkt Ehrenamt des Jahres 2019, für seine Aktivitäten im Verein Nepal & Wir. »Mit dem ‚Ehrenamtspreis Handwerk NRW‘ wollen wir das ehrenamtliche Engagement stärken und insbesondere junge Menschen dabei unterstützen, sich einzubringen. Das Ehrenamt hat im Handwerk eine lange Tradition. Die Bedeutung haben wir zuletzt in der Corona-Krise erlebt: Nur durch das besondere Engagement der Handwerksorganisationen konnten Prüfungen weiter stattfinden und so dem Fachkräftemangel begegnet werden. Dafür danke ich allen Beteiligten«, so Minister Pinkwart.

Mit dem Treffpunkt Ehrenamt würdigt der Westdeutsche Handwerkskammertag (WHKT) seit Jahren das ehrenamtliche Engagement der Handwerkerinnen und Handwerker in Nordrhein-Westfalen.

Er wird gefördert vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.

Hintergründe zum Treffpunkt Ehrenamt sind verfügbar unter www.ehrenamt-handwerk-nrw.de/home/treffpunkt-ehrenamt/.

Meistertag NRW:

Gründerinnen und Gründer im Handwerk brauchen gerade jetzt Rückenwind

Rund 20 junge Gründerinnen und Gründer aus dem nordrhein-westfälischen Handwerk konnten am 04.09.2020 im Rahmen des 9. Meistertag NRW ihre Bescheide für die Meistergründungsprämie in Empfang nehmen – unter Einhaltung der coronabedingten Abstands- und Hygieneregeln selbstverständlich.

An der Veranstaltung, zu der der Westdeutsche Handwerkskammertag (WHKT) in die Alte Schlossfabrik in Solingen eingeladen hatte, nahmen etwa 80 ausgewählte Gäste teil, darunter neben NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart, WHKT-Präsident Hans Hund, LGH-Vorsitzender Berthold Schröder sowie dem Präsidenten der Handwerkskammer Düsseldorf, Andreas Ehlert, zahlreiche weitere Akteurinnen und Akteure aus Politik und Wirtschaft.

NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart, WHKT-Präsident Hans Hund, LGH-Vorsitzender Berthold Schröder sowie der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, Andreas Ehlert, tauschten sich in einer Talkrunde aus, die von WDR-Journalistin Gisela Steinhauer moderiert  wurde. Daneben bot der Meistertag drei jungen Meistergründungsprämienempfängern die Gelegenheit, zu Wort zu kommen. Dabei wurde vor allem eines deutlich: Insbesondere bei den Schülerinnen und Schülern der weiterführenden Schulen muss mehr Begeisterung für die handwerkliche Berufsausbildung entfacht werden.

Ein weiteres Highlight war der Vortrag von Keynote-Speaker Sven Schöpker, Tischlermeister und Geschäftsführer der Firma Raumfabrik, mit wertvollen Tipps für junge Existenzgründerinnen und -gründer. Zentrale Aussage: »Zeigt, was eure Arbeit wert ist!«

Im Jahr 2020 wurden bislang über 300 Anträge für Meistergründungsprämienempfängerinnen und -empfänger bewilligt. 

Der Meistertag NRW wird gefördert vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes NRW.

Fotos zur Veranstaltung stehen unter folgendem Link zur Verfügung: https://www.whkt.de/owncloud/index.php/s/Mml1U0VnHNSpaTF

Design ist anziehend:

Preisverleihung und Ausstellungseröffnung zum Wettbewerb »DesignTalente Handwerk NRW 2020« am 11.10.2020

Die Preisverleihung und Ausstellungseröffnung des Wettbewerbs »DesignTalente Handwerk NRW 2020« steht kurz bevor: Am 11. Oktober 2020 werden die Preisträgerinnen und Preisträger des Wettbewerbs feierlich bekanntgegeben sowie von NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart und Hans Hund, Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertages (WHKT), geehrt.

»Der diesjährige Wettbewerb hat die Anziehungskraft von gutem Design im Handwerk bereits jetzt eindrucksvoll unter Beweis gestellt«, so Matthias Heidmeier, Hauptgeschäftsführer des WHKT. »Zum einen anziehend im Werben um kreativen Fachkräfte-Nachwuchs, zum anderen für Kunden als greifbares Ergebnis von individuellen Kundenwünschen im Handwerk. Deswegen ist der Wettbewerb dem Westdeutschen Handwerkskammertag so wichtig«, so Heidmeier weiter.

Die Preisverleihung findet am Sonntag, den 11. Oktober 2020 um 11:00 Uhr in der Handwerkskammer Düsseldorf, Georg-Schulhoff-Platz 1, 40221 Düsseldorf, statt. Aufgrund der aktuellen coronabedingten Situation ist für die Preisverleihung nur eine begrenzte Teilnehmerzahl zugelassen.

Die Preisverleihung ist zugleich Startschuss für die Ausstellung in der Handwerkskammer Düsseldorf, in der die von der Fachjury zugelassenen Wettbewerbsarbeiten vom 12. Oktober bis zum 25. Oktober 2020 (Montag bis Freitag von 09.00–18.00 Uhr, samstags von 09.00–14.00 Uhr, sonn- und feiertags geschlossen) zu sehen sein werden.

Der Wettbewerb wird vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Weitere Informationen unter www.designtalente-handwerk-nrw.de

Ganz im Zeichen der Bewältigung der Corona-Folgen:

Ausbildungskonsens beschließt Handlungskonzept

Duale Ausbildung hat bei allen Partnern des Ausbildungskonsenses wieder Priorität, nachdem andere Krisenbewältigungen das Thema fünf Monate, der eigentlichen Hoch-Zeit des Ausbildungsmarktes, überlagerte. Von März bis Juli bahnt sich üblicherweise das Gros der Ausbildungsverträge an. Dieses Jahr fanden weder Veranstaltungen für Schulabgänger, noch Vermittlungsbörsen im üblichen Umfang statt. Digitale Formate konnten die fehlenden Kontaktanbahnungen zwischen Ausbildungsbetrieben und Lehrstellensuchenden nicht ausgleichen. Die Unsicherheiten vieler potentieller Vertragspartner waren groß.

Der Ausbildungskonsens NRW hat die Lage detailliert analysiert und gleichermaßen im Sinne der Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz und Ausbildungsbetriebe ohne Auszubildende ein Handlungskonzept zur Sicherung der Ausbildung auch in Zeiten von Corona im Spitzengespräch am 12. August 2020 beschlossen.

Es wurde die weitere Vorgehensweise zur Abfederung und zum Ausgleich von negativen coronabedingten Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt in NRW vereinbart, u. a. wie man die am stärksten betroffenen Regionen ermittelt. Insgesamt 13 Maßnahmen – bezogen auf drei Themenfelder – wurden vereinbart. Die Schaffung von Ausbildungsplatzangeboten in den Regionen, in denen es zu wenig Stellen gibt, die Aktivierung von Bewerberinnen und Bewerbern sowie die Umsetzung des Matchings in Regionen mit zu wenig Bewerbern und Bewerberinnen und zuletzt die Unterstützung von Auszubildenden zur Fortführung ihrer Ausbildung, wenn der Betrieb von Insolvenz betroffen ist.

Der Beschluss ist auf der Website des Arbeitsministeriums zu finden oder beim WHKT per Mail an martina.scharla[ ät ]whkt.de erhältlich.

Gemeinsame Pressekonferenz:

Ausbildungsverträge müssen fortlaufend abgeschlossen werden

Weil Anfang September noch weit über 28.000 Ausbildungsplätze in NRW unbesetzt waren, haben die Akteure des Ausbildungsmarktes der dualen Ausbildung öffentlich den Rücken gestärkt und mit einer gemeinsamen Pressekonferenz von WHKT, RD NRW, MAGS NRW, IHK NRW, DGB und unternehmer nrwam 9. September 2020 in einem Ausbildungsbetrieb in Düsseldorf für das intensive Matching zwischen Bewerber/innen und Ausbildungsplätzen geworben. Jungen Menschen Mut zu machen, den Berufseinstieg mit einer dualen Ausbildung und ihren guten Perspektiven zu beginnen – das ist das Ziel, gerade auch in der Corona-Krise. Für den Abschluss von Ausbildungsverträgen ist es auch im September, Oktober und November sicher nicht zu spät. Verträge können Lehrstellensuchende fortlaufend abschließen. Unternehmen und Berufsschulen sind darauf eingestellt.

Das Handwerk macht sich erhebliche Sorgen, die Vielzahl offener Ausbildungsplätze nicht besetzen zu können. Matthias Heidmeier, Hauptgeschäftsführer des WHKT, sagte anlässlich der Pressekonferenz: »Das Handwerk ist Stabilitätsanker und bietet auch in der Coronakrise beste Beschäftigungsperspektiven. Unsere Ausbildungsbetriebe suchen aktuell noch in nahezu allen Regionen und Berufen Auszubildende, auch noch zum sofortigen Einstieg in die Ausbildung. Wer sich engagiert und interessiert, hat im Handwerk beste Chancen auf einen Anschluss nach der Schule oder Hochschule. Der direkte Zugang zu Ausbildungsbetrieben geht ganz einfach über die Plattform Finde Dein Handwerk

Nicht nur in Krisenzeiten wichtig:

Unternehmensanalysen für Handwerksbetriebe

Die Arbeiten der Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks (LGH) an den neuen Betriebsvergleichen laufen auf Hochtouren. Während mit den Friseuren die erste Branche vor ihrem Abschluss steht, haben nordrhein-westfälische Handwerksbetriebe in den weiteren Branchen noch die Chance, sich zu beteiligen und sich eine kostenlose Unternehmensanalyse zu sichern.

»Planungen und Zielsetzungen der Entscheidungsträger können mit diesen Informationen wesentlich besser fundiert werden als mit Analyseinstrumenten, die nur das einzelne Unternehmen im Blickfeld haben«, so LGH-Hauptgeschäftsführer Matthias Heidmeier.

Die Unternehmensanalysen der LGH basieren auf Betriebsvergleichsdaten und geben den Handwerksbetrieben wichtige Impulse, indem sie helfen, u.a. die betriebswirtschaftliche Situation einzuschätzen, Stärken und Schwächen aufzudecken oder die Auswirkungen der Krise auf die Geschäftszahlen darzustellen.

Neben dem Vergleich des Stundensatzes mit den Durchschnittswerten anderer Betriebe aus derselben Branche bieten die Analysen eine Vielzahl weiterer betriebswirtschaftlicher Kennzahlen. Die Berechnungen der Kennzahlen lassen sich durch das detaillierte Aufzeigen der betriebswirtschaftlichen Zahlen logisch nachvollziehen. Hier liegt der besondere Wert der LGH-Betriebsvergleiche, denn sie bieten zusammen mit den Unternehmensanalysen die Möglichkeit, zu erkennen, wo und in welcher Höhe im Handwerksbetrieb Kosten anfallen und wie sich diese im Verhältnis zu gleichartigen Betrieben darstellen.

Betriebsvergleiche können so die Urteilsbildung der Unternehmer mit einer objektiven, betriebswirtschaftlichen Informationsbasis unterstützen.

Weitere Informationen stehen unter www.lgh.nrw/index.php/service/betriebsvergleiche zur Verfügung. Kontakt: Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks e.V., Lars Polomski, Tel.: 0211/30108 410, Mail: Polomski[ ät ]lgh.de

Europa:

Klima im Brennpunkt

Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat in ihrer Rede zur Lage der Europäischen Union angekündigt, vorzuschlagen, das europäische Emissionsminderungsziel für Treibhausgasemissionen von 40% bis 2030 auf mindestens 55% im Vergleich zum Basisjahr 1990 anzuheben. Am Folgetag, dem 17. September 2020, hat die Europäische Kommission einen entsprechenden Vorschlag samt Folgenabschätzung vorlegt. Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments hatte Tage zuvor mehrheitlich 60% gefordert, auch 65% standen im Raum. Um Zahlen wird derzeit intensiv gestritten. Interessanter ist dabei aber eigentlich die Frage: Was heißt die Anhebung konkret?

Sicher ist, dass eine Anhebung des Ambitionsniveaus Gesetzesänderungen nach sich zieht. Die Europäische Kommission hat deswegen angekündigt, zum Sommer 2021 den gesamten energie- und klimapolitischen Akquis auf den Prüfstand zu stellen. Dieses Vorhaben ist nicht nur umfangreich, es ist auch für das Handwerk höchst relevant. Stellschrauben gibt es an verschiedensten Stellen: Gebäude, Verkehr, Produkte, Energieversorgung und -effizienz etc. Möglicherweise führen die Änderungen sogar zu einem Umbau der Gesamtarchitektur aus ETS und Lastenteilung.

Welche Stellschrauben verändert werden, ist noch offen. Die Europäische Kommission scheint zu einem Modell zu tendieren, welches den Anwendungsbereich des Emissionshandels erweitert und parallel den bestehenden Regulierungsrahmen anpasst. In der Presse bereits nachzulesen waren Pläne, beim CO2-Verbrauch von Neufahrzeugen – Kfz, leichte Nutzfahrzeuge und Lkw – nachzusteuern. Parallel dazu werden die Vorgaben für öffentliche Lade-Infrastrukuren überprüft. Hier geht es um den Ausbau öffentlich zugänglicher Elektroladepunkte sowie um die Perspektiven von Gas und Wasserstoff als Kraftstoffe. Auch die Energiesteuerrichtlinie könnte Auswirkungen auf die Verkehrspolitik haben, denn der Druck ist hoch, Vergünstigungen für Diesel zu unterbinden und die Energiesteuerrichtlinie insgesamt stärker an CO2-Emissionen auszurichten.

Ein großes Thema ist absehbar auch der Bereich Gebäude. Voraussichtlich im Oktober 2020 veröffentlicht die Europäische Kommission eine Initiative namens »Renovierungswelle«. Damit verbindet sie unter anderem Mindestanforderungen für die energetisch am schlechtesten bewerteten Gebäude und Anreize für eine beschleunigte energetische Sanierung öffentlicher Gebäude. Auswirkungen auf Gebäude gehen auch von der angekündigten Überarbeitung der Energieeffizienz- und der erneuerbare Energien-Richtlinien aus. Wärmeversorgung wird ein Thema werden, Wasserstoffanwendungen und das Thema Renovierungspflichten für öffentliche Gebäude könnte erneut aufflammen. Anlagentechnisch relevant ist Ökodesign. Zu erwarten ist, dass sich der Druck verstärkt, über Ökodesign mittelfristig fossil betriebene Heizungsanlagen vom Markt zu verdrängen.

Als relativ sicher kann gelten, dass sich Parlament und Rat auf eine Anhebung des Ambitionsniveaus einigen werden. Die Zahl wird verhandelt. Entscheidend ist, den Vorlauf bis zum Sommer 2021 zu nutzen, um sich inhaltlich auf Änderungen vorzubereiten, um nach Möglichkeit mit gestalten zu können. Denn die Liste möglicher Stellschrauben ist lang.

Projekt ValiKom Transfer:

August bisher stärkster Monat für Fremdbewertungen

Mit 60 Fremdbewertungen sind im August die bisher meisten Bewertungen innerhalb eines Monats durchgeführt worden. Nachdem es im Februar mit 51 Zertifizierungen den vorläufigen Höhepunkt in diesem Jahr gegeben hatte, brachte der Lockdown Mitte März einen deutlichen Einbruch. Erst Mitte Mai wurden wieder mehr Fremdbewertungen – insgesamt 22 – durchgeführt. Seitdem ist die Zahl der Bewertungen kontinuierlich gestiegen. Eine erfreuliche Entwicklung nach der Corona-Zwangspause.

Pilothaft konnten in dieser Zeit berufliche Kompetenzen digital validiert werden. Und zwar Berufe, die am PC ausgeübt werden, wie der Beruf Mediengestalter/in oder Kauffrau/Kaufmann für Büromanagement.

Inzwischen finden die Schulungen von Berufsexpertinnen und  -experten  wieder in Präsenz statt. Nachdem die Bewerterschulungen coronabedingt von März bis Mai komplett ausfallen mussten, konnten sie im Juni digital angeboten werden. Seit Juli führt die Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) wieder Schulungen vor Ort durch – unter Einhaltung der geltenden Hygienebestimmungen und Abstandsregelungen. So haben seit Juli vier Schulungen als Präsenzveranstaltung stattgefunden. Insgesamt wurden bislang 413 Berufsexpertinnen und -experten geschult, die die beruflichen Kompetenzen von Teilnehmenden im Rahmen des Projekts ValiKom Transfer bewerten.

An dem Verbundprojekt ValiKom Transfer sind elf Handwerkskammern, 17 Industrie- und Handelskammern, zwei Landwirtschaftskammern, das Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk (FBH) sowie der WHKT beteiligt. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Weitere Informationen unter www.validierungsverfahren.de.

Afrika:

WHKT-Experten kehren an ihre Arbeitsplätze in der Côte d’Ivoire und in Tansania zurück

Die beiden Langzeitexperten der WHKT-Berufsbildungspartnerschaften (BBP) in der Côte d’Ivoire und in Tansania sind nach einem längeren, coronabedingten »Zwangsaufenthalt« in ihrer deutschen Heimat wieder an ihre Arbeitsplätze vor Ort zurückgekehrt. Mit einem strengen Hygienekonzept im Koffer und unter genauer Beobachtung der jeweiligen Pandemie-Entwicklung hatten beide Mitarbeitenden den dringenden Wunsch, wieder im Land selber die Projekte voranzutreiben.

Elke Müller, Tischlermeisterin und Langzeitexpertin des WHKT in der Côte d’Ivoire, flog bereits Mitte August zu ihrem Einsatzort zurück. Dort startete sie im September eine Rundreise zu verschiedenen Bildungszentren im ganzen Land, um sich einen genauen Überblick über den Ausbildungsstand ivorischer Tischlerinnen und Tischler zu verschaffen sowie geeignete Kooperationspartner für Schulungsmaßnahmen zu identifizieren.

Das Projekt fokussiert sich insbesondere auf den Aufbau von Kompetenzen der Partnerorganisation, der nationalen Handwerkskammer der Côte d’Ivoire. Dabei geht es zum einen um die Erprobung eines Geschäftsmodells für ein Tischler-Ausbildungs- und Produktionszentrum. Dieses soll nicht nur Aus- und Weiterbildungskurse anbieten, sondern auch als Maschinenhof für die Produktion lokaler Betriebe zur Verfügung gestellt werden. Zum anderen gilt es, das Image des Handwerks im Land zu verbessern. Dabei setzt der WHKT auf Erfahrungen, die das deutsche Handwerk mit seiner Kampagne gemacht hat.

Der Langzeitexperte des bereits seit 2017 laufenden BBP-Projektes in Tansania, Thomas Rehberg, landete am 16. September in Arusha. Vor Ort wird der Meister für Kraftfahrzeugmechanik die Fortschritte der nach der Erntezeit nun wieder im Bildungszentrum in Babati eintreffenden Auszubildenden aus dem ersten und zweiten Lehrjahr im Bereich Land- und Baumaschinenmechanik prüfen und die Umsetzung der zweiten Projektphase steuern. Bereits 46 Auszubildende aus rund 20 Betrieben nehmen an den Pilotlehrgängen in Babati teil, eine dritte Gruppe beginnt ihre Ausbildung im Januar 2021.

Empfangen wird Rehberg vor Ort mit offenen Armen, wurde doch schon die erste Projektphase von der tansanischen Partnerorganisation VETA (Vocational Education and Training Authority) durchweg als positiv bewertet. So sagte jüngst Felix Ole Ndukai, Bildungsstättenleiter in Babati: »Gerade der handlungsorientierte Unterricht der Kurzzeitexperten aus dem deutschen Handwerk hat zu einer spürbaren Kompetenzverbesserung unserer Ausbilderinnen und Ausbilder geführt. In Tansania ist das Bildungssystem sehr theorielastig, weswegen die duale Ausbildung mit ihrem hohen Praxisanteil für uns eine enorme Umstellung bedeutet. Wir sehen aber gerade darin eine große Chance, die duale Ausbildung in unser Bildungssystem zu integrieren und dadurch die Qualität der handwerklichen Ausbildung in unserem Land zu steigern.«

Förderprogramm »Integration durch Qualifizierung (IQ)«:

Die IQ NRW Web-App – ein Erfolgsmodell

Mit wenigen Klicks zur Anerkennungsberatung. Das ist im IQ Netzwerk NRW möglich. Das Tool hilft dabei, Beratungen per Telefon, E-Mail oder per Videochat zu vermitteln.

Über die Web-App des mobilen Beratungsteams des IQ Netzwerks NRW beim WHKT wird Ratsuchenden mit einer ausländischen Berufsqualifikation ein unkomplizierter Zugang zur Beratung über den digitalen Weg ermöglicht. Mittels eines QR-Codes gelangen die Ratsuchenden zur Beratungsanmeldung. Schritt für Schritt und in zehn Sprachen werden sie durch die Beratungsanmeldung geführt. Die Beratung findet je nach Bedarf per E-Mail, telefonisch oder über einen Videochat statt. Zu jeder Zeit der Anmeldung und der folgenden Beratung ist für die Datensicherheit gesorgt.

Die Digitalisierung der Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung über die Web-App wurde zunächst coronabedingt ausgeweitet und wird auch weiterhin ständig erweitert und verbessert. Damit ist dies ein zukunftsweisendes Beispiel für digitales Lernen und Arbeiten.

Die Web-App ist bereits seit 2017 ein Erfolgsmodell und in NRW bekannt. Viele Ratsuchende erreichen sie direkt über die Website des IQ Netzwerks NRW. Auch Arbeitsverwaltungen, Jobcenter und Behörden verweisen ihre Kund/innen an sie. Durchschnittlich erhält die mobile Beratung derzeit im Monat ca. 100 Anfragen. Das Beratungsangebot unterstützt die Arbeit der Arbeitsverwaltung, die ebenfalls zunehmend digitalisiert wird und ist auch im Hinblick auf das Fachkräfteeinwanderungsgesetz zukunftsweisend. Sie ist flexibel und vor allem ressourcenschonend einsetzbar, auch als Ergänzung zur Face-to-Face-Beratung – eine digitale Möglichkeit, die örtlich und zeitlich unabhängig den Beratungsbedarf bedient. Damit wird auch eine weitere Klientengruppe angesprochen: Diejenigen, die aus persönlichen Gründen eine digitale Beratung vorziehen.

Das Förderprogramm »Integration durch Qualifizierung (IQ)« zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund ab. Das Programm wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Bundesagentur für Arbeit (BA).

Handwerk, Design, angewandte Kunst:

Bewerbungsphase für den Staatspreis MANUFACTUM gestartet

Seit dem 1. September läuft die Bewerbungsphase für den Wettbewerb MANUFACTUM 2021, der alle zwei Jahre stattfindet. Teilnehmen können alle Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker ab dem vollendeten 25. Lebensjahr, die in Nordrhein-Westfalen leben und arbeiten. Die Besten von ihnen werden mit dem Staatspreis ausgezeichnet. 

Der traditionsreiche Wettbewerb, den die Landesregierung ausschreibt, hat mit neuem Konzept an Attraktivität gewonnen und gehört mit insgesamt 60.000 Euro Preisgeld zu den bedeutenden Kunstpreisen in Deutschland. Er rückt das Unikat, das handgefertigte Einzelstück, in den Mittelpunkt.

2021 werden zum 30. Mal Handwerk, Design und angewandte Kunst auf höchstem Niveau einem breiten Publikum präsentiert. Die Wichtigkeit der Ausstellung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund (MKK) unterstreicht die Landesregierung durch die Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten Armin Laschet. Die feierliche Verleihung der Staatspreise erfolgt am 24. April 2021.

Handwerkliche Präzision und innovative Gestaltung sind ebenso gefragt wie der experimentelle Umgang mit dem Material. Der Begriff Kunsthandwerk ist nicht eng auszulegen. Bewertet werden die Idee, die Gestaltung, die materialgerechte Umsetzung und die Technik. Experimentelle Arbeiten, die diesen Kriterien entsprechen, sind ausdrücklich erwünscht.

Der Wettbewerb erfolgt mehrstufig. In der ersten Phase bewirbt man sich mit Bildern und einer aussagekräftigen Beschreibung. Wer nominiert wird, bringt seine Arbeit Anfang März 2021 nach Dortmund ins Museum und ist in der engen Auswahl um den Einzug in die Ausstellung und den Staatspreis dabei.

Es gibt sechs Themenbereiche: Bild- und Druckmedien, Möbel, Kleidung & Textil, Objekt und Skulptur, Schmuck, Wohnen und Außenbereich. Die einzelnen Kategorien sind mit je 10.000 Euro dotiert.

Die Bewerbungsphase läuft noch bis zum 31.01.2021.

Weitere Informationen und Bewerbung im Internet: www.staatspreis-manufactum.de

Auch für Handwerksbetriebe interessant:

Bewerbungen zum Umweltwirtschaftspreis.NRW noch bis 9. Oktober möglich

Noch bis zum 9.10.2020 läuft die Bewerbungsphase des »Umweltwirtschaftspreis.NRW«, mit dem das nordrhein-westfälische Umweltministerium und die NRW.BANK die Vorreiterrolle Nordrhein-Westfalens in der Umweltwirtschaft weiter ausbauen und innovative Zukunftsideen fördern möchte. Der Preis würdigt kleine und mittlere Unternehmen, die erfolgreiches unternehmerisches Handeln mit Ressourcenschonung und Klimaschutz verbinden und ist somit auch für Handwerksbetriebe interessant.

Ausgelobt wird der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Preis vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit der NRW.BANK. Besonderes Augenmerk legt die Expertenjury bei der Auswahl der Preisträger auf die ökologische Wirkung der Produkte und Dienstleistungen, den Innovationscharakter, dem Nutzen für die Gesellschaft sowie dem wirtschaftlichen Erfolg. »Mit dem Kriterienkatalog bilden wir das ab, was nachhaltiger Umweltschutz heute sein soll und gerade im Handwerk vielerorts bereits ist: Ein selbstverständlicher Bestandteil der Leistungserstellung«, so Matthias Heidmeier, WHKT-Hauptgeschäftsführer und Mitglied der Expertenjury.  

Zur Teilnahme am Umweltwirtschaftspreis.NRW berechtigt sind Unternehmen mit Hauptsitz in Nordrhein-Westfalen, die in einem Feld der Umweltwirtschaft aktiv sind. Nähere Angaben hierzu sowie sämtliche Teilnahmeunterlagen stehen online: www.umweltwirtschaftspreis.nrw.